ASIEN/SÜDKOREA - Welttag gegen die Todesstrafe: “Kampagne zur Abschaffung muss fortgesetzt werden”

Mittwoch, 11 Oktober 2023 todesstrafe   menschenrechte  

Seoul (Fides) - Während das koreanische Justizministerium zwei zum Tode Verurteilte in die Haftanstalt Seoul verlegt hat, wo zum ersten Mal seit 26 Jahren wieder Hinrichtungen vollstreckt werden könnten, protestieren Vertreter in der koreanischen Zivilgesellschaft, die erneut die endgültige und ausdrückliche Abschaffung der Todesstrafe im staatlichen System fordern. Anlässlich des 21. Welttages gegen die Todesstrafe nahmen am gestrigen 10. Oktober, verschiedene Bewegungen und Vereinigungen mit unterschiedlichem Hintergrund, darunter auch christliche Gemeinschaften verschiedener Konfessionen, an der „Vereinten Konferenz zur Abschaffung der Todesstrafe“ teil, die politischen Entscheidungsträger für ein Thema zu sensibilisieren will, das allen am Herzen liegt: die Achtung des menschlichen Lebens. "Die Versuche, Menschen hinzurichten, müssen gestoppt werden, und die Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe in Korea muss fortgesetzt werden", hieß es auf der Konferenz.
"Obwohl die Regierung versichert, dass keine Hinrichtungen durchgeführt werden, sind wir besorgt, weil die Medien Berichte verbreiten, dass Hinrichtungseinrichtungen betriebsbereit sind. Und der Schritt, zum Tode verurteilte Gefangene in der Haftanstalt Seoul zu versammeln, geht in die gleiche Richtung", heißt es in einer am Ende der Initiative veröffentlichten Mitteilung. Das Forum der Verbände forderte das Justizministerium auf, sich "menschenrechtskonform zu verhalten" und die Hinrichtung von Gefangenen auszuschließen.
Die Konferenz bekräftigte: "Ein 'schreckliches' Verbrechen mit einer 'schrecklichen' Strafe zu bestrafen, ist an sich schon eine schreckliche Sache. Es sollte daran erinnert werden, dass die Todesstrafe keine abschreckende Wirkung hat, nicht nützlich ist und abgeschafft werden sollte". In der koreanischen Öffentlichkeit haben die zunehmenden Fälle abscheulicher Verbrechen zu einer breiten Unterstützung für die Anwendung der Todesstrafe geführt. Nach Ansicht der zivilgesellschaftlichen Bewegungen besteht die richtige Antwort jedoch darin, die Maßnahmen zur Verbrechensverhütung in großem Umfang zu verstärken und die notwendige psychologische und materielle Unterstützung für die Opfer und ihre Familien zu gewährleisten".
Zwar habe der koreanische Präsident Seok-yeol Yoon im Dezember letzten Jahres in der Generalversammlung der Vereinten Nationen für ein weltweites Moratorium für die Todesstrafe gestimmt, doch ein Jahr später, heißt es in der Verlautbarung, tendiere das koreanische Justizministerium zur Beibehaltung der Todesstrafe.
Eine im Juli von der Nationalversammlung verabschiedete Änderung des Strafgesetzbuches hebt unterdessen die 30-jährige Verjährungsfrist für die Vollstreckung der Todesstrafe auf, die in der Vergangenheit vom Verfassungsgericht für "verfassungsmäßig legitim" erklärt wurde: Die koreanische Regierung beruft sich auf dieses Urteil, um die Todesstrafe beizubehalten.
Der Unterausschuss für die Abschaffung der Todesstrafe der Kommission für Gerechtigkeit und Frieden der koreanischen katholischen Bischöfe hat an der Konferenz zur Abschaffung der Todesstrafe teilgenommen. Seit 2006 hat die katholische Kirche Koreas fünf Unterschriftensammlungen für Gesetzespetitionen durchgeführt, die die Abschaffung der Todesstrafe und die Einführung alternativer Strafen fordern.
Derzeit sind in Korea insgesamt 59 Personen zum Tode verurteilt. Korea wird als Land eingestuft, in dem die Todesstrafe in Kraft ist, in dem jedoch ein Moratorium für die Vollstreckung der Todesstrafe gilt, nachdem die letzte Hinrichtung von 23 zum Tode Verurteilten am 30. Dezember 1997 ausgesetzt wurde.
In den letzten Tagen wurden jedoch zwei zum Tode Verurteilte, Yoo Young-cheol (Serienmörder von 21 Menschen) und Jeong Hyeong-gu (ebenfalls wegen Mordes verurteilt), auf Anordnung des Justizministers in die Haftanstalt Seoul verlegt, was in der Öffentlichkeit den Verdacht erhärtet, dass in ihrem Fall die Todesstrafe möglicherweise vollzogen werden könnte. Derzeit sind 18 zum Tode Verurteilte in der der Sonderabteilung der Haftanstalt in Seoul inhaftiert, die für die Durchführung von Hinrichtungen eingerichtet wurde.
Der Welttag gegen die Todesstrafe hat sich im Laufe der Jahre zu einem Meilenstein für die weltweite Kampagne gegen die Todesstrafe entwickelt. In den Wochen bis zum 30. November, dem Tag der Initiative "Cities for Life ", an dem zahlreiche Städte auf der ganzen Welt ihre symbolischen Gebäude beleuchten, um die erste Abschaffung der Todesstrafe zu feiern, die 1786 im Großherzogtum Toskana stattfand, und um die weltweite Kampagne zur Abschaffung der Todesstrafe zu fördern, werden zahlreiche Initiativen auf den Weg gebracht.
(PA) (Fides 11/10/2023)


Teilen: