Von Gianni Valente
Bagdad (Fides) – Der so genannte „12-Tage-Krieg“, hat auch im Irak Besorgnis erregt. Dies bestätigte der Patriarch der chaldäischen Kirche, Kardinal Louis Raphael Sako, in einem kurzen Interview mit Fides. Der irakische Kardinal sieht in den jüngsten Ereignissen ein weiteres Zeichen für die Krise der internationalen Ordnung.
Angesichts des Szenarios eines „endlosen Krieges“ und der Bombardierungen, die als Instrumente zur Herbeiführung eines Regimewechsels gerechtfertigt werden, erinnert der Kardinal an die irakische Erfahrung und betont, dass „der Regimewechsel Sache der Bürger des Landes ist“ und dass solche „Regimewechsel“-Strategien „die Situation nur verschlimmern können“.
Bomben aus Israel und den USA auf den Iran, iranische Raketen auf Israel und US-Militärbasen. Patriarch Sako, wie sehen Sie die Geschehnisse in den Nachbarländern oder an der Grenze zum Irak und wie erlebt das irakische Volk all dies?
KARDINAL SAKO: Was geschehen ist, ist traurig. Wir alle haben harte Momente der Sorge und Angst durchlebt. Die Welt hat die internationale Ordnung verloren. Jetzt müssen wir den gesunden Menschenverstand zurückgewinnen und den Diskurs des Hasses, der Gewalt und des Krieges zurückweisen. Es ist ein Jammer, wenn wir das Leben und das, was aufgebaut wurde, zerstören. Der Friede ist ein Geschenk, wir müssen ihn willkommen heißen und mit Begeisterung pflegen, indem wir die Bewahrung des Friedens zu einer echten Lebensaufgabe machen.
In den letzten Tagen wurde die Bombardierung des Iran als eine Operation dargestellt, die die iranische Macht schwächen und zum Zusammenbruch des Landes führen soll. Was halten Sie von solchen hypothetischen Strategien, auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen im Irak?
KARDINAL SAKO: Man muss die Souveränität der Länder respektieren und die Probleme durch einen aufrichtigen und mutigen Dialog lösen. Ein Regimewechsel ist Sache der Bürger eines Landes. Die Einführung eines anderen Regimes würde die Situation nur noch verschlimmern. Der Wandel muss von innen kommen, wenn die Bürger ihn für notwendig erachten. 22 Jahre nach dem Sturz des Regimes im Irak gibt es immer noch keine echte Staatsbürgerschaft, kein Recht, keine Sicherheit und keine Stabilität. Korruption und Sektierertum halten an.
Worauf können die Christen im Irak in dieser Zeit und angesichts dieser Szenarien ihre Hoffnung setzen?
KARDINAL SAKO: Die Christen haben, wie alle Iraker, wegen des so genannten Islamischen Staates sehr gelitten. Solches Leid führt zu Exodus und Auswanderung. Bis heute werden wir an den Rand gedrängt, unsere Dörfer sind von Milizen besetzt, und der Anteil der den Christen vorbehaltenen Sitze in den politischen Institutionen werden unrechtmäßig besetzt... Aus all diesen Gründen scheint eine bessere Zukunft für Christen nicht in Sicht zu sein. Aber trotz allem, was wir erleiden, spüren wir, dass wir in diesem Land mit unserem Glauben eine Berufung haben. Deshalb können wir zuversichtlich bleiben und auf eine bessere Zukunft blicken.
(Fides 25/6/2025)