ASIEN/IRAK - Heftige Ausschreitungen in Bassora: Erzbischof spricht von “sozialer Katastrophe”

Montag, 10 September 2018 mittlerer osten   ostkirchen   krisengebiete   schiiten   geopolitik  

remocontro.it

Bassora (Agenzia Fides) – Der chaldäische Erzbischof von Bassora Habib al-Naufali bittet um das Gebet für die getöteten Demonstranten und für "die Unterdrückten und die, denen elementarsten Menschenrechte verwehrt bleiben" und fordert die Regierung auf moralische Kriterien bei der Ausübung ihrer Aufgaben zugrunde zu legen und sich der tiefen Ungerechtigkeit bewusst zu werden, "die die Volksaufstände ausgelöst hat“.
Im Rahmen der Proteste in der zweitgrößten irakischen Stadt nach Einwohnerzahl (über 2 Millionen, davon mehr als 90% schiitische Muslime) drangen Demonstranten hat in den letzten Tagen auch in Regierungsgebäude, die Büros des staatliche Fernsehsenders Al-Irakiya und das iranische Konsulat sowie die Büros der der Regierungs- und der Oppositionsparteien ein.
Der chaldäische Erzbischof bezieht sich auf den dramatischen Moment in der südirakischen Metropole und versucht die Ursachen, die die Proteste ausgelöst haben zu veranschaulichen. Beobachter hatten von bürgerkriegsähnlichen Zuständen gesprochen. „Bei den Gottesdiensten waren gestern, die Hälfte der normalerweise besetzten Plätze leer“, so der Erzbischof, „weil die Menschen wegen der Schließung der umliegenden Straßen nicht in die Kirche kommen konnten“. Die Stadt, ist von den Übergriffen auf die Gebäude und die darauf folgenden repressiven Maßnahmen gezeichnet. Doch dies, so der Erzbischof, habe nicht verhindern können, „dass sogar muslimische Brüder und Schwestern in unsere Kirche kamen, um Barmherzigkeit und Gottes Hilfe zu erflehen". Erzbischof Habib al Naufali bezeichnet die derzeitigen Zustände in der Hauptstadt der potenziell reichen irakischen Provinz als „humanitäre, soziale und kulturellen Katastrophe“. Wenn man hört, was in Bassora passiert, so der chaldäische Erzbischof, muss man sich als Mensch schämen".
Die Proteste, die bereits im Juli begannen, wurden wieder neu angefacht, angesichts der Vernachlässigung und der unhaltbaren Lebensbedingungen, die dazu führen, dass ein großer Teil der Bevölkerung in einem der heißesten Gebiete der Welt, selbst unter Wasserknappheit und Stromausfällen leidet. Die Stadt, die von den großen Ölvorkommen umgeben ist, ist von Arbeitslosigkeit bedroht, die hier höher ist als im Rest des Landes. Die Demonstranten fordern deshalb auch, dass ein Teil der Öleinnahme von der Zentralregierung in die Provinz Bassora investiert werden, ähnlich wie es bereits in der Autonomen Region Kurdistan geschieht. Obwohl sich den Aufständen auch Teilen der schiitischen Bevölkerung anschließen, wird bei den Protesten auch die Teheraner Regierung beschuldigt wurde, der man vorwirft, Entscheidungen der irakischen politischen Führung zu beeinträchtigen und zu steuern.
(GV) (Fides 10/9/2018).


Teilen: