ASIEN/IRAK - “Unsere Liebe Frau von der Stunde”: In Mossul werden wieder Kirchenglocken zu hören sein

Mittwoch, 21 Dezember 2022 mittlerer osten   ortskirchen   krisengebiete   islam   auswanderung  

Foto Ammar Aziz

Mossul (Fides) – Im kommenden März werden drei Glocken, die die Namen der Erzengel Gabriel, Michael und Raphael tragen, die Normandie verlassen und in Mossul im Glockenturm Kirche „Unserer Lieben Frau von der Stunde“ ihre Bestimmung zu finden. Dies teilte in den vergangenen Tagen die Unesco mit, die an den Projekten zum Wiederaufbau des historischen Teils der nordirakischen Stadt beteiligt ist, der immer noch von den Verwüstungen während der Jahre der dschihadistischen Besetzung gezeichnet ist. Die drei Glocken wurden in der Gießerei „Cornille Havard“ in Villedieu-les-Poêles in der Normandie (Frankreich) gegossen, einem Atelier, in dem 15 spezialisierte Handwerker arbeiten, die moderne technologische Werkzeuge mit Traditionen aus dem Mittelalter verbinden. Die Unesco berichtet außerdem, dass die Restaurierungsarbeiten an der gesamten Kirche bis 2023 abgeschlossen sein sollen.
Lokale Quellen berichten oft nicht gerade beruhigend über die "Rückkehr" christlicher Familien, die 2014 aus Mossul geflohen waren, als die Stadt zur irakischen Hauptstadt des selbsternannten Islamischen Staates (IS) wurde. Nach den Jahren der dschihadistischen Besetzung, die bis 2017 andauerte, wird das gesellschaftliche Zusammenleben der Stadt jedoch nun wieder vom Läuten der Glocken der begleitet, einem der einfachsten und unauffälligsten Zeichen, mit dem die christliche Präsenz im Laufe der Tage für alle wahrnehmbar gemacht wird.
Die Kirche Unserer Lieben Frau von der Stunde (Al-Saa'a) befindet sich im Herzen von Mosul, an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen, die durch die Altstadt führen. Sie wurde Ende des 19. Jahrhunderts erbaut und gilt seit jeher als eines der Symbole von Mossul, vor allem wegen ihres weithin sichtbaren Glockenturms mit der großen Uhr, die der Kirche von Kaiserin Eugenie, der Frau von Napoleon III. geschenkt wurde. Die Kirche, die in der Vergangenheit von den Dominikanern geleitet wurde, wurde während der dschihadistischen Besetzung schwer beschädigt.
Die Restaurierung des Sakralbaus war, wie Fides bereits berichtete (vgl. Fides 2/8/2019), in den Wiederaufbauplan für Kirchen und Klöster aufgenommen worden, die während der dschihadistischen Besetzung zerstört worden waren. Das Wiederaufbauprogramm wurde auch von der Europäischen Union unterstützt. Die UNESCO finanzierte den Wiederaufbau von Mossul auch mit Spenden aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
"Die Glockenschläge der Uhr dieser Kirche", so Schwester Luigina Sako, Oberin des römischen Hauses der chaldäischen Schwestern Töchter Mariens (und leibliche Schwester des chaldäischen Patriarchen Louis Raphael), gegenüber Fides im April 2016, "haben unsere Jugend geprägt, als Mossul eine Stadt war, in der die Menschen in Frieden zusammenlebten. Ich erinnere mich, dass wir als Studenten, wenn wir eine wichtige Prüfung hatten, alle, Christen und Muslime, Karten mit unseren Bitten um Hilfe zur Lourdes-Grotte brachten, die in dieser Kirche untergebracht war und die sogar unsere islamischen Freunde als 'Kirche der wundertätigen Madonna' kannten und verehrten".
(GV) (Fides 21/12/2022).


Teilen: