Seoul (Fides) - Anlässlich des Weihnachtsfestes richtet die koreanische katholische Gemeinschaft ihre Gedanken, Gebete und einen tiefen Wunsch nach Frieden und Versöhnung auch an ihre Landsleute im Norden: Im Jahr des 70. Jahrestages des Waffenstillstandes, der den Koreakrieg (1950-1539) beendete, bringt der Erzbischof von Seoul und Apostolischer Administrator von Pjöngjang hofft, Peter Soon-taick Chung, in seiner Weihnachtsbotschaft, die Hoffnung zum Ausdruck, dass "die Freude des Weihnachtsfestes die ganze Welt erfüllen möge und vor allem den Menschen in den von Angst und Kriegsgefahr geplagten Nationen, einschließlich unserer Landsleute im Norden, und all jenen in unserer Gesellschaft, die arm, ausgegrenzt und des Trostes bedürftig sind, Hoffnung und Kraft bringt". Die Kirche in Südkorea bringt den Wunsch zum Ausdruck, dass Weihnachten 2023, das Jahr, in dem man des Kriegsendes gedenkt, zu einer Gelegenheit wird, einen echten Friedensvertrag zu schließen, der an die Stelle des immer noch gültigen Abkommens über die bloße Unterbrechung des Konflikts tritt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Korea in zwei Teile geteilt: Der demokratische Süden sicherte sich die Unterstützung des Westens, während die Kommunisten mit der Unterstützung Chinas und Russlands die Kontrolle über Nordkorea übernahmen. Der Krieg zwischen Nord- und Südkorea brach 1950 aus. Im Jahr 1953 unterzeichneten die militärischen Befehlshaber der Vereinigten Staaten, Nordkoreas und Chinas ein Waffenstillstandsabkommen, das eine "vollständige Einstellung der Feindseligkeiten und aller bewaffneten Gewaltakte bis zum Erreichen einer endgültigen friedlichen Lösung" vorsah. Dieses Abkommen ist nach wie vor der einzige rechtlich verbindliche Mechanismus, der den Frieden auf der Halbinsel aufrechterhält, auch wenn er noch nicht gesichert ist. Nord- und Südkorea haben seine Gültigkeit im Rahmen des 1991 unterzeichneten Pakts, des so genannten "Basisabkommens", bekräftigt, in dem Nichtangriff und gegenseitige Zusammenarbeit bestätigt werden. In 70 Jahren sind jedoch alle Bemühungen gescheitert, den vorübergehenden Waffenstillstand durch ein echtes Friedensabkommen auf der Halbinsel zu ersetzen.
In dieser Situation haben sich die Katholiken in Südkorea im Laufe der Jahrzehnte intensiv für die Überwindung vergangener Konflikte und für einen dauerhaften Frieden eingesetzt. Insbesondere das "Komitee für Versöhnung" der Erzdiözese Seoul, das "eine gemeinsame Zukunft der Koexistenz und des Wohlstands" anstrebt und "innovative Lösungen" sucht, bekräftigt "das Engagement der katholischen Kirche als Vermittlerin und Förderin der Versöhnung mit dem Ziel, Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu erreichen".
Das Bemühen zur Überwindung der Logik des Waffenstillstands findet auch bei den anderen christlichen Kirchen breite Unterstützung: Pfarrer Hong-Jung Lee, ein koreanischer protestantischer Pastor und ehemaliger Generalsekretär des ökumenischen Nationalen Kirchenrats in Korea, weist darauf hin, dass "der Ansatz für Frieden und Gerechtigkeit auf der koreanischen Halbinsel auf einem 'Werk der Heilung und Versöhnung' beruht“. Das Bewusstsein der gegenseitigen Abhängigkeit und ein Weg der "Selbstentäußerung" seien "spirituelle Säulen, die diese Arbeit unterstützen", betont er. "Heilung und Versöhnung stehen im Mittelpunkt des Lebens Gottes und des Dienstes eines jeden Getauften. Ohne einen kontinuierlichen Prozess der Heilung und Versöhnung wird es keine Integration von Gerechtigkeit und Frieden geben", sagt Lee.
Der Pastor erinnerte an die Bedeutung der persönlichen Begegnungen zwischen Christen in Nord- und Südkorea, die in der Vergangenheit bei internationalen ökumenischen Veranstaltungen im Rahmen des Ökumenischen Rates der Kirchen stattgefunden haben, und berichtet, dass er mehrfach Gelegenheit hatte, mit führenden Vertretern der nordkoreanischen Organisation „Korean Christian Federation“ (KCF) zusammenzutreffen. „Wenn wir die Geschichte des koreanischen Volkes aus der Perspektive von Gottes Heilshandeln in der Welt betrachten - und das ist die Perspektive von Weihnachten -, ist die Teilung der koreanischen Halbinsel nicht das Ende der Geschichte des koreanischen Volkes", so Lee. Die Teilung sei vielmehr "eine von Menschen gemachte Wüste, eine Verletzung des Willens Gottes. Der Weg der Heilung, der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens wird zu einer lebensspendenden Wiedervereinigung des koreanischen Volkes führen". In diesem Sinne plädiert Lee dafür, den Waffenstillstand von 1953 „durch einen Friedensvertrag zu ersetzen, der die Teilung und die Mentalität des Kalten Krieges überwindet und den Weg für Stabilität und Brüderlichkeit ebnet".
Die christlichen Kirchen, so Pfarrer Lee, sind aufgerufen, sich „an vorderster Front“ für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel einzusetzen: ökumenische Gebetsbewegungen, Treffen und Seminare zur Friedenserziehung, Förderung der Menschenrechte, Initiativen zur Sensibilisierung für die Entmilitarisierung und nukleare Abrüstung, Wohltätigkeits-, Kooperations- und Entwicklungsaktivitäten für die bedürftige Bevölkerung im Norden.
Papst Franziskus hat sich am 16. September im Vatikan an eine Gruppe koreanischer Pilger gewandt und sie aufgefordert, "eure Berufung als Apostel des Friedens in allen Lebensbereichen neu zu entdecken" und "Zeugen der Versöhnung" zu sein, denn "die Zukunft wird nicht mit Waffengewalt, sondern mit der sanften Kraft der Nähe aufgebaut“.
(PA) (Fides 18/12/2023)
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