ASIEN/PAKISTAN - Proteste ausgesetzt: Lage in Islamabad bleibt angespannt

Donnerstag, 28 November 2024 zivilgesellschaft   gewalt   kundgebungen   armut   dialog  

Islamabad (Fides) - „Es scheint Ruhe eingekehrt zu sein, die Proteste der Anhänger von Imran Khan wurden ausgesetzt, aber Angst und Spannung sind immer noch unter den Menschen in Islamabad zu spüren. Es ist wie ein Feuer, das unter der Asche schwelt. Man muss vor allem an die einfachen Menschen denken, die ohnehin schon mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen haben und ums Überleben kämpfen. Die Protestwelle und die Abriegelungen verschärfen diese Schwierigkeiten noch. In der Stadt hat sich die Lage noch nicht völlig normalisiert, es herrscht immer noch Angst und die Polizei ist im Einsatz, während die Schulen auch heute noch geschlossen sind“, so der Generalvikar der Diözese Islamabad-Rawalpindi und Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke in Pakistan, Pfarrer Asif John Khokhar, gegenüber der Fides.
Der Priester erinnert daran, dass angesichts der massiven Volksdemonstrationen, die mehrere Tage andauerten, „wir letzten Sonntag mit einer gewissen Bitterkeit das Christkönigsfest in Islamabad nicht wie gewohnt feiern konnten: Die Stadt war abgeriegelt, die Straßen waren blockiert, das Internet war ausgefallen, Schulen waren geschlossen. Die Menschen konnten ihre Häuser nicht mehr verlassen“. „Das Christkönigsfest ist ein sehr wichtiges Fest für unsere katholische Gemeinde“, so der Geistliche weiter, „und wir mussten es leider ohne Gläubige in der Kirche feiern. Diese Situation wirkte sich also auch auf das Gemeindeleben aus. Wir hoffen nun, dass wir den ersten Adventssonntag in aller Ruhe feiern können. Die katholische Gemeinschaft in Pakistan wird für das Gemeinwohl des Landes beten“.
Die pakistanische Polizei gab bekannt, dass sie nach einem Marsch auf die Hauptstadt Islamabad, bei dem Demonstranten und Aktivisten der Partei „Pakistan Tehreek-e-Insaf“ (PTI) die Freilassung des ehemaligen Premierministers Imran Khan forderten, der seit August letzten Jahres im Gefängnis sitzt, während der dreitägigen Proteste rund tausend Personen festgenommen hat. Die Demonstrierenden wurde in einem Großeinsatz der Sicherheitskräfte, die Tränengas und Schlagstöcke einsetzten, aus dem Stadtzentrum vertrieben.
Der 72-jährige Imran Khan, der 2022 durch ein Misstrauensvotum abgesetzt wurde, behauptet, Opfer einer Verschwörung zu sein, die ihn von seiner politischen Tätigkeit abhalten soll, und weist alle Anschuldigungen zurück. Seit Februar letzten Jahres, nach Wahlen, die von Unregelmäßigkeiten geprägt waren, hat die Partei „Pakistan Tehreek-e-Insaf“ (PTI) eine Reihe von Demonstrationen gegen die aktuelle Regierung veranstaltet. An der Demonstration am 26. November in Islamabad nahmen mehr als zehntausend Demonstranten teil, die sich trotz einer massiven Präsenz von rund 20.000 Polizisten der Abriegelung und dem Verbot von Kundgebungen widersetzten. Ali Nasir Rizvi, der Chefinspektor der Polizei von Islamabad, bestätigte, dass zwischen Sonntag und Dienstag insgesamt 954 Demonstranten festgenommen wurden, während ein Polizist getötet wurde. Aktivisten der PTI teilten über die sozialen Medien mit, dass der Protest „bis auf Weiteres“ ausgesetzt sei. Der pakistanische Premierminister Shehbaz Sharif sprach von „Extremismus“, während die PTI die „Brutalität der Unterdrückung“ beklagt.
Unterdessen mehren sich die Aufrufe zum Dialog, sowohl von Organisationen der Zivilgesellschaft als auch von politischen und religiösen Führern: „Das Land braucht Frieden und Stabilität“, betont Pfarrer Asif John Khokhar, „es gibt viele Familien, die Opfer der Wirtschaftskrise sind und in Armut leben. In diesen Fragen wäre es wichtig, dass alle Politiker in einen Dialog treten und die Gesetzgeber geeignete Entscheidungen treffen, um den Bedürfnissen der Ärmsten gerecht zu werden. Der Weg des Dialogs ist immer der richtige Weg“.
(PA) (Fides 28/11/2024)


Teilen: