Ulaanbaatar (Fides) – Wir müssen von dem Prinzip der "Geschwindigkeit" in eine Dimension „größerer Tiefe" wechseln. Dies sei die Priorität in der nahen Zukunft für die Kirche in der Mongolei, so Bischof Giorgio Marengo, Apostolischer Präfekt von Ulaanbaatar, in seinem Redebeitrag zum kürzlich von der Päpstlichen Missionsunion veranstalteten Webinar zum Thema Mission und Evangelisierung in Zentralasien,
Wenn man die ersten dreißig Jahre der offiziellen Präsenz der katholischen Kirche in der Mongolei Revue passieren lasse, habe man das Gefühl, dass es einer günstigen Konstellation der Vorsehung zu verdanken war, die dazu führte, dass sich eines der verschlossensten Länder der Welt plötzlich für die Mission öffnete. Wie Pater Jeroom Heyndrickx, einer der ersten Missionare, die 1991 hier ankamen, sagte, "schien es aus irgendeinem Grund so, als ob alles in Eile getan werden müsste und alles schnell ging". Nach diesem schnellen Start sei die Zahl der Einrichtungen, die von den ersten Missionaren gegründet wurden, ebenso beeindruckend. „Wenn die Schnelligkeit der Anfänge auch ihre unbestreitbaren Vorteile hatte, so ist es jetzt vielleicht an der Zeit, tiefer zu gehen und vor allem an das Leben des Glaubens zu denken, das von Inhalten genährt werden muss, die der Realität angemessen sind, und von einer Praxis, die sie widerspiegelt und weiter inspiriert", so der Bischof.
„Tiefe", so Bischof Marengo, "bedeutet in diesem Fall für uns einen langen Zeitraum für eine angemessene Integration, ein langsames Bemühen, die Landessprache zu erlernen und vor allem mit dem pulsierenden Herzen dieser Kultur in Einklang zu kommen, das in den einzelnen Personen verkörpert ist, denen man begegnet“. Es bedeute auch, „den Weg eines jeden Bruders und einer jeden Schwester zu begleiten, die, von der Gnade berührt, beginnen, ihre persönliche und kollektive Geschichte im Licht des Evangeliums neu zu lesen". Nach Ansicht des Prälaten kann dieser neue "Rhythmus" eine wirksame Antwort auf die neuen Bedürfnisse der mongolischen Gesellschaft darstellen, die ebenso wie die Kirche in diesem Gebiet eine äußerst rasante Entwicklung erfahren hat: "Das rasche Wirtschaftswachstum geht mit einer entsprechend höheren Komplexität der Gesellschaft einher“, erklärt er dazu. „Wenn es schon zu Zeiten des Sozialismus zwei Mongoleien gab, die städtische in Ulaanbaatar und den Rest des Landes, der noch von den alten Rhythmen des Nomadentums geprägt war, so ist der Unterschied heute zum Teil noch deutlicher, aber auch komplexer, weil sich die Lebensstile vermischen und wir mit den Trends der globalisierten Welt konfrontiert sind".
Vorrangig, so Bischof Marengo, sei eine Verkündigung und Seelsorge, die auf die Besonderheiten des mongolischen Volkes und seine unzähligen Nuancen eingehen: "Die heutige Mongolei 'braucht' die katholische Kirche wahrscheinlich nicht, um die Mängel ihres Sozialsystems auszugleichen, und rümpft sogar die Nase über unsere Initiativen. Das Engagement für die Förderung des Menschen wird immer fortbestehen, weil es zum Wesen der Mission gehört, aber es darf nicht dazu führen, dass wir die echte Spannung in der Ausbildung des christlichen Lebens und seine ethisch-liturgische Dimension aus den Augen verlieren. Die Gefahr besteht darin, angesichts der vielen Projekten die Frische des Glaubenszeugnisses zu verlieren".
Nach Ansicht des Bischofs sollte die Verkündigung des Evangeliums in der Mongolei "im Flüsterton" stattfinden: "Dies ist ein Ausdruck des emeritierten Erzbischofs Thomas Menamparampi, SDB, von Guwahati, der es über den asiatischen Kontinent im Allgemeinen sagte. Man müsse der Seele Asiens das Evangelium zuflüstern. Dies war für ihn eine prägnante Art und Weise, die Schönheit der immerwährenden christlichen Verkündigung in der Zartheit ihrer Verkörperung in den asiatischen Ländern aufzuzeigen. Eine so verstandene Mission spiegelt ihre zutiefst relationale und spirituelle Dimension gut wider und bleibt gleichzeitig im Konkreten jeder einzelnen Kultur verankert", schloss Bischof Marengo.
(LF-PA) (Fides 20/10/2021)