Ankara (Fides) – Auch die Medien in der Türkei haben den Besuch von Papst Franziskus im benachbarten Irak nicht ignoriert. Dabei wurden sehr unterschiedliche Kommentare und Analysen veröffentlicht. Neben Berichten zum möglichen Beitrag der Papstreise zu den Prozessen der regionalen Befriedung, gab es auch kritische Bewertungen und Artikel, die von Vorurteile in Bezug auf das Wesen der katholischen Kirche und die Rolle Heiligen Stuhls in regionalen und globalen Krisen geprägt sind.
Eine am 8. März veröffentlicht die regierungsnahe Zeitung „Yeni Safak“, die die Rolle des Vatikans bei der Bewältigung von Krisen und Konflikten im Nahen Osten in Frage stellen. " Passivität zu heiklen Themen wie" der israelischen Besetzung Palästinas oder des sich Beschränken auf „Gebetsaufrufe“ während der Invasion des Irak 2003, werden dem Heiligen Stuhl zur Last gelegt. Auch er Besuch von Papst Franziskus in den Vereinigten Arabischen Emiraten wird kritisiert, da dieses Land "in Konflikte in vielen Teilen des Mittleren Ostens verwickelt ist, von Somalia bis Jemen, von Syrien bis Libyen". Unerwähnt bleibt dass auch die Türkei, die sowohl von Papst Franziskus als auch von Benedikt XVI., Johannes Paul II. und Paul VI. besucht wurde, an militärischen Konflikten beteiligt ist.
Am 8. März veröffentlichte die Zeitung Hurriyet, ebenfalls einen Kommentar zum Besuch des Papstes im , in dem sich der Autor fragt „Wo war der Papst, als es im Irak zu Massakern kam, als US-Flugzeuge Bomben auf Bagdad abwarfen (...) und während der Irak unter der Erde dem Erdboden gleichgemacht wurde unter dem Vorwand, ihnen Demokratie zu bringen?“. Professor Ozcan Gongur von der Universität von Ankara behandelt in einem Beitrag mit dem Titel "Die Strategie des Besuchs des Papstes im Irak", "die Ziele und Ergebnisse" der päpstlichen Reise in acht Punkten, wobei er zunächst behauptet die Unterstützung von Christen sei eine Priorität gewesen, und zwar mit dem Ziel der "Christianisierung dieser Regionen ". Selbst der Besuch von Papst Franziskus beim Großen Ayatollah Ali al Sistani wird in dem Kommentar auf eine reine Taktik reduziert, die darauf abzielt, die Absichten "zu begünstigen " indem internen Konflikte zwischen den Schiiten verstärkt werden. Der Text kritisiert auch eine angeblich geringe Sensibilität der Päpste angesichts der Leiden der muslimischen Gemeinschaften im Nahen Osten. Ein weiterer Artikel bereits am 7. März von Hurryiet veröffentlichter Beitrag sieht als Ziel des päpstlichen Besuchs die Stärkung des Dialogs mit dem Islam und Unterstützung der christlichen Gemeinschaften und im Bemühen die "katholische Präsenz" in der Region zu stärken, in der laut der türkischen Zeitung der Einfluss Moskaus und der russisch-orthodoxen Kirche zunimmt.
Vor dem Papstbesuch hatte Lütfullah Göktaş, Botschafter von Ankara beim Heiligen Stuhl, in einem von den türkischen Medien veröffentlichten Interview den potenziellen positiven Beitrag der Reise des Papstes in den Irak "zur Stabilität der Region" gewürdigt und auch die Türkei als ein in Land vorgestellt, „das bei jeder Gelegenheit die Bedeutung der Stabilität in der Region betont", während der von CNN interviewte Schriftsteller und Analytiker Lütfü Özşahin indem er auf den interreligiösen Dialog als Schwerpunkt des päpstlichen Besuchs aufmerksam machte vermutete dass "einer der Stützpunkte der FETÖ sich im Vatikan befindet". "FETÖ steht dabei als Kürzel für die Organisation des türkischen islamischen Predigers Fethullah Gulen, die Ankara als Inspirator des gescheiterten Staatsstreichs vom 15. Juli hat 2016 betrachtet.
(GV) (Fides 9/3/2021)