radio.com.pk
Nassiriya (Fides) – Der Anschlag, bei dem am vergangenen Donnerstag in Bagdad mehr als 30 Menschen starben und etwa neunzig verletzt wurden und zu dem sich der Islamische Staat (IS) bekannte, löste unter der irakischen Bevölkerung Empörung aus, die der Regierung Passivität und "Schwäche" vorwirft und sie beschuldigt, die in irakischen Gefängnissen inhaftierten IS-Kämpfer nicht streng genut zu bestrafen. Vor diesem Hintergrund wurde am Montag, dem 25. Januar, im Gefängnis in Nassiriya das Todesurteil gegen drei IS-Kämpfer vollstreckt, die wegen Terrorismus verurteilt worden waren. Über soziale Medien wurde unterdessen für den heutigen Dienstag, den 26. Januar, zu einer Demonstration in Nassiriya aufgerufen, um von der Regierung den "Tod aller inhaftierten Dschihadisten" zu fordern, um den jüngsten Anschlag des IS zu rächen. Gleichzeitig kursiert in den Medien das Gerücht, dass der irakischen Präsident Bahram Salih angeblich bereits 340 Hinrichtungsbefehle unterzeichnet haben soll. Von den im Irak zum Tode verurteilten Gefangenen
sind zwar die meisten IS-Kämpfer, aber es gibt unter ihnen auch gewöhnliche Kriminelle.
Die möglichen zahlreichen Hinrichtungen könnte angesichts schwierigen historische Phase, die das Zweistromland erlebt, zu einer beunruhigenden Eskalation führen. Die meisten Vollstreckungsurteile gegen zum Tode verurteilte Dschihadisten und Terroristen wurden 2014 unter Präsident Fuad Massum unterzeichnet als der IS ein Drittel des Landes besetzte.
Die irakische Regierung verkündete Ende 2017 den Sieg über den IS, aber das Massaker, das am vergangenen Donnerstag von zwei Selbstmordattentätern auf einem Altkleidermarkt mitten in Bagdad durchgeführt wurde, machte deutlich, dass die Strategie der dschihadistischen Netzwerke darauf abzielt, den Kampf durch solche Terroranschläge auf Menschenansammlungen und einzelne Ziele fortzusetzen.
Ein irakisches Gesetz von 2005 sieht die Todesstrafe für jeden vor, der wegen "Terrorismus" verurteilt wurde. Der Kurde Barham Salih, der seit 2018 Präsident ist, hatte in der Vergangenheit seine persönliche Ablehnung gegenüber der Todesstrafe geäußert. Dennoch wurden im Jahr 2020 im Irak mehr als 30 Todesurteile vollstreckt.
Bei alledem leben die lokalen christlichen Gemeinden in der Vorfeude auf den angekündigten apostolischen Besuch von Papst Franziskus im Irak, der für den 5. bis 8. März geplant ist. In diesen Tagen und bis Mittwoch, dem 27. Januar, nehmen die chaldäischen Christen am sogenannte "Ninive-Fasten" teil. Mit drei Tagen des Fastens und gemeinsamen Gebets wird an die Bekehrung von Ninive nach der Predigt des Propheten Jona zu erinnern. In diesem Jahr lud der chaldäische Patriarch Louis Raphael Sako alle ein, für „die Überwindung der Corona-Epidemie" und "den Erfolg des Besuchs von Papst Franziskus im März" zu beten.
(GV) (Fides 26/1/2021)
radio.gov.pk