di Pascale Rizk
Seoul (Fides) - „Das Verhalten von Präsident Yoon, einem Mann, der leugnet, was existiert, und behauptet, was nicht existiert, überrascht uns nicht mehr. Wir fragen uns: Wie kann sich jemand so verhalten?“.
Wenn die Gruppe von 1.466 katholischen Priestern, darunter fünf hochrangige Geistliche, eine Antwort auf die vor etwa zehn Tagen veröffentlichte Erklärung erwarteten, in der sie dem Präsidenten vorwarfen, seine verfassungsmäßige Verantwortung zu vernachlässigen und ihn beschuldigten, die Spaltung der Gesellschaft zu schüren, und seinen Rücktritt forderten, ließ diese nicht lange auf sich warten.
Gestern Abend um 10 Uhr rief Präsident Yoon Suk Yeol live im Fernsehen das Kriegsrecht aus. Yoon sagte, er wolle die Demokratie durch das Kriegsrecht schützen, um „die pro-nordkoreanischen Kräfte auszulöschen und die demokratische Verfassungsordnung zu schützen“.
Um 2 Uhr morgens Seouler Zeit wurde das Gesetz in einer Parlamentsabstimmung mit 190 von 300 Stimmen aufgehoben. Die Abstimmung wurde dadurch ermöglicht, dass sich die Abgeordneten trotz der vom Militär verhängten Blockade im Gebäude einfanden.
Es war 22 Uhr abends auch vor 44 Jahren, als die Repression der südkoreanischen Armee am 18. Mai 1980 zum Massaker von Gwangju führte, damals als Reaktion auf den Volksaufstand nach den Ereignissen von 1979 und 1980.
Die katholische Kirche hat sich erneut zu Wort gemeldet. In einer am Morgen des heutigen 4. Dezember veröffentlichten Mitteilung erklärt die koreanische Bischofskonferenz: „Die Verhängung des Ausnahmezustands in der vergangenen Nacht muss viele Koreaner wach gehalten haben. Wenn kein dringender Bedarf besteht, sollten die Regierungs- und Verwaltungsverfahren eines Staates auf normale Weise durchgeführt werden und den Bürgern bekannt sein“.
Die Verlautbarung wurde vom Sprecher der koreanischen Bischofskonferenz, Mathias Lee Yong-Hoon, dem derzeitigen Bischof von Suwon - der zweitgrößten Diözese des Landes - unterzeichnet, der zusammen mit der Delegation für Glauben und Dienst (bestehend aus dem Nationalen Rat der Kirchen in Korea NCCK, zu dem neben der katholischen Kirche auch die presbyterianische Kirche, die Heilsarmee, die orthodoxe Kirche, die anglikanische Kirche, die Kirche Gottes und die lutherische Kirche gehören, Anm. d. Red. ) vor einer Woche, am 27. November, Papst Franziskus zum Abschluss der Generalaudienz, auf dem Petersplatz in Rom getroffen hatte, um den Papst darum zu bitten, für den Frieden auf der koreanischen Halbinsel zu beten und zu gegebener Zeit Pjöngjang einen Besuch abzustatten, um die Beziehungen zwischen den beiden Koreas friedlich zu vermitteln.
„Wir, die wir uns zu unserer Einheit in Christus bekennen, insbesondere diejenigen, die die Tragödie des Koreakrieges erlebt haben, beten dafür, dass die gegenwärtigen Spannungen nicht in einen dritten Weltkrieg ausarten und dass auf der koreanischen Halbinsel ein Zustand des Friedens hergestellt wird. Möge dieses bedeutende Treffen ein Sprungbrett für den Frieden und die Vereinigung der koreanischen Halbinsel werden“, so die Worte der koreanischen Delegation bei der Begegnung mit dem Papst.
In dem heute von den katholischen Bischöfen veröffentlichten Schreiben heißt es: „Verfassungsrechtler sind sich einig, dass die Verhängung des Ausnahmezustands durch Präsident Yoon zahlreiche Probleme hinsichtlich der verfahrensrechtlichen Legitimität aufwirft. Obwohl der Ausnahmezustand nach einer Parlamentsabstimmung aufgehoben wurde, ist es fraglich, ob die Angelegenheit ernst und dringend genug war, um eine solche Erklärung zu rechtfertigen, die nach nur sechs Stunden aufgehoben wurde“.
„Viele fragen den Präsidenten, ob es richtig war, im Jahr 2024 das Kriegsrecht zu verhängen, das nur während des Militärregimes verhängt wurde, während es weder eine feindliche Invasion von außen noch eine sichtbare Kriegsgefahr gab“, so die Bischöfe weiter, die sich im letzten Teil der Verlautbarung direkt an Präsident Yoon wenden: “Es ist zwingend erforderlich, dass der Präsident persönlich vor das Volk tritt, um zu erklären, was geschehen ist, sich aufrichtig beim Volk entschuldigt und die Verantwortung für den Prozess der Verhängung und Aufhebung des Kriegsrechts übernimmt. Unsere Demokratie wurde unter großen Opfern aufgebaut. Die katholische Kirche in Korea unterstützt das koreanische Volk aktiv und ist mit ihm solidarisch, um unsere Demokratie zu schützen“. „Wir fordern Präsident Yoon Seok-yul und die Regierung nachdrücklich auf, aufrichtig auf die Forderungen der katholischen Kirche Koreas und des koreanischen Volkes einzugehen“, heißt es in dem Schreiben abschließend.
(Fides 04/12/2024))