ASIEN/INDONESIEN - “Transmigrasi”: Einwohner von West-Papua äußern Bedenken gegenüber der Wiedereinführung des Umsiedlungsprogramms

Mittwoch, 6 November 2024 menschenrechte   eingeborene   migranten  

Caritas West Papua

Jayapura (Fides) - Die indigene Bevölkerung West-Papuas lehnt den Plan der neuen indonesischen Regierung ab, das Programm der internen Migration von Menschen von indonesischen Inseln (hauptsächlich Java) nach Papua wieder aufzunehmen. Im Rahmen des geplanten Umsiedlungsprogramms („Transmigrasi“) soll die Binnenmigration von Menschen aus dicht besiedelten Regionen in weniger dicht besiedelte Regionen Indonesiens gefördert werden. Das Programm bereits wurde von der niederländischen Kolonialregierung konzipiert und initiiert, aber im letzten Jahrhundert von der indonesischen Regierung Sukarno und dann ab Mitte der 1980er Jahre von dem Diktator Suharto erneut aufgegriffen und fortgeführt, um dann Anfang der 2000er Jahre ausgesetzt zu werden.
Die indonesische Regierung des neu gewählten Präsidenten Prabowo Subianto kündigte nun an, dass sie zehn Gebiete in Papua mit einer neuen Bevölkerung „wiederbeleben“ will, „um die Einheit zu stärken und der lokalen Bevölkerung soziale Unterstützung zu bieten“. Wir wollen, dass Papua als Teil Indonesiens in Bezug auf Wohlfahrt, nationale Einheit und darüber hinaus vollständig vereinigt wird“, so der Minister für Transmigration, Muhammad Iftitah Sulaiman Suryanagara.
Die Ankündigung löste unterdessen Besorgnis und Proteste der indigenen Einwohner Papuas aus, die soziale und wirtschaftliche Probleme befürchten. West-Papua, der westliche Teil der großen Insel Neuguinea, ist indonesisches Hoheitsgebiet und eine rohstoffreiche Region, die jedoch seit langem ein Konfliktherd ist: Die indigene Bevölkerung prangert seit Jahrzehnten Missbräuche und Menschenrechtsverletzungen durch das Militär an. Indigene Gruppen und Studentenvereinigungen in West-Papua erinnern an die negativen Auswirkungen des Programms unter der „Neuen Ordnung“ des Diktators Suharto in den 1960er Jahren: Um Platz für „Siedler“ zu schaffen, wurde indigenes Land beschlagnahmt, Wälder wurden abgeholzt und kulturelle Traditionen wurden zerstört (so sehr, dass mehrere indigene Gruppen heute den javanischen Dialekt besser als ihre Muttersprache sprechen).
Die Ankündigung der Regierung hat auch bei den lokalen christlichen Gemeinden Zweifel geweckt, die die Regierung aufgefordert haben, sich auf die Bedürfnisse der Menschen zu konzentrieren und nicht auf eine neue „Kolonisierung“. Der „Papuanische Kirchenrat“, ein ökumenisches Gremium, dem führende Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen angehören, hat betont, dass die Menschen in Papua „dringend auf Dienstleistungen angewiesen“ seien und dass sie „auf eine weitere ‚Transmigration‘ verzichten können“. „Die Papuas brauchen Bildung, Gesundheitsversorgung, Sozialfürsorge und Entwicklung“, betonte der Rat. Örtliche Religionsvertreter wiesen darauf hin, dass das Programm Ungleichheiten verfestige, anstatt Wohlstand zu fördern. Das Phänomen verschärfe soziale Probleme, wie etwa Spannungen, die sich aus den kulturellen und sprachlichen Unterschieden zwischen den verschiedenen Gruppen ergäben: Die einheimischen Papuas litten unter Marginalisierung und Ausgrenzung und empfänden Ressentiments gegenüber „Fremden“, bei denen es sich um indonesische Staatsbürger von anderen Inseln handele, sowie eine „Distanz“ zur Zentralregierung in Jakarta.
Offiziellen Statistiken zufolge zogen zwischen 1964 und 1999 dank der von der Regierung angebotenen Anreize 78.000 Familien in die Region Papua und ließen sich dort nieder: Das Programm wurde ausgesetzt, um den Grundsatz der Verwaltungsautonomie der verschiedenen Regionen des riesigen indonesischen Archipels zu respektieren. Nach Angaben des indonesischen Zentralamts für Statistik leben heute etwa 6,2 Millionen Menschen in der indonesischen Region West-Papua.
Anhaltende Spannungen, die in Indonesisch-Papua nie nachgelassen haben, haben aufgrund von Konflikten zwischen der indonesischen Armee und bewaffneten Separatistengruppen wie der „Organisasi Papua Merdeka“ (OPM) oder der Bewegung für ein freies Papua (die in den frühen 1960er Jahren entstand) zu einem unterschwelligen Krisenzustand geführt: Heute gibt es immer noch etwa 80.000 intern vertriebene Papuas in den Konfliktgebieten. Die kämpfenden Gruppen machen Ungerechtigkeiten gegenüber der lokalen Bevölkerung geltend.
(PA) (Fides 6/11/2024)


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