N'Djamena (Fides) - „Es ist schwierig genau zu erfahren, was letzte Nacht passiert ist“, berichten lokale Quellen aus N'Djamena gegenüber Fides. In der Hauptstadt des Tschad, hat eine bewaffnete Gruppe gestern Abend, 8. Januar, den Präsidentenpalast angegriffen. Der Angriff wurde zurückgeschlagen und Abderaman Koulamallah, Außenminister und Regierungssprecher, veröffentlichte ein Video in den sozialen Medien, auf dem er mit einer Waffe am Gürtel im Hof des Präsidentenpalastes, umgeben von Soldaten, zu sehen ist und erklärt, dass der Angriff zurückgeschlagen wurde und die Lage ruhig sei.
Die Regierung hatte zunächst behauptet, der Überfall sei von Mitgliedern der Dschihadistenmiliz „Boko-Haram“ verübt worden, ihn aber später zu einem einfachen kriminellen Akt herabgestuft, der von einigen nur mit Macheten und Messern bewaffneten Banditen begangen worden sei. „Unter den 24 Angreifern in dem Kommando gab es 18 Tote und sechs Verletzte“, präzisierte der Sprecher später.
„Die von der Regierung vorgelegten Versionen werden von unabhängigen Stellen nicht bestätigt“, so unsere Quellen. „Was wir berichten können, ist, dass das Gebiet der Hauptstadt, in dem wir uns aufhielten, gestern Abend ruhig war; es gab keine Truppenbewegungen oder besondere Kontrollpunkte der Sicherheitskräfte. Auch heute Morgen scheint in N'Djamena alles ruhig zu sein: Es gibt keine besonderen Bewegungen des Militärs oder der Polizei, während die Menschen normal zur Arbeit gehen.“
Der Angriff auf den Präsidentenpalast fand während des Besuchs des chinesischen Außenministers statt und weniger als einen Monat vor dem Abschluss des Abzugs der französischen Truppen aus dem Tschad. „Die Ende November von Präsident Mahamat Idriss Déby Itno verkündete Entscheidung, das Verteidigungsabkommen mit Frankreich aufzukündigen und das französische Militär abzuziehen, kam völlig unerwartet (vgl. Fides vom 29/11/2024)“, so die Beobachter, „Es ist nicht bekannt, was den tschadischen Präsidenten dazu bewogen hat, die mehr als zehnjährigen militärischen Beziehungen mit der ehemaligen Kolonialmacht zu beenden. Es gibt unbestätigte Gerüchte, die die Entscheidung mit dem wenige Stunden zuvor erfolgten Besuch des französischen Außenministers in Verbindung bringen, der die tschadischen Behörden zur Einhaltung der Menschenrechte gedrängt haben soll“. „Unter anderem wurde der Abzug des französischen Militärs, der ursprünglich in etwa sechs Monaten erfolgen sollte, auf Druck des Tschad beschleunigt. Die Soldaten aus Frankreich sollen die Rückführungsmaßnahmen bis Ende Januar abschließen“, wird bekräftigt.
„Sicher ist“, so unsere Quellen weiter, “dass die tschadische Armee einen Alleingang machen muss, um die Stabilität des Landes zu gewährleisten, das durch interne Rebellionen, Boko Haram im Tschadseegebiet und die Folgen des Bürgerkriegs im benachbarten Sudan bedroht ist“. „Außerdem wird in diesem Jahr eine Nahrungsmittelkrise als Folge der Dürre der letzten Monate erwartet, die zu einem starken Rückgang der Ernten geführt hat“, wird gemahnt. „Bislang haben französische Truppen immer eingegriffen, um das herrschende Regime zu unterstützen, so auch 2008 und 2019. Jetzt wird die tschadische Armee im Falle eines neuen Angriffs auf die Hauptstadt auf sich allein gestellt sein“, so die Quellen.
Drei weitere benachbarte Länder der Sahelzone, die von Militärjuntas regiert werden, Burkina Faso, Mali und Niger, haben den Abzug der französischen Truppen aus ihrem Hoheitsgebiet angeordnet. Nach dem Tschad haben nun auch die beiden westafrikanischen Länder Senegal und Côte d'Ivoire Frankreich aufgefordert, seine Truppen von den Militärstützpunkten auf ihrem Boden abzuziehen.
(L.M.) (Fides 9/1/2025)