Banjul (Fides) - "Als katholische Kirche haben wir den Wahlprozess sehr genau beobachtet, und bereits nach den ersten Tagen können wir sagen, dass er demokratisch war und die Regeln respektiert wurden. Auch Beobachter wie der Wirtschaftsgemeinschaft der Westafrikanischen Staaten, der Afrikanischen Union und andere Einrichtungen bestätigen, dass es keine Unregelmäßigkeiten gab. Mit 53,2 % der Stimmen ist Adama Barrow somit für die nächsten fünf Jahre erneut Präsident von Gambia", so der Generalsekretär der Bischofskonferenz von Gambia und Sierra Leone Pater, Paul Morana Sandi, gegenüber Fides zur Wahl vom vergangenen 4. Dezember. Adama Barrow hat damit zum zweiten Mal in Folge im kleinsten afrikanischen Kontinentalstaat die Wahl gewonnen. Die Wahlbeteiligung war mit über 89 % sehr hoch, ein Zeichen für die heutige Begeisterung des Volkes für Politik nach über 22 Jahren unter der Diktatur Yahia Jammehs.
Pater Paul Morana Sandi bemerkt: "Die Lage in unserem Land ist nach wie vor kritisch; das Amt, das Barrow vor fünf Jahren nach 22 Jahren Diktatur übernommen hat, war eine enorme Herausforderung. Viele flohen aus Gambia, sowohl wegen der Armut als auch wegen der Unterdrückung. Zunächst wurde eine Koalition gebildet, um eine Regierung zu bilden, aber im Laufe der Zeit zogen sich verschiedene Parteien aufgrund von internen politischen Problemen zurück. Jetzt hoffen die Menschen, dass sich die öffentlichen Dienstleistungen wie Schulen, Krankenhäuser und Verkehrsmittel verbessern, die Lebenshaltungskosten sinken und dass sich endlich ehrliche und engagierte Politiker für Entwicklungsmöglichkeiten einsetzen und zum Gemeinwohl beitragen. Es geht vor allem darum, die Wiedervereinigung des Landes anzustreben, da es noch zu viele Spaltungen gibt, und den sozialen Zusammenhalt zu fördern“.
Nach der Veröffentlichung der offiziellen Wahlergebnisse, gab es zunächst Proteste. Vor allem der Oppositionsführer Ousainou Darboe, der mit 27,7 % der Stimmen den zweiten Platz belegte, hat seine Absicht bekundet, Berufung einzulegen. Gleichzeitig rief er jedoch nach Demonstrationen mit kleineren Zwischenfällen seine Anhänger zur Ruhe auf.
"Es gab sechs Kandidaten, drei von ihnen haben die Wahl bereits angefochten und eine Prüfung verlangt. Es wird eine erneute Überprüfung geben und wir werden sehen, wie die Wahlkommission entscheiden wird. stellt der Generalsekretär der Bischöfe fest. „Auf jeden Fall ist es wichtig, dass wir so bald wie möglich mit dem Wiederaufbau des Landes beginnen. Denken wir zum Beispiel an die jungen Menschen, von denen viele Gambia verlassen, um sich nach Europa durchzuschlagen, wobei sie Gefahr laufen, zu sterben. Viele wagen sich weiterhin durch die Sahara und über das Mittelmeer. Das Phänomen hält an, obwohl sich die Staaten der Region bemühen, die Gefährlichkeit dieser Reisen anzuprangern und die jungen Menschen davon abzubringen. Viele von ihnen kehrten bereits nach Hause zurück und anderen bestätigen, wie gefährlich die Reise ist und dokumentieren diese dramatischen Erlebnissen im Video. So wird Bewusstsein geschaffen. Diese Bemühungen wurden durch Kampagnen in Gambia und Sierra Leone, Liberia und Senegal ergänzt, auch dank der Intervention der westafrikanischen Bischofskonferenzen (Recowa)", so der Geistliche.
In diesem kleinen Land mit einer großen muslimischen Mehrheit verändere sich die Rolle der Kirche: "Die Kirche in Gambia", schließt Pater Morana Sandi, "ist zweifellos eine klein, aber sie ist sehr präsent und tief im Land verwurzelt. Nach dem Rücktritt des vorherigen Bischofs wurde Gabriel Mendy zum ersten gambische Bischof, zum Bischof von Banjul, der einzigen Diözese in Gambia, ernannt. Die Kirche spielt eine wichtige Rolle bei der Evangelisierung und ist auch eine Stimme im öffentlichen Raum. Sie trägt zur Überarbeitung der Verfassung bei, ist Teil des Interreligiösen Rates und arbeitet täglich für die Versöhnung. Die katholische Gemeinschaft baut auf der Tradition der Missionare auf, die den Samen des Evangeliums brachten, und bemüht sich, die christliche Botschaft zu verbreiten und soziales Handeln, Zusammenhalt und Entwicklung zu fördern".
(LA) (Fides 10/12/2021)