AMERIKA/CHILE - Migration: Vertreter von Behörden und Kirche beraten gemeinsam

Donnerstag, 12 Januar 2023 auswanderung   menschenrechte   gesetze   bischofskonferenzen  

Santiago (Fides) - Die chilenischen Bischöfe sind besorgt über die Schwierigkeiten, mit denen sich Hunderte von Einwanderern bei der Legalisierung ihres Status konfrontiert sehen, und bezeichnen die Flüchtlingsgesetze als "unflexibel".
Bei einem Treffen mit Vertretern der Behörden und der Zivilgesellschaft , das in den Räumlichkeiten der chilenischen Bischofskonferenz in Santiago stattfand, nahmen die Bischöfe des Ständigen Rates der Bischöfe, der das Treffen einberufen hatte, sowie Vertreter der Abteilung für Migration der Generaldirektion für Konsularangelegenheiten, Einwanderung und Chilenen im Ausland, der Migrationsabteilung des Außenministeriums, des Nationalen Amtes für religiöse Angelegenheiten, der Caritas Chile, des Katholischen Instituts für Migranten (INCAMI), des Flüchtlingshilfswerks der Jesuiten und der Konferenz der Ordensleute (CONFERRE) teil.
Laut einer Mitteilung der Bischofskonferenz, die Fides vorliegt, waren alle Teilnehmer des Treffens besorgt über die Verfahren zur Legalisierung von Migranten und erinnerten an die Notwendigkeit, Gemeinden zu unterstützen, in denen eine große Zahl von Migranten ankommt. Die Notwendigkeit einer stärkeren Koordinierung der zuständigen staatlichen Stellen, um die Verfahren zu erleichtern, wurde ebenso hervorgehoben wie die Notwendigkeit, eine Migrationspolitik voranzutreiben, die die Suche nach Formeln für eine schnellere Legalisierung ermöglicht.
Besonders besorgniserregend sei die Situation der vertriebenen Kinder und derjenigen, die den Flüchtlingsstatus beantragen. In diesem Zusammenhang wurde an den Beitrag der Kirche bei der Begleitung von Migranten in vielen Teilen des Landes gewürdigt, und es wurde vereinbart, die Gespräche fortzusetzen und neue Treffen mit anderen Organisationen zur aktuellen Migrationsproblematik einzuberufen.
Erzbischof Fernando Chomali von Concepcion, der die Sitzung im Namen des Ständigen Ausschusses der Bischofskonferenz leitete, betonte, dass bei allen Verfahren immer der Mensche im Mittelpunkt stehen müsse. "Erinnern wir uns daran, dass der Mensch im Mittelpunkt allen politischen Handelns, allen sozialen Handelns steht. Wir glauben, dass wir in diesem Bereich Licht ins Dunkel bringen können, damit Chile ein gastfreundliches, aber auch integratives Land ist. Denn es reicht nicht aus, sie willkommen zu heißen, wir müssen sie auch integrieren". Erzbischof Chomali erinnerte daran, dass es in allen Diözesen Chiles eine Migrationspastoral gibt, "in der Menschen aufgenommen werden, die absolut hilflos sind, ohne Papiere, ohne die Möglichkeit, sich in die Gesellschaft zu integrieren. Wir sprechen von jungen Menschen, älteren Menschen und vor allem von Kindern, von denen viele leider kein Land haben, keine Geburtsurkunde besitzen, und wir können gemäß dem Evangelium, der Soziallehre der Kirche, einen Beitrag leisten, denn der Herr sagt uns: 'Ich war ein Fremder und ihr habt mich aufgenommen'".
Seit einiger Zeit machen Organisationen und Einrichtungen, die sich in verschiedenen Teilen Chiles für Migranten einsetzen, auf die Schwierigkeiten aufmerksam, mit denen sowohl die Menschen, die im Land ankommen, als auch die Gemeinden, die sie aufnehmen, konfrontiert sind. Dabei komme es auch zu Intoleranz und Episoden der Fremdenfeindlichkeit. Die Situation hat sich durch die massiven Flüchtlingsströme aus Venezuela und Haiti und die Folgen der Covid 19-Pandemie weiter verschärft. Nach Schätzungen des chilenischen Nationalen Migrationsdienstes (SNM) befanden sich am 31. Dezember 2021 insgesamt 1.482.390 Ausländer im Land, von denen die meisten Venezolaner, Peruaner und Haitianer waren. Bezüglich der Anzahl der irregulären Migranten Bevölkerung erklärte das Migrantenhilfswerk der Jesuiten in Chiles (SJM), dass es "naturgemäß unmöglich ist, diese mit Sicherheit zu bestimmen". Chile hat eine Bevölkerung von insgesamt 19.490.000 Einwohnern (Stand 2021).
Seit April 2021 gilt in Chile ein neues Migrationsgesetz, das das bisherige aus dem Jahr 1975 ablöst und strengere Grenzkontrollen sowie beschleunigte Rückführungen vorsieht. Am 11. März 2022 trat Gabriel Boric, 36, der aus der Stichwahl vom 19. Dezember 2021 als Sieger hervorging, sein Amt als Präsident Chiles an. In einem Brief an den neuen Präsidenten einige Wochen nach seiner Wahl hatte das chilenische katholische Institut für Migration (INCAMI), um eine transparente Haltung der Behörden gegenüber den Migranten in Chile gebeten und mangelnde Klarheit bei der Umsetzung des neuen Gesetzes beklagt (vgl. Fides 31/3/2022).
(SL) (Fides 12/1/2023)


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