ASIEN/IRAK - Patriarcch Sako: Einheit der Christen ist “keine Geste der Höflichkeit” sondern Geheimnis der christlichen Präsenz im Nahen Osten

Donnerstag, 12 Januar 2023 mittlerer osten   ostkirchen   Ökumene   sektierertum  

ankawa.com

Bagdad (Fides) - "Die Ostkirchen brauchen frischen Wind", so betitelte der irakische Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, seine Botschaft zur bevorstehende Gebetswoche für die Einheit der Christen (18.-25. Januar). In der Erklärung befasst er sich mit der Gegenwart und Zukunft der christlichen Gemeinden im Nahen Osten und schließt mit einem eindringlichen Appell, Wege der Einheit und brüderlichen Gemeinschaft unter den Christen des Nahen Ostens zu finden, um die Kontinuität der Präsenz der Christen in der Region der Welt zur gewährleisten, in der Jesus geboren, gestorben und auferstanden ist.
In dieser Region, so räumt der Patriarch ein, seien die christlichen Gemeinschaften auf fatale Weise von der Gesellschaft, in der sie leben, abhängig. In den Ländern des Nahen Ostens mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung scheine die Gesetzgebung, die das gesellschaftliche Zusammenleben regelt, für immer auf der Grundlage religiöser Lehren und Regeln festgelegt zu sein, in einem konfliktreichen Verhältnis zu den Phänomenen der Moderne. Die Christen im Nahen Osten seien deshalb von vielen Faktoren abhängig, darunter auch von der Konkurrenz zwischen verschiedenen kirchlichen Traditionen und der Überschneidung von ethnisch-nationaler Identität und kirchlicher Zugehörigkeit.
"In der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr", räumt der irakische Kardinal ein, "habe ich die Briefe der Priester gelesen, ihre Predigten gehört, ihre Fernsehinterviews gesehen und bin auf veraltete Ideen gestoßen: Was sie sagten, schien keinen Bezug zur heutigen Realität zu haben“. So berührten die Worte so vieler Predigten und kirchlicher Ansprachen "weder die Gefühle der Empfänger, noch nähren sie ihre Hoffnung, noch spenden sie Trost und Erfrischung". Und wenn die Situation so weitergehe, "werden künftige Generationen ohne Glauben sein".
Der chaldäische Patriarch beklagt, "dass die katholischen Ostkirchen weder von der Arbeit des Zweiten Vatikanischen Ökumenischen Konzils (1962-1965) noch von der Synode für den Osten im Jahr 2010 viel profitiert haben". Und angesichts der Dringlichkeiten der Gegenwart müsse dem Thema der Einheit Priorität eingeräumt werden, „zumal wir in unseren eigenen Ländern zu einer Minderheit geworden sind“. Unsere Stärke", so der Primas der chaldäischen Kirche (auf dem Foto mit Mar Awa III., Patriarch der Assyrischen Kirche des Ostens), "liegt in unserer harmonischen Einheit, die eine Garantie für unser Überleben und unsere Kontinuität bei der Verbreitung unserer Botschaft ist".
„Die Einheit der Getauften", so der Patriarch, "bedeutet nicht, den Reichtum der unterschiedlichen theologischen, liturgischen und spirituellen Traditionen der verschiedenen kirchlichen Gemeinschaften auszulöschen. Authentische Gemeinschaft besteht darin, die Unterschiede zu akzeptieren und sie durch gegenseitige Demut und brüderliche Begegnung zu respektieren“. Auch die Unterzeichnung der gemeinsamen christologischen Erklärungen, die von den meisten Oberhäuptern der orientalischen Kirchen unterzeichnet wurden, dürfe nicht als bloße "Geste der Höflichkeit" abgetan werden. Das Bekenntnis zum gleichen Glauben an Christus müsse Wege der Einheit aufzeigen und helfen, Spaltungen und Misstrauen zu überwinden.
„Als Konstantinopel belagert wurde", so der Patriarch mit Bezug auf die Geschichte, "diskutierten die byzantinischen Theologen über das Geschlecht der Engel!" In der heutigen Zeit seien die Christen aufgerufen, wachsam zu sein in Ländern, die von Konflikten, Diskriminierung und Gewalt geprägt sind, die zu Auswanderung Exodus und Migration führen. Insbesondere "müssen die Kirchenführer unwesentliche Unterschiede, Fanatismus und Angst überwinden, um die christliche Präsenz im Nahen Osten zu sichern". Damit eine Geschichte, die mit dem Zeugnis von Märtyrern übersät sei, die der Patriarch als „wahren Schatz der Kirchen“ bezeichnet, die "den Schmerz Christi an ihrem Leib tragen" und deshalb auch heute in der Hoffnung auf ihre eigene Erweckung leben, nicht aussterbe.
(GV) (Fides 12/1/2023)


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