ASIEN/IRAK - Christliche Migrationsministerin weist Kritik an der Schließung der Flüchtlingscamps zurück

Dienstag, 19 Januar 2021 mittlerer osten   ostkirchen   flüchtlinge   vertriebene   dschihadisten  

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Bagdad (Fides) – Im Irak bemüht man sich intensiv um die Schließung von Flüchtlingslagern und die Rückkehr von Binnenvertriebenen in ihre jeweiligen Herkunftsgebiete. Doch die bereits von den irakischen politischen Behörden bekannt gegebenen positiven Ergebnisse werden kontrovers diskutiert. Für den Plan zur Schließung der Flüchtlingslager ist die chaldäische Christin Evan Faeq Yakoub Jabro zuständig, die derzeit das irakische Ministerium für Einwanderung und Flüchtlinge leitet (vgl. Fides 8/6/2020). Im Interview mit „al Monitor“ berichtete Evan Jabro, dass "von 76 Vertreibungslagern, die vor der Bildung der derzeitigen Regierung geschaffen wurden, nur noch 29 Lager geöffnet sind". Bis zum Ende des Jahres wolle man alle Einrichtungen schließen. In den letzten Monaten sind laut offiziellen Regierungsquellen mindestens 66.000 irakische Binnenvertriebene in ihre Heimat zurückgekehrt. Kritik wird vor allem an den Methoden der Schließung der Camps geübt: Man habe die "Gäste" dazu gedrängt werden, in die Gebiete zurückzukehren, aus denen sie geflohen sind. Evan Jabro wiederholt in Interviews und offiziellen Erklärungen immer wieder, dass die Umsiedlung von Flüchtlingen in ihre Herkunftsgebiete in Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und stets auf freiwilliger Basis erfolgt. Dabei seien auch Hilfs- und Gesundheitsschutzmaßnahmen für diejenigen verstärkt worden, die in Flüchtlingslagern bleiben. Währenddessen melden Gruppen von Flüchtlingen, das nach der Schließung des Camps Habbaniyah in der Provinz Ninive Hunderte von Familien obdachlos wurden und bisher keine konkrete Möglichkeit angeboten wurde, eine alternative Unterkunft zu finden.
Im November sah der von der Regierung von Bagdad vorgelegte Plan vor, die Schließung aller Flüchtlingslager im ganzen Land bis März 2020 abzuschließen. Die Umsetzung des Plans erwies sich jedoch als alles andere als einfach, und die Tempel haben sich verlängert.
In vielen Flüchtlingscamps leben Binnenvertriebene, die aus den nordirakischen Regionen geflohen sind, die 2014 unter die Herrschaft des selbsternannten Islamischen Staates (IS) gefallen waren. Der Wille der Regierung, die Lager zu schließen ergibt sich auch aus den wirtschaftlichen und gesundheitlichen Bedürfnissen – nicht zuletzt in Verbindung mit der Covid-19-Pandemie - und Anforderungen der öffentlichen Ordnung. Schwierigkeiten bei der Umsetzung des Plans sind in einigen Fällen auch auf den Widerstand der Flüchtlinge zurückzuführen, die nicht in ihre jeweiligen Herkunftsgebiete zurückkehren wollen, wo sie sich angesichts anhaltender Unsicherheit und mangelnder Arbeit kaum eine friedliche Zukunft für ihre Familien vorstellen können.
Evan Jabro, die im Juni 2020 von der irakischen Regierung mit der Bewältigung des Migrationsnotstand und die Umsiedlung von Binnenvertriebenen beauftragt wurde, ist Dozentin für Biologie und hat sich in der Vergangenheit vor allem durch sein besonderes Augenmerk für soziale Nöte der jüngeren Generationen ausgezeichnet, die normalerweise von der irakischen Politik vernachlässigt werden.
In der Vergangenheit arbeitete Evan Jabro mit der im Jahr 2003 von Fatima Al-Bahadly gegründeten NGO Al-Firdaws zusammen und engagierte sich für die Entwicklung von Sozial- und Arbeitsprojekten, die sich hauptsächlich an Frauen und junge Menschen richten. Der Ministerin war auch Beraterin des Gouverneurs von Mossul in Minderheitenfragen, und bei den irakischen politischen Wahlen im Mai 2018 hatte sie sich als Kandidatin für die Zuteilung eines der fünf Sitze beworben, die christlichen Minderheiten vorbehalten sind.
(GV) (Fides 19/1/2021)


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