Papst Leo bei der Heilig-Jahr-Feier der Armen: “Sie sind das Fleisch Christi und nicht nur eine soziologische Kategorie“

Sonntag, 16 November 2025 papst leo xiv.   armut   jubiläum   heilige  

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Vatikanstadt (Fides) – Die Option Jesu und der Kirche für die Armen führe “zum Wesentlichen unseres Glaubens zurück”, denn sie seien “für uns Fleisch Christi und nicht nur eine soziologische Kategorie“, so Papst Leo XIV., der am vorletzten Sonntag des Kirchenjahres daran erinnerte, dass die bevorzugte Option für die Armen in der von Christus bewirkten Erlösung verankert ist. Er bekräftigte dies in seiner Predigt bei der Abschlussmesse der Heilig-Jahr-Fier der der Armen an diesem Sonntag im Petersdom.
Die letzten Sonntage des Kirchenjahres, so der Papst, regten dazu an, den Blick auf das Ende der Zeiten zu richten. In der ersten sehe der Propheten Maleachi im Kommen des Tages des Herrn eine neue Zeit anbrechen: „Sie wirdals die Zeit Gottes beschrieben, in derdie Hoffnungen der Armen und Demütigen –als ginge die sonne der Gerechtigkeit eine letzte und endgültige Antwort vom Herrn erhalten und das Werk der Bösen und ihrer Ungerechtigkeit, die vor allem zu Lasten der Wehrlosen und Armen, ausgerottet und wie Stroh verbrannt wird”.
Die „aufgehende Sonne der Gerechtigkeit“, erklärte der Bischof von Rom, „ist wie wir wissen, Jesus selbst“. Denn der „Tag des Herrn“ ist nicht nur der letzte Tag der Geschichte, sondern „das Reich, das im nahenden Sohn Gottes zu jedem Menschen kommt“.
„In den Verfolgungen, Leiden, Mühen und Unterdrückungen unseres Lebens und der Gesellschaft“, erinnerte Papst Leo, „lässt Gott uns nicht allein. Er erweist sich als derjenige, der sich für uns einsetzt“. „Und die gesamte Heilige Schrift ist von diesem roten Faden durchzogen, der von einem Gott erzählt, der immer auf der Seite der Geringsten steht, auf der Seite der Waisen, der Fremden und der Witwen“.
Und die Kirche wolle „Mutter der Armen sein, Ort der Aufnahme und der Gerechtigkeit“ – betonte der Bischof von Rom unter Bezugnahme auf das Apostolische Schreiben „Dilexit te“ – auch heute, in dieser von „alter und neuer Armut“ geprägt sei, die „unsere Welt bedrängt“. Es handele sich in erster Linie um materielle Armut, aber es gebe auch viele moralische und geistige Nöte, von denen oft vor allem die Jüngeren betreffen seien, fügte der Papst hinzu. „Und was all diese Formen der Armut gemeinsam haben ist das Drama der Einsamkeit“, so der Papst.
Das Evangelium, so betonte Papst Leo XIV., „sagt uns hingegen, dass der Herr gerade in Zeiten geschichtlicher Umwälzungen kommt, um uns zu retten. Und wir, die christliche Gemeinschaft, müssen heute inmitten der Armen, ein lebendiges Zeichen dieses Heils sein“. Dabei müsse man sich stets bewusst sein, dass „es ohne Gerechtigkeit keinen Frieden geben kann“, und „daran erinnern uns die Armen auf vielfältige Weise: mit ihrer Migration ebenso wie mit ihren Schrei, der so oft vom Mythos des Wohlstands und des Fortschritts erstickt wird, der nicht alle berücksichtigt, ja viele Menschen vergisst und ihrem Schicksal überlässt“.
In der Erwartung der „glorreichen Wiederkunft des Herrn“ dürfe man jedoch keineswegs, „ein selbstbezogenes und rein innerliches Leben führen, dass dazu führt, dass wir uns von anderen und von der Geschichte abwenden“, betonte der Papst. Gerade indem sie an der Vorliebe Christi für die Armen festhält, so betonte Leo XIV., könne sich die Kirche als „Raum der Geschwisterlichkeit und Würde für alle verwandeln, der niemanden ausschließt“ während immer die Gefahr bestehe, „wie unachtsame Reisende zu leben, die ihr endgültiges aus den Augen verlieren“.

Bei der Heilig-Jahr-Feier der Armen, so Papst Leo abschließend, könne man sich vom Zeugnis der heiligen Männer und Frauen inspirieren, “die Christus durch ihr Wirken für die Ärmsten gedient haben und ihm auf dem Weg der Niedrigkeit und der Entäußerung nachgefolgt sind. Insbesondere erinnerte Papst Leo an die Figur des Heiligen Benedikt Joseph Labre, der und „mit seinem Leben als ‚Vagabund Gottes‘ die die Merkmale aufweist, die ihn zum Patron aller armen Obdachlosen machen“.
Nach der Messe und vor dem Angelusgebet, das er vom Fenster seines Arbeitszimmers im Apostolischen Palast aus sprach, erinnerte Leo XIV. daran, dass „es vor allem die Märtyrer sind, die uns im Laufe der gesamten Geschichte der Kirche daran erinnern, dass die Gnade Gottes sogar Gewalt in ein Zeichen der Erlösung verwandeln kann“. Und nach dem Mariengebet bekräftigte er, dass auch heute noch in verschiedenen Teilen der Welt Christen Diskriminierungen und Verfolgungen ausgesetzt sind, wobei er insbesondere auf Bangladesch, Nigeria, Mosambik, den Sudan und andere Länder verwies, „aus denen oft Nachrichten über Angriffe auf Gemeinden und Kultstätten kommen. Gott ist ein barmherziger Vater und will Frieden unter allen seinen Kindern!“. „Ich begleite im Gebet die Familien in Kivu in der Demokratischen Republik Kongo“, so der Papst weiter, „wo es in diesen Tagen zu einem Massaker an Zivilisten gekommen ist, mindestens zwanzig Opfer eines Terroranschlags. Lasst uns beten, dass alle Gewalt aufhört und die Gläubigen zum Wohl aller zusammenarbeiten.“
Am Welttag der Armen waren im Anschluss an das Angelusgebet nahmen in der vatikanischen Audienzhalle rund 1.300 Personen aus aller Welt an einem Mittagessen mit Papst Leo XIV. teil. Dabei würdigte der Papst die Ordensgemeinschaft der Vinzentiner, die das Mittagessen für Bedürftige ausgerichtet hatten und die Speisen servierten. „Dieses Mittagessen“, so Papst Leo wörtlich „das wir jetzt erhalten, wird uns durch die Vorsehung und die große Großzügigkeit der Gemeinschaft von San Vincenzo, den Vinzentinern, angeboten, denen wir danken möchten. Außerdem ist heute ein Jubiläum: Es sind 400 Jahre seit der Geburt ihres Gründers vergangen. Sie werden uns begleiten und am Tisch bedienen. Herzlichen Glückwunsch an Sie alle, die Priester, Ordensleute und ehrenamtlichen Laien, die weltweit tätig sind und vielen armen Menschen und Menschen in Not helfen“.
(GV) (Fides 16/11/2025)


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