ASIEN/INDONESIEN - Jesuitenpater beklagt “islamistischen Populismus“

Mittwoch, 10 Mai 2017 islam   politischer islam   religiöse minderheiten   religionsfreiheit   politik   ethnische minderheiten   dialog   zivilgesellschaft   menschenrechte  

Antara

Giacarta (Fides) – Am gestrigen 9. Mai wurde der ehemalige christliche Gouverneur von Jakarta, Basuki Tjahaja Purnama (“Ahok”) wegen Blasphemie zu zwei Jahren Haft verurteilt und festgenommen.
Der aus Deutschland stammende Wissenschaftler und Universitätsdozent Pater Franz Magnis-Suseno (sj), der seit 56 Jahren in Indonesien lebt und arbeitet betont in einem Kommentar zu der Verurteilung: “Es ist ein ungerechtes Urteil und wurde von Richtern ausgesprochen, die unter dem Druck von Islamisten stehen“. Der Jesuitenpater, der das Philosophat der Jesuiten in Jakarta leitet, beklagt “islamistischen Populismus”. “Die Extremisten versuchen ihre Kampagne bis zur Präsidentschaftswahl 2019 fortsetzen und wünschen sich eine Niederlage von Joko Widodo. Davon würde Prabowo Subianto profitieren, der bei der Wahl 2013 unterlag”.
“Seit über einem Jahr wird ein stilles Bündnis zwischen ehemaligen Generälen und Islamisten aufgebaut”, so der Jesuitenpater weiter, „Eine Zunahme der Unruhen und des sozialen Chaos könnte die Militärs ‚zwingen’ die Macht zu übernehmen und zwar mit islamistischer Unterstützung. Man muss wissen, dass die alten Generäle die demokratische Reform, die nach dem Sturz des Diktators Suharto auf den Weg gebracht wurde, nie wirklich akzeptiert haben”.
Daraus müsse man folgende Lehre ziehen, so Pater Franz Magnis-Suseno: "Der islamische Extremismus unterschätzt und zwar auch von den großen muslimischen Organisationen der Zivilgesellschaft, Muhammadiyah und Nahdlatul Ulama (NU). In den vergangenen sechs Monaten haben sich auch viele junge Mitglieder der NU und vor allem auch der Muhammadiyah von dem extremistischen Politiker Habib Rizieq Shihab begeistern lassen. Es könnte also sein, dass bereits ein Wandel innerhalb des indonesischen Islam im Gange ist. Radikale treten als Vertreter aller indonesischen Muslime auf und stellen die islamische Identität in den Mittelpunkt wenn es darum geht eine zentrale Rolle auf der politischen Bühne zu übernehmen”.
Außerdem “wurden die Worte Ahoks und seine Kandidatur von Anfang an als Provokation empfunden”, so der Jesuitenpater weiter, „Indonesien ist noch nicht reif für christliche Führungskräfte auf Nationaler ebene. Umso mehr, wenn es sich um einen Christen chinesischer Abstammung handelt”. Auch seine Rede über den Koran sei eine unnötige Provokation gewesen. “Indonesische Christen haben Ahok auf friedliche Weise unterstützt“, so Pater Franz Magnis-Suseno abschließend, „Und im Zeichen der Solidarität sind sie im bis ins Gefängnis gefolgt und haben dabei die Nationalhymne gesungen und damit zu verstehen gegeben, dass sie nicht wollen, dass Indonesien in die Hände von Fanatikern und Extremisten gerät”.
(PP- PA) (Fides 10/5/2017)


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