ASIEN/IRAK - Neues Einkaufszentrum in Bagdad: Christliche Flüchtlinge sollen weichen

Samstag, 15 Oktober 2022 mittlerer osten   ostkirchen   flüchtlinge   dschihadisten   krisengebiete   geopolitik  

SaintAdday

Bagdad (Fides) - 2014 mussten sie aus Mossul und den Städten der Ninive-Ebene im Nordirak fliehen. Angesichts des Vormarsches der Milizen des so genannten Islamischen Staates (IS) hatten sie ihre Häuser und ihr gesamtes Hab und Gut verloren und schließlich in Bagdad in und um ein Gebäude im Stadtteil Zayouna Zuflucht gefunden, das inzwischen als Flüchtlingsunterkunft "Jungfrau Maria" bekannt geworden war. Nun müssen sie den kommerziellen Interessen der Unternehmer und den Stadtentwicklungsplänen der irakischen Hauptstadt weichen und ihre Unterkünfte in bereits prekären Wohnverhältnissen verlassen. Mehr als 120 christliche Familien wurden in den letzten Tagen aufgefordert, aus dem Gebäudekomplex, in dem sie untergebracht sind, auszuziehen. Eine entsprechende Anordnung wurde zuvor von der Direktion für Investitionen in Bagdad erlassen. In dem Gebiet soll ein neues Einkaufszentrum entstehen.
In den vergangenen Tagen hatte der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako (im Bild) den Komplex, der nach der „Jungfrau Maria“ benannt wurde, besucht um den Menschen, die in den Flüchtlingsunterkünften auf einem Grundstück untergebracht sind, das dem Staat gehört, seine Verbundenheit auszudrücken und mit den vertriebenen Familien über ihre Sorgen zu sprechen. Da das neue Schuljahr soeben begonnen hat und der Winter naht, wandte sich der irakische Kardinal nach Angaben des chaldäischen Patriarchats an die politischen Behörden, "um die Evakuierung um mindestens ein Jahr zu verschieben oder eine angemessene Alternative für die Unterbringung dieser Familien zu finden".
Am 13. Oktober, ein Jahr nach den letzten Parlamentswahlen, wählte das irakische Parlament, den 78-jährigen Kurden Abdel Latif Rashid zum Präsidenten. Rashid erhielt 162 Stimmen gegenüber 99, die auf den scheidenden Barham Saleh entfielen. Unmittelbar nach seiner Wahl beauftragte der neu gewählte Präsident Mohammed Shia' Soudany mit der Regierungsbildung. Rashid, Kandidat der Patriotischen Union Kurdistans, wurde in Sulaymaniyya geboren. Zuvor war er Minister für Wasserversorgung. Der von ihm ernannte Premierminister ist ein Vertreter des pro-iranischen Flügels der irakischen Schiitenparteien. In der langen politischen Pattsituation nach den Wahlen hatten die Spannungen zwischen den Anhängern des schiitischen Imams Mouqtada Sadr - an der Spitze der Koalition, die die meisten Sitze im Parlament errang - und den Milizionären der pro-iranischen Parteien den Irak an den Rand eines Bürgerkriegs gebracht.
(GV) (Fides 15/10/2022)


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