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Schanghai (Fides) - Das „Primum Concilium Sinense“, die grundlegende Versammlung der katholischen Kirche in China, die 1924 in Schanghai unter der Leitung des päpstlichen Delegaten Costantini stattfand (vgl. Fides vom 21/5/2024), hatte bereits die „Sinisierung“ des Katholizismus in China als historische Priorität erkannt und in dieser Perspektive auch die Kriterien für die Anpassung der Grenzen der Kirchsprengel auf chinesischem Gebiet in Betracht gezogen. Dies unterstreicht Professor Liu Zhiqing in seinen vielen Vorträgen und Studien und zitiert die Worte von Kardinal Costantini, wonach die Kirche unter Achtung der legitimen zivilen Autoritäten den Auftrag hat, „den Herrn zu verherrlichen und die Seelen zu retten“.
Für Professor Liu Zhiqing sind die Worte von Kardinal Celso Costantini und die vor hundert Jahren vom Schanghaier Konzil aufgestellten Leitlinien für den Weg der katholischen Kirche in China auch heute noch relevant, auch im Hinblick auf die offenen Fragen bezüglich der Unterteilung der Kirchsprengel auf chinesischem Gebiet.
Wie Professor Liu in seinen Vorträgen ebenfalls hervorhebt, enthielt eines der „Vota“, die das Konzil von Schanghai dem Heiligen Stuhl vorlegte, die Forderung nach einer neuen Unterteilung der kirchlichen Regionen und Bezirke Chinas, die von den bestehenden fünf Regionen auf 17 Kirchsprengel erweitert wurde, was im Prinzip der damaligen Unterteilung der Zivilprovinzen entsprach.
Kürzlich nahm Professor Liu auch an der Konferenz „Historische Entwicklung und Merkmale der Sinisierung der katholischen Diözesen in China“ teil, die Ende Oktober von der Schanghaier Akademie für Sozialwissenschaften und dem Zentrum für Religions- und Kulturstudien veranstaltet wurde. Die auf dieser Studienkonferenz gewonnenen Erkenntnisse berühren auch Fragen, die für die Gegenwart und Zukunft des chinesischen Katholizismus von Interesse sind. Die Aufteilung der katholischen Diözesen in China ist eine der wichtigsten Fragen, die im Mittelpunkt der derzeitigen und künftigen Verhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und der chinesischen Regierung stehen.
In seinem Vortrag auf dieser Konferenz, der in sechs historische Abschnitte gegliedert war, zeichnete Liu detailliert die Entwicklung der katholischen Kirchsprengel in China nach, beginnend mit der Rolle Portugals bei der Errichtung der ersten Diözesen, entsprechend den Praktiken im Zusammenhang mit dem so genannten „Padroado“ (System des Patronats, die der Heilige Stuhl den portugiesischen Monarchien ab dem 15. Jahrhundert gewährte und auf deren Grundlage den Herrschern Portugals die kirchliche Gerichtsbarkeit über große Gebiete außerhalb Europas übertragen wurde).
Professor Yan Kejia, Direktor des Zentrums für das Studium von Religion und Kultur (der auch jahrelang das Institut für das Studium der Religion der Schanghaier Akademie der Sozialwissenschaften leitete), betonte, dass Professor Lius historische Analyse zeige, wie „die Haltung des wachsenden gegenseitigen Vertrauens zwischen China und dem Heiligen Stuhl gegenseitige Vorteile bietet“ und „neue Perspektiven für die Forschung auch auf historischem Gebiet eröffnet“.
Professor Liu Zhiqing ist Direktor des Instituts für Geschichte und soziale Entwicklung und geschäftsführender Leiter des Instituts für das Studium von Religion und Kultur an der „Anyang Normal University“ (Provinz Henan). Liu Zhiqing beschäftigt sich seit mehr als 30 Jahren mit Studien und Forschungen zum chinesischen Katholizismus und hat in dieser Zeit Aufsätze und Bände von hohem wissenschaftlichem Wert veröffentlicht.
Im Jahr 2017 veröffentlichte Liu Zhiqing ein Werk mit dem Titel „History of the Evolution of Catholic Dioceses in China“, ein umfassender Überblick, der die Geschichte der kirchliche Bezirk von deren Gründung bis zum Jahr 1946. Der Band wurde 2023 (vgl. Fides 15/6/2024) in einer neuen, aktualisierten und mit neuen Beiträgen und Erkenntnissen angereicherten Fassung neu aufgelegt. Dem Band beigefügt ist auch eine „Tabelle zur Entwicklungsgeschichte der katholischen Diözesen Chinas“. Das Werk ist das Ergebnis jahrelanger Forschung und gründlicher Studien, die sich auch auf die Konsultation von Quellen und Dokumenten stützen, die in den Archiven von Ordensgemeinschaften aufbewahrt werden, sowie auf die direkten Zeugnisse von maßgeblichen Persönlichkeiten der chinesischen katholischen Kirche, wie Bischof Thomas Zhang Huaixin (1925-2016), der die Diözese Weihui (heute Anyang) in der Provinz Henan leitete.
(NZ) (Fides 14/12/2024)