ASIEN/PHILIPPINEN - Nach Anschlag auf katholischen Gottesdienst: Mindanao State University nimmt Tätigkeit wieder auf und gedenkt der Opfer

Montag, 11 Dezember 2023 islam   dialog   gebet   universität   jugendliche  

Marawi (Fides) - Der Campus der „Mindanao State University“ (MSU) in Marawi wurde heute wieder eröffnet, nachdem er acht Tage lang geschlossen war, nachdem bei einem Bombenanschlag am 3. Dezember während einer Messe in der als Kapelle genutzten Sporthalle vier Menschen getötet wurden. Der Wiederaufnahme des Lehrbetriebs ging eine Gebetswache voraus, an der heute Morgen an der MSU die Universitätsleitung und die Universitätsmitarbeitenden zusammen mit Studenten sowie der Leiter der Territorialprälatur Marawi, Bischof Edwin De la Peña, und Erzbischof Antonio Ladesma teilnahmen. Die Universität bekundete erneut ihr "tiefes und aufrichtiges Beileid gegenüber den Familien der vier bei der Explosion getöteten Menschen". Bei den Opfern handelt es sich um zwei katholischen Studentierende der Universität, Junrey Barbante und Janine Arenas, die Dozentin Evangeline Aromin und Riza Daniel, Mutter eines weiteren Studenten. "Wir beten dafür, dass die Opfer in Frieden ruhen und die Gerechtigkeit erhalten mögen, die sie verdienen. Wir schließen uns der Trauer der Familien an und, um ehrlich zu sein, ein Teil von uns, von jedem Studenten oder Dozenten der MSU stirbt mit ihnen", sagte der Präsident der Universität, Basari D. Mapupuno.
Die Wiederaufnahme der Aktivitäten auf dem Campus wurde in Abstimmung mit den Sicherheitskräften und den örtlichen Behörden organisiert. Die Universität ist sich des Unbehagens und der Angst bewusst, die der Vorfall ausgelöst hat, und will der Universitätsgemeinschaft umfassende Sicherheitsmaßnahmen und ein dem Lernen förderliches Umfeld bieten. In diesem Sinne wir auch eine psychologische Begleitung angeboten, und alle die in den Vorfall verwickelt oder davon betroffen sind, können eine besondere Unterbringung, Beförderung und Befreiung von den Studiengebühren beantragen. Auch die Provinzregierung von Lanao del Sur bietet Studierenden aus den Städten Cagayan de Oro, Pagadian und Malabang Transporthilfe an. Einige Studenten sind immer noch traumatisiert: Nach Angaben der MSU sind etwa 2.000 der 15.000 eingeschriebenen Studierenden nach dem Anschlag in ihre Heimatprovinzen außerhalb von Lanao del Sur zurückgekehrt, und nicht alle von ihnen sind bereit, den Unterricht wieder aufzunehmen. Die MSU-Verwaltung hat unterdessen verstärkte Sicherheitsmaßnahmen angekündigt, mit speziellen Kontrollpunkten für den Zugang zur Universität.
Zu dem Anschlag bekannten sich lokale Gruppen, die nach eigenen Angaben mit dem "Islamischen Staat" in Verbindung. In den letzten Tagen waren Militäroperationen gegen drei lokale militante islamische Gruppen, "Dawlah Islamiyah", "Abu Sayyaf" und "Maute", im Westen Mindanaos eingeleitet worden; der Anschlag könnte nach Angaben der Polizei eine Reaktion auf diese Operationen gewesen sein. Nach ersten Ermittlungen verhaftete die philippinische Polizei Jafar Gamo Sultan, der an der tödlichen Explosion mitgewirkt haben soll. Augenzeugen und Überwachungskameras zufolge befand sich der Verdächtige in Begleitung des immer noch gesuchten Mannes, der als Urheber des Sprengsatzes gilt.
Murad Ebrahim, Ministerpräsident der Autonomen Muslimischen Region, zu der auch die Provinz Lanao del Sur mit der Hauptstadt Marawi gehört, bekräftigte, seine Regierung werde die medizinischen Kosten der Opfer übernehmen und den Familien der Opfer und der etwa 50 Verletzten besondere Hilfe leisten.
Die katholische Gemeinde von Marawi und die katholische Bischofskonferenz der Philippinen haben am 6. Dezember im Namen der Kirche des ganzen Landes einen besonderen Tag der Trauer und des Gebets zum Gedenken an die Opfer abgehalten. Der Vorsitzender der Philippinischen Bischofskonferenz,Bischof Pablo Virgilio David, zelebrierte den zentralen Trauergottesdienst und lud die Gläubigen im ganzen Land ein, in der Adventszeit heilige Messen für die Opfer lesen zu lassen und den Rosenkranz für sie zu beten und besondere Werke der Nächstenliebe zu vollbringen.
Bischof Edwin de la Peña betonte unterdessen, das Mitgefühl und die Solidarität der Muslime in Lanao del Sur und anderen Teilen des Landes seien bewegend. Die von dem Anschlag betroffene „Mindanao State University“, so Edwin de la Peña, werde "ein symbolischer Ort der Koexistenz bleiben, an dem junge muslimische und christliche Studierende aus verschiedenen Provinzen der Insel Mindanao Seite an Seite studieren können“.
In der Zwischenzeit finden die Trauerfeierlichkeiten und die Beerdigung der vier katholischen Opfer in ihren Heimatstädten statt. Unter ihnen befand sich Junrey Barbantem, ein 20-jähriger Student der Hochschule für Betriebswirtschaft und Rechnungswesen, der erst kürzlich seinen Abschluss gemacht hatte und ursprünglich von der Insel Bohol stammte. Er hatte im vergangenen Monat seinen Abschluss in Bauingenieurwesen an der Fakultät für Ingenieurwesen und Technologie gemacht. Er wurde bei der Explosion schwer verletzt und starb während des Transports ins Krankenhaus. Freunde und Studienkollegen beschrieben ihn als freundlichen, fleißigen und fröhlichen jungen Mann mit einer glänzenden Zukunft.
Die 18jährige Janine Arenas war eine Studentin aus Balabagan, in der Provinz Lanao del Norte, und besuchte wie Barbante die Gemeinde der Universitätsseelsorge. Die Gemeinde hatte früher eine eigene Kapelle, die während der Belagerung von Marawi im Jahr 2017 von militanten Islamisten zerstört wurde. Seitdem finden die Treffen und liturgischen Feiern in der Sporthalle der Universität statt.
Unter den Opfern ist auch die Dozentin Evangeline Aromin (31), die am Iligan Institute of Technology er MSU lehrt. Sie stammte aus Lanao del Sur, aus einer katholischen Familie und war tief in der MSU-Gemeinde verwurzelt, wo sie sich sich sehr für den islamisch-christlichen Dialog in der Stadt Marawi engagierte. An ihrer Beerdigung nahmen viele lokale Muslime der Maranao-Ethnie teil.
Das letzte der vier Opfer, Riza Ramos Daniel, 49, ist die Mutter eines Studenten. Sie stammt ursprünglich aus Tangub City in der westlichen Provinz Misamis und arbeitete in Marawi, während ihr Sohn im dritten Jahr Informatik an der MSU studiert. Beide waren sehr gläubig und nahmen an der Messe am 3. Dezember teil.
(PA) (Fides 11/12/2023)


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