ASIEN/IRAK - Patriarch Sako: “In Mossul leben heute weniger als siebzig christliche Familien”

Freitag, 26 September 2025 ostkirchen   mittlerer osten   sektierertum   diskriminierung  

Mossul (Fides) – In Mossul, einer einst multiethnischen Stadt, in der mindestens 50.000 Christen lebten, gebe es heute nur noch weniger als siebzig christliche Familien. Im ganzen Land gebe es weniger als 500.000 Christen, während es einst mehr als eine Million gewesen seien, so der irakische Kardinal Louis Raphael Sako, Patriarch der chaldäischen Kirche, in seiner Rede am 24. September in Wien vor österreichischen Diplomaten und Politikern über die aktuelle Lage der Christen im Irak genannt hat.

In den letzten zwei Jahrzehnten, so der Patriarch, hätten die christlichen Gemeinschaften im Irak immenses Leid ertragen müssen und befänden sich in einer prekären Lage, obwohl sie „die ursprüngliche Bevölkerung des Landes” darstellten. Die Lage der Christen wurde „durch Konflikte aufgrund konfessioneller Differenzen, durch die Präsenz extremistischer Organisationen wie Al-Kaida und IS, durch Milizen und kriminelle Banden, durch Diskriminierung am Arbeitsplatz, durch das repressive ‚Personenstandsgesetz‘ und durch die Islamisierung von Minderjährigen” verschlechtert.

Darüber hinaus „behauptet eine 2014 gegründete Miliz, die Christen zu vertreten, was nicht der Wahrheit entspricht“. All diese Faktoren treiben die irakischen Christen weiterhin in die erzwungene Flucht aus ihrer Heimat.

Unter den kurzfristigen Maßnahmen, die zur Eindämmung der Abwanderung ergriffen werden müssen, verwies der Patriarch auf die Dringlichkeit, „einen wirksamen Schutz“ für die christlichen Gemeinschaften in der Ninive-Ebene „durch die Zusammenarbeit mit der Bundespolizei statt mit den Milizen“ zu gewährleisten, sowie auf die Notwendigkeit, „die geplünderten Grundstücke wieder an die ursprünglichen Eigentümer zurückzugeben und eine finanzielle Entschädigung für die erlittenen Verluste zu leisten“, um „ein günstiges Umfeld mit Anreizen zu schaffen, die die Rückkehr christlicher Emigranten, insbesondere derjenigen, die in Nachbarländern leben, begünstigen”.

Mit Blick auf die fernere Zukunft bekräftigte Kardinal Sako, dass die Entwicklung eines Staates gefördert werden muss, in dem das Gesetz die Rechte jedes Bürgers unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit garantiert und sektiererische Denkweisen und Stammeskulturen überwunden werden. Ein Staat, der auf den Grundsätzen der Gleichheit und Staatsbürgerschaft basiert und durch eine „säkulare Verfassung“ garantiert wird.
(GV) (Fides 26/9/2025)


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