Seoul (Fides) - „Ttiattmeori“ ist ein koreanisches Wort und bedeutet „Liebe und Freundschaft zwischen Brüdern und Schwestern“. Und es ist der Name einer Organisation, in der junge Nordkoreaner, die aus dem Land geflohen sind, und junge Südkoreaner sich zusammenschließen, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Freundschaft zu schließen und sich über ihren Glauben auszutauschen. „Ttiattmeori“ steht unter der Schirmherrschaft der Kongregation der seligen koreanischen Märtyrer und möchte jungen Nordkoreanern bei der Integration und Ansiedlung im Süden helfen. Die Organisation veranstaltete ein jüngst ein „Friedenskonzert“ und einen Dialog, bei dem nordkoreanische Jugendliche ihre Geschichte „mit offenem Herzen“ erzählen konnten, wobei anderen jungen Menschen zuhörten, um sich anschließend auszutauschen. „Den Glauben gemeinsam zu leben und spirituelle Einheit zu erfahren, ist eine große Hilfe beim Einleben in die südkoreanische Gesellschaft“, so die Veranstaltungsteilnehmer.
Der intensive Dialog zwischen den jungen Menschen war so auch einer der Höhepunkte des „Korea Peninsula Peace-Sharing Forum 2024“, das in den letzten Tagen von der „Korea Reconciliation Commission“ der Erzdiözese Seoul organisiert wurde. An dem alljährlich stattfindenden Forum nahmen der Erzbischof von Seoul, Peter Soon-taick Chung, Präsident der Kommission, und Erzbischof Giovanni Gaspari, Apostolischer Nuntius in Korea, sowie mehrere Botschafter teil.
In seiner Eröffnungsrede umriss Erzbischof Peter Soon-taick Chung, der auch Apostolischer Administrator von Pjöngjang ist, das Thema des Forums, „The Journey towards Peace“ (Die Reise zum Frieden) , und betonte, dass „dieser Weg zum Frieden zunächst lang und beschwerlich erscheint, aber wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren“. „Ich freue mich darauf, Hoffnung zu wecken, indem wir gemeinsam über die Rolle der Kirche und die verschiedenen Wege der Solidarität für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel und in der Welt nachdenken“, fügte der Prälat hinzu.
In seinen Ausführungen zitierte Erzbischof Giovanni Gaspari, Apostolischer Nuntius in Korea, die Enzyklika von Papst Franziskus, „Fratelli Tutti“ (Nr. 271) in der es heißt, dass die Religionen die Pflicht haben, „einen wertvollen Beitrag zum Aufbau von Geschwisterlichkeit und zur Verteidigung der Gerechtigkeit in der Gesellschaft“ zu leisten. Er betonte auch: „Die Geschwisterlichket ist die Alternative zum Krieg, sie ist der andere mögliche Horizont. Sie ist ein Weg, der gemeinsam gegangen werden muss und zu dem alle Männer und Frauen auf der Erde, Gläubige und Nichtgläubige, aufgerufen sind, um eine Welt in Frieden zu schaffen“.
Der deutsche Theologe und Friedensforscher Heinz-Gerhard Justenhoven erläuterte den Wert der „Versöhnung“ als Voraussetzung für die deutsche Wiedervereinigung und sprach in diesem Zusammenhang über die Rolle der katholischen Kirche, wobei er feststellte, dass „das Gebet für den Frieden entscheidend für die deutsche Wiedervereinigung war“.
In seinem neunten Jahr zielt das Forum darauf ab, dem Aufruf der Kirche zur Förderung des Friedens auf der koreanischen Halbinsel nachzukommen. Zu diesem Zweck stellte das „Institute for Peace-Sharing“, eine von der „Korea Reconciliation Commission“ gegründete Einrichtung, zwei Forschungsprojekte vor. Yiseul Seraphina Choi, Mitglied der „Thomas Society“, einer Forschungsgruppe junger Katholiken, die dem „Institute for Peace-Sharing“ angeschlossen ist, betonte, wie wichtig es sei, die Friedenslehre der Kirche in der koreanischen Zivilgesellschaft, d.h. bei allen Bürgern, zu verbreiten, und verwies auf die besondere Rolle des katholischen Klerus als „Brücke“ und „Antenne“ für die Bewusstseinsbildung. Die Forscher befragten rund 5.700 koreanische Priester zu ihrer Meinung zu den Themen Frieden und Versöhnung: 82 % von ihnen stimmten der Notwendigkeit der Wiedervereinigung zu, ein Prozentsatz, der weit über der Antwortquote der allgemeinen Öffentlichkeit (43 %) oder der katholischen Gläubigen (49 %) liegt.
Das Jahr 2025, so heißt es in einer Mitteilung des „Institute for Peace-Sharing“, wird ein sehr bedeutendes Jahr sein, da der 80. Jahrestag der Befreiung und der 80. Jahrestag der Teilung der koreanischen Halbinsel begangen und das 30jährige Gründungsjubiläume der „Korea Reconciliation Commission“ und das 10jährige Gründungsjubiläum des „Institute for Peace-Sharing“ gefeiert wird: Das Forum im nächsten Jahr werde daher von besonderer Bedeutung sein. Als Beitrag zu dieser Veranstaltung wird die „Thomas-Society“ ein Programm entwickeln, um auch im Hinblick auf den Weltjugendtag 2027 in Seoul, die besondere Rolle junger Menschen bei der Schaffung von Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu erörtern.
(PA) (Fides 22/11/2024)