Quito (Agenzia Fides) Quito (Fides) - In sieben ecuadorianischen Gefängnissen befinden sich noch immer 180 Geiseln in der Hand von revoltierenden Gefangenen. Insgesamt 158 Gefängniswärter und 20 Verwaltungsangestellte wurden seit dem 8. Januar als Geiseln genommen, unmittelbar nachdem Präsident Daniel Noboa den Ausnahmezustand verkündet hatte, nachdem José Adolfo Macías Salazar, alias "Fito", die zentrale Figur der organisierten Kriminalität, aus dem Regionalgefängnis von Guayaquil entkommen konnte (vgl. Fides 9/1/2024).
Damit geht das Tauziehen des neu gewählten Präsidenten gegen die kriminellen Banden weiter, die den Kokainhandel kontrollieren und bisher die Gefängnisse des Landes faktisch übernommen hatten. Seit Anfang der Woche haben die Banden eine Terrorkampagne im Land gestartet, mit dem Angriff auf einen Fernsehsender, Morden an Polizisten, Schießereien und Sprengstoffanschlägen, so dass der Staatschef erklärte, das Land befinde sich in einem "internen bewaffneten Konflikt" (vgl. Fides 10/1/2024).
Noboa hat unterdessen zwei Eckpfeiler seiner Strategie zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens dargelegt: die Wiederaufnahme der staatlichen Kontrolle über die Gefängnisse mit dem Bau neuer Hochsicherheitsgefängnisse, wie er es im Wahlkampf versprochen hatte, und verstärkte Kontrollen von peruanischen und kolumbianischen Staatsbürgern, die für die Einreise nach Ecuador ein Führungszeugnis ihres Herkunfts- oder Aufenthaltslandes der letzten fünf Jahre vorlegen müssen.
Darüber hinaus sagte Noboa, dass in den kommenden Tagen etwa 1.500 Kolumbianer ausgewiesen werden sollen. Die ecuadorianischen Verbrecherbanden stehen in engem Kontakt mit kolumbianischen, mexikanischen und albanischen Drogenkartellen Letztere "kümmern" sich um den Handel mit Kokain aus Kolumbien und Peru, das über den Umschlagplatz Ecuador für den europäischen Markt bestimmt ist. Aus Peru kommen nicht nur das Kokain, sondern auch die von der ecuadorianischen Bande verwendeten Waffen, von denen einige offenbar aus peruanischen Militärarsenalen gestohlen wurden. Der peruanische Verteidigungsminister Jorge Chávez Cresta hat erklärt, dass es keine offiziellen Informationen gibt, die bestätigen, dass die von den Kriminellen in Ecuador verwendeten Waffen den peruanischen Streitkräften gehören, obwohl eine Untersuchung in dieser Hinsicht eingeleitet wurde.
Die Bischofskonferenz von Ecuador hat sich unterdessen mit einer Verlautbarung "an alle Männer und Frauen guten Willens, die in Ecuador leben", zu der dramatischen Situation im Land geäußert. "Wir leben in Zeiten der Angst in unserem Land", so die Bischöfe. "Das organisierte Verbrechen sät Chaos und Verzweiflung in unser tägliches Leben. Die Gewalt, wo auch immer sie herkommt, muss uns vereint finden, mit Blick auf die Zukunft und mit der nötigen Kraft, damit Ecuador das bleibt, was es immer war: ein Ort des Friedens, der Arbeit und der Geschwisterlichkeit".
"Verlieren wir uns nicht in der sterilen Panik, die den Gewalttätern in die Hände spielt, indem allem Glauben schenken, was in den sozialen Netzwerken verbreitet wird, und auch nicht in der Naivität, aufzugeben und zu glauben, dass dieser Kampf nur diejenigen betrifft, die uns regieren", mahnen die Bischöfe.
"Wir sind ein gläubiges Land. Von Kindesbeinen an haben wir gelernt, dass wir alle Brüder und Schwestern sind, dass wir Gott unseren Vater nennen; ihm vertrauen wir erneut die Unversehrtheit jedes guten Ecuadorianers und die Stabilität des Staates an, damit der Frieden so schnell wie möglich zurückkehrt. In diesem Jahr 2024, in dem wir den 150. Jahrestag der Weihe unseres Landes an das Heiligste Herz Jesu feiern, setzen wir uns für das Leben und die Gerechtigkeit ein und bitten Ihn, Ecuador zu retten", so die Bischöfe abschließend.
(L.M.) (Fides 12/1/2024)