ASIEN/PAKISTAN - Nach angeblicher Blasphemie in den sozialen Medien: Angeklagter Christ freigesprochen

Freitag, 14 November 2025 menschenrechte   religiöse minderheiten   blasphemie  

The Voice

Sargodha (Fides) – Haroon Shehzad, ein 49-jähriger pakistanische Christ aus Sargodha (in der Provinz Punjab), der wegen Blasphemie angeklagt und vor Gericht gestellt worden war, wurde am 8. November vom Bezirksgericht Sargodha freigesprochen. Dies bestätigt die Anwältin Aneeqa Maria Anthony von der Organisation „The Voice Society“, die Haroon zwei Jahre lang vor Gericht verteidigt hat, gegenüber Fides. „The Voice Society” äußert sich zufrieden, dass „der Mann zu seiner Familie zurückkehren kann”, weist jedoch auf das schwere Leid hin, das er und seine Familie erdulden mussten, nur weil er einen Auszug aus der Bibel auf Facebook gepostet hatte.
Im Juni 2023 wurde Haroon Shehzad wegen Blasphemie angeklagt, weil er ohne Kommentar einen Auszug aus dem ersten Brief des Paulus an die Korinther (1 Kor 10,18-22) in sozialen Medien wie Facebook geteilt hatte (vgl. Fides 5/7/2023). Der ohne Kommentar gepostete Auszug lautet: „Schaut auf das irdische Israel: Haben die, welche von den Opfern essen, nicht teil am Altar? Was meine ich damit? Dass Götzenopferfleisch wirklich etwas ist? Oder dass ein Götze wirklich etwas ist? Nein, aber was man dort opfert, opfert man den Dämonen und nicht Gott. Ich will jedoch nicht, dass ihr Gemeinschaft mit Dämonen habt. Ihr könnt nicht den Kelch des Herrn trinken und den Kelch der Dämonen. Ihr könnt nicht teilhaben am Tisch des Herrn und am Tisch der Dämonen. Oder wollen wir die Eifersucht des Herrn wecken? Sind wir stärker als er?“.
Der Beitrag, der einen Auszug aus der Heiligen Schrift enthielt, wurde von einem muslimischen Gläubigen aus dem Dorf Chak 49 (Shumali) Nord in der Nähe von Sargodha böswillig verdreht und als Beleidigung des islamischen Opferfestes „Eid-Ul-Azha” dargestellt. Der Mann rief zu einer kollektiven Reaktion der Muslime auf: In der Gemeinde kam es zu Spannungen und Gewalttätigkeiten, die Dutzende christlicher Familien, darunter auch die Familie von Haroon, zur Flucht aus ihren Häusern zwangen. Unter diesen Umständen schritt das Team von „The Voice Society“ ein, um Haroon und seiner Familie zu helfen, und bot dem Mann Zuflucht an einem sicheren Ort.
Nach der Aufnahme einer formellen Anzeige (FIR) bei der Polizei leistete „The Voice Society” Shehzad umfassende rechtliche Unterstützung. Obwohl der Richter des Bezirksgerichts von Sargodha Haroon gegen Kaution freigelassen hatte, wurde der Mann später in Gewahrsam genommen, als er sich auf der Polizeiwache meldete. Das Verfahren vor dem Gericht erster Instanz begann unter einschüchternden Umständen: Bei der Anhörung am 11. Juli 2023 sorgte die Anwesenheit von etwa 150 islamischen Geistlichen und Demonstranten für eine Atmosphäre starken Drucks, sodass der Richter die Freilassung gegen Kaution aufhob.
Nachdem Haroon ins Gefängnis verlegt worden war, reichten die Anwälte einen neuen Antrag auf Freilassung gegen Kaution beim Obersten Gerichtshof in Lahore ein, der diesem im November 2023 stattgab. In den folgenden Verhandlungstagen setzte „The Voice Society“ trotz der Gefahren die Arbeit fort: „Wir blieben unserer Pflicht treu und kümmerten uns sowohl um die rechtliche Verteidigung als auch um Haroons Sicherheit. Dieses Engagement wurde am 8. November 2025 belohnt, als das Gericht die abschließenden Argumente anhörte und Haroon Shehzad vollständig freisprach”, berichtet die Rechtsanwältin Aneeqa Maria Anthony Anthony heute.
„Dieser juristische Sieg ist ein bedeutender Moment der Gerechtigkeit, der trotz Druck und Einschüchterungen errungen wurde. Ich möchte die extreme Verletzlichkeit religiöser Minderheiten hervorheben. Heute ist Haroon frei, aber wir fürchten um sein Leben, er könnte Opfer willkürlicher Übergriffe werden. Die Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen, um in diesem Land echte Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in der pakistanischen Gesellschaft zu erreichen, sind nach wie vor groß und tiefgreifend“, schließt sie.
(PA) (Fides 14/11/2025)


Teilen: