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Bagdad (Fides) - Am gestrigen Dienstag, den 4. Januar, empfing der Patriarch der chaldäischen Kirche, Kardinal Louis Raphael Sako, in seiner Residenz in Bagdad eine Delegation der Bewegung von Muktada al-Sadr aus Karkh, einem Stadtteil der irakischen Hauptstadt westlich des Tigris. Dies berichteten offizielle Quellen des chaldäischen Patriarchats und fügten hinzu, dass die Vertreter der politischen Partei unter Führung des schiitischen Führers Muktada al-Sadr dem Patriarchen ihre Neujahrsglückwünsche überbrachten und präzisierten, dass sich das Gespräch zwischen den Delegierten und dem Primas der chaldäischen Kirche auf die allgemeine Lage im Land und die nächsten Etappen der politisch-rechtlichen Entwicklung konzentrierte, die auf Geheiß der politischen Bewegung vorangetrieben wird, um den rechtmäßigen christlichen Eigentümern Immobilien - Häuser und Land - zurückzugeben, die ihnen in den letzten Jahren von Einzelpersonen und organisierten Gruppen unrechtmäßig weggenommen worden waren.
Das Treffen zwischen dem chaldäischen Patriarchen und Vertretern der Bewegung gewinnt vor dem Hintergrund der heiklen politischen und institutionellen Phase, in der sich der Irak befindet, an besonderer Bedeutung.
Am 27. Dezember wies der Oberste Gerichtshof des Irak die Berufung mehrerer schiitischer Parteien ab, die als pro-iranisch gelten und die Ergebnisse der Parlamentswahlen vom 10. Oktober angefochten hatten. Das Urteil des Obersten Gerichtshofs bestätigte damit endgültig den Wahlerfolg der Bewegung von Muktada al-Sadr, die somit 73 der 329 verfügbaren Sitze im Parlament besetzen wird. Die Fatah-Allianz, in der sich die schiitischen Parteien zusammengeschlossen haben, die gegen das Wahlergebnis Einspruch erhoben haben, wird nur noch 17 Sitze innehaben (während sie in der vorherigen parlamentarischen Versammlung mit 48 Mitgliedern vertreten waren). Am letzten Tag des Jahres 2021 berief der irakische Präsident Barham Salih die erste Sitzung des neuen Parlaments ein, in der die Abgeordneten den Präsidenten der Parlamentarischen Versammlung und zwei Vizepräsidenten wählen sowie die Fraktionen bilden müssen. Innerhalb von 30 Tagen nach ihrem Amtsantritt müssen die neuen Abgeordneten den neuen Präsidenten der Republik und innerhalb der nächsten 15 Tage den neuen Premierminister wählen.
Im neuen politischen Szenario des Irak bestätigt das Kräfteverhältnis im Parlament auch die neue Bedeutung des Schiitenführers Muktada al-Sadr, der auch als Gründer der Mahdi-Armee bekannt ist, einer Miliz, die - offiziell 2008 aufgelöst - 2003 gegründet wurde, um die ausländischen Streitkräfte zu bekämpfen, die nach dem Sturz des Regimes von Saddam Hussein im Irak präsent waren. Analysten haben in den letzten zehn Jahren mehrere Wandlungen des Anführers beobachtet, der seine Miliz 2008 auflöste und nicht mit dem Iran verbündet zu sein scheint. In der Vergangenheit ging Muktada al-Sadr so weit, ein Ende des "Quotensystems" zu fordern, das seit dem Tod von Saddam Hussein die Verwaltung der Macht im Irak auf sektiererische Grundlagen stellt. In einem Land, das in den letzten Jahren durch die Offensive der Dschihadisten, die Ausrufung des islamischen Kalifats mit einem strategischen Stützpunkt in Mossul und die Koexistenz verschiedener und potenziell rivalisierender Kräfte an der heterogenen Front, die zur Rückeroberung fast aller Gebiete führte, die in die Hände des IS gefallen waren, zerrissen wurde, versuchte Muktada al-Sadr, sich als potenzieller Vermittler zu profilieren. Auch sein Besuch in Saudi-Arabien im Juli 2017, wo er mit Prinz Mohammed bin Salman zusammentraf, wurde in diesem Sinne interpretiert.
Vor genau einem Jahr (vgl. Fides 4/1/2021) ordnete Muktada al-Sadr die Einsetzung eines Ausschusses an, der Informationen und Beschwerden über Fälle von unrechtmäßiger Enteignung von Eigentum, die in den letzten Jahren von christlichen Eigentümern in verschiedenen Regionen des Landes erlitten wurden, sammeln und überprüfen soll. Das Kommuniqué, mit dem die Kampagne eingeleitet wurde, nannte die Namen der Mitarbeiter von Muktada al-Sadr, die als Mitglieder des Komitees ausgewählt wurden, sowie die E-Mail-Adressen und Whatsapp-Konten, an die betrogene christliche Eigentümer Eigentumsdokumente über Immobilien - Häuser und Grundstücke - schicken konnten, die in den letzten Jahren von Einzelpersonen oder Clans illegal beschlagnahmt wurden.
Diese Initiative rief auch politische Parteien auf den Plan, die angeblich die Interessen der christlichen Bürger und ihre Eigentumsrechte "schützen" (vgl. Fides vom 25/11/2021). Am Montag, den 22. November, empfing Richter Faiq Zidan, Präsident des Obersten irakischen Justizrates in dieser Angelegenheit eine Delegation der "Bablonya-Bewegung", die den pro-iranischen schiitischen Parteien nahesteht und bei den Wahlen vom 10. Oktober vier der fünf für Abgeordnete christlichen Glaubens reservierten Sitze errang. Zu der Delegation gehörten Ryan al-Kildani, Generalsekretär der Bewegung, und Evan Faeq Yakoub Jabro, ehemaliger Minister für Flüchtlinge und Migration in der scheidenden Regierung von Mustafa al Kadhimi. Bei diesem Treffen wurden auch die Probleme im Zusammenhang mit Immobilien christlicher Eigentümer und die zum Schutz ihrer Eigentumsrechte zu treffenden Maßnahmen erörtert.
(GV) (Fides 5/1/2022)