AMERIKA/HAITI - “Die Menschen dürsten nach Entwicklung, Gerechtigkeit und Sicherheit”

Mittwoch, 4 Dezember 2019 menschenrechte   soziale lage   politik   armut   korruption   ortskirchen  

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Port au Prince (Fides) – Chaos, Angst, Verwirrung, Unsicherheit prägen den Alltag der Menschen in Haiti. Über die Situation in seiner Gemeinde in der Pfarrei San Gerardo in der haitianischen Hauptstadt berichtet Pater Renold Antoine, CSsR, von den Redemptoristen:
"Jean Barthélemy, die in der Gemeinde San Gerardo als ‚Madame Jean‘ bekannt ist, wurde am späten Nachmittag des 2. Dezember von einer Kugel getroffen und schwer verletzt, als sie in unserer Gemeinde an der an der Novene teilnahm“, bestätigt der Priester. Auch am Nachmittag des 2. Dezember kam es in der Hauptstadt am Rande von Demonstrationen zu Ausschreitungen und und Vandalismus. "Wir haben die Novene sofort unterbrochen und Madame Jean ins Krankenhaus gebracht, wo sie kurz darauf operiert wurde, weil die Kugel ihr linkes Auge verletzt hatte", so Pater Renold weiter, "Erst viel später erfuhren wir aus dem Krankenhaus, dass sie nicht in Lebensgefahr ist. Wir beten für sie “.
"Es ist kein Geheimnis, Haiti ist das ärmste Land der nördlichen Hemisphäre“, so Pater Renold Antoine zur Lage im Land, „Dieses Land, das in der Kolonialzeit als ‚Perle der Antillen‘ galt, ist heute eine Art Müllhalde. Dieses Land veränderte 1804 den Lauf der Menschheitsgeschichte, indem es sich vom Joch der Sklaverei löste und gleichzeitig seine Unabhängigkeit erklärte … Heute finden seit mehreren Monaten Demonstrationen und Proteste im ganzen Land statt, die den Rücktritt des Präsidenten der Republik, Jovenel Moïse, fordern. Was die Insel erlebt, ist ein Aufstand gegen Arbeitslosigkeit, Armut, soziale Ungerechtigkeit, Unsicherheit, Ausgrenzung, Straffreiheit und moralische Verbrechen, Manipulation, Korruption, Verschlechterung der Kaufkraft, fehlende Transparenz bei den öffentlichen Ausgaben, schlechte Regierungsführung, außer Kontrolle geratene Inflation und Abwertungen der Landeswährung. Infolgedessen verlassen viele Haitianer das Land auf der Suche nach einem besseren Leben… Angesichts dieser Situation reagiert der Staat mit Unterdrückung.
Pater Renold erinnert auch an die kürzlich veröffentlichte Botschaft der Bischofskonferenz (vgl. Fides, 03/12/2019): "Die Bischöfe erkennen an, dass die Forderungen der Menschen legitim sind, und fordern dabei friedliche Demonstrationen… Die Menschen im Land dürsten nach Entwicklung, Gerechtigkeit, Sicherheit und einem besseren Leben", schließt Pater Renold.
Die Gemeinde San Gerardo ist seit dem Erdbeben vom 12. Januar 2010 in einem provisorischen Bauwerk untergebracht. Die Gemeinschaft der Redemptoristen betreut nicht nur die Pfarrgemeinde, sondern auch drei Schulen, die von vielen Kindern besucht werden, die zur Zeit jedoch geschlossen bleiben, um die Sicherheit der Kinder zu gewährleisten.
(CE) (Fides, 04/12/2019)


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