Addis Abeba (Fides) - "Ich habe persönlich mit ihr gesprochen und fand sie sehr gelassen und insgesamt in einem guten Zustand. Sie weiß immer noch nicht, aus welchen Gründen sie verhaftet und aus welchen Gründen sie freigelassen wurde. Nach so viel Angst und Sorge ist jetzt die Zeit des Glücks gekommen, es wird eine Zeit kommen, um zu verstehen, was passiert ist und warum unsere Schwester inhaftiert wurde", so Mutter Raffaella Pedrini, Generaloberin der Ursulinen von Gandino, gegenüber der Fides nach der Freilassung von Schwester Abrehet Teserma am vergangenen Sonntag, den 16. Januar. Die Ordensfrau wurde am 30. November letzten Jahres in Addisa Abeba zusammen mit fünf Schwestern der Töchter der Nächstenliebe vom Heiligen Vinzenz von Paul (die ebenfalls freigelassen wurden) und zwei Diakonen von Polizeibeamten verhaftet.
"Nachdem ich sie direkt gehört habe, kann ich mit Sicherheit sagen, dass es ihr gut geht und sie in einem guten Allgemeinzustand ist. Daraus können wir schließen, dass die Schwester und die Menschen, die mit ihr in Gefangenschaft waren, gut behandelt wurden“, so Schwester Mutter Pedrini gegenüber Fides, „Schwester Abrehet wurde zunächst in einem Innenhof eines Polizeigebäudes festgehalten und später in einen großen Raum verlegt, wo sie mit etwa hundert anderen Personen, allesamt Frauen, inhaftiert war, die zur gleichen Zeit festgenommen wurden. Unsere Schwester war die einzige Ordensfrau, die anderen waren sehr junge Mädchen".
In dem Land, das seit 14 Monaten von einem schrecklichen Krieg heimgesucht wird, der in der Region Tigray begann und auf andere Gebiete übergegriffen hat gibt es seit der Vorweihnachtszeit zaghafte Anzeichen für eine teilweise Einstellung der Feindseligkeiten. Die Rebellen der Tigray People's Liberation Front (TPLF) erklärten Ende 2021 einen einseitigen Waffenstillstand und den bedingungslosen Rückzug aus den Regionen Amhara und Afar. In der Zwischenzeit hat das Nobelpreiskomitee, das Premierminister Abyi, im Jahr 2019 den Friedensnobelpreis verliehen hatte, diesen unmissverständlich aufgefordert, "auf die Beendigung des Konflikts hinzuarbeiten, auch in Anbetracht der besonderen Verantwortung, die ein Nobelpreisträger innehat".
„Nach Momenten der Angst und des Leidens", fügte die Oberin der Ursulinen von Gandino hinzu, "konnten wir schließlich dem Herrn für die Befreiung unserer Schwester und der anderen Ordensleute danken. In den Gesprächen, die ich mit unserer Gemeinschaft in Äthiopien geführt habe, haben wir immer die Hoffnung und gleichzeitig die Überzeugung gespürt, Teil eines Volkes zu sein und dessen Leiden zu teilen und in Solidarität mit so vielen Brüdern und Schwestern zu leben. In den kommenden Tagen werde ich versuchen, von unserer Delegierten, Schwester Abrehet Cahasai, mehr Informationen zu erhalten. Wir können nicht akzeptieren, dass alles ohne eine Erklärung der Gründe passieren soll. Nach dem, was unsere Ordensschwestern uns sagen, wird es schwierig sein, Informationen zu erhalten, aber wir werden darauf bestehen, weil diese Angelegenheit nicht aufgeschoben werden kann: Wir verlangen Antworten“.
(LA) (Fides 18/1/2022)