AFRIKA/SUDAN - Auch Missionare sehen sich zur Flucht gezwungen: “Verzweifelte Lage”

Samstag, 10 August 2024 bewaffnete konflikte   kriege   vertriebene   flüchtlinge   krisengebiete  

(© UNHCR-Nicolo-Filippo-Rosso)

Khartum (Fides) - Die Nachricht von der Bereitschaft der sudanesischen Regierung, an den von den USA vorgeschlagenen Genfer Verhandlungen teilzunehmen, schien eine Chance für die Wiederaufnahme des Dialogs zwischen den sudanesischen Streitkräften und den „Rapid Support Forces“ zu eröffnen. Doch m 31. Juli meldeten verschiedene Agenturen ein angebliches Attentat auf den Armeechef und Exekutivbeamten Abdel Fattah al-Burhan, auf das erwartungsgemäß eine Erklärung folgte, in der zunächst die Dynamik des Anschlags erklärt wurde (der von zwei "feindlichen Drohnen" während einer Abschlussfeier auf dem Militärstützpunkt Gibeit verübt wurde und fünf Tote forderte), und in der dann Zweifel an der Bereitschaft zu Verhandlungen geäußert wurden.
Nach Berichten von „Africa Intelligence“ gehen die Vermittlungsversuche weiter, und die USA (die bereits im Sommer 2023, einige Monate nach Ausbruch des Krieges, in Dschidda gemeinsam mit Saudi-Arabien Verhandlungen angeboten haben, der jedoch bisher gescheitert sind) sind überzeugt, dass man etwas Konkretem näher gekommen ist.
Unterdessen ist die katholische Gemeinschaft im Sudan ist, wie alle anderen auch, von der dramatischen Situation überwältigt. Ende Juni veranstaltete die Bischofskonferenz des Sudan und des Südsudan ein Treffen, um die dringenden und dramatischen Probleme zu erörtern.
"Wir befinden uns in einer verzweifelten Lage", sagt Pfarrer Biong Kwol Deng aus der Diözese El Obeid, stellvertretender Generalsekretär der Bischofskonferenz von Sudan und Südsudan, gegenüber Fides. "Ich musste für den Moment nach Juba (Hauptstadt des Südsudan, Anm. d. Red.) umziehen", sagt der Priester, „Wie viele Mitglieder der Kirche mussten wir die Orte, an denen wir im Sudan waren, verlassen, weil sie zu gefährlich geworden sind, aber ich erhalte ständig Nachrichten. Die letzte Nachricht kam vor ein paar Tagen von einem Verwandten von mir, der seit Beginn des Krieges in Khartum ist, und er erzählte mir, dass es mittlerweile keinen Winkel des Landes mehr gibt, der nicht vom Konflikt betroffen ist, es wird ständig und überall gekämpft. Im Moment gibt es, ehrlich gesagt, keine Hoffnung, denn die Regierung hat gesagt, dass sie nicht aufhören will, obwohl es viele Kräfte vor Ort gibt, die auf ein Ende der Kämpfe oder zumindest auf einen Waffenstillstand drängen".
“Die Bischofskonferenz", so fasst Pfarrer Biong zusammen, "hat einen Hirtenbrief verschickt, der die Dringlichkeit der Eröffnung eines Dialogs im Sudan betont und auch die vielen Probleme anspricht, die es auch im Südsudan gibt. Dazu gehören die vielen Flüchtlinge, die aus dem Sudan kommen. Viele von ihnen sind so genannte "Rückkehrer", d. h. ehemalige Bürger des Südsudan, die das Land aufgrund von Problemen wie extremer Armut, Überschwemmungen oder Konflikten verlassen hatten und nun gezwungen sind, zurückzukehren“. „Als Kirche versuchen wir, sowohl im Sudan als auch im Südsudan speziell für diese Menschen etwas zu tun“, so der Geistliche weiter. „Im Moment ist die Situation der Vertriebenen beängstigend, auch in der Region Kordofan (das riesige Gebiet, das sich vom Zentrum des Landes bis an den Rand des Südsudan erstreckt, Anm. d. Red.) gibt es viele Flüchtlinge, und wir versuchen, ihnen zu helfen. Alles wird durch die Regenzeit noch verschlimmert, die Menschen brauchen alles, Wasser, Lebensmittel, Medikamente, es fehlt an allem, und der Sudan steht im Schatten der Konflikte im Gazastreifen und in der Ukraine und scheint von der internationalen Gemeinschaft vergessen worden zu sein".
Die katholische Glaubensgemeinschaft ist wegen der Vertreibungen, die die größte Vertreibungskrise der Gegenwart ausgelöst haben, geschrumpft. "Leider", sagt Pfarrer Biong, "ist unsere Präsenz jetzt geringer, die Missionarinnen der Nächstenliebe (die Schwestern von Mutter Teresa), die in der Diözese El Obeid waren, sind letzten Monat abgereist und mit ihnen die Herz-Jesu-Schwestern und die Comboni-Missionare. Sie zogen nach Kosti (südlich von Khartum, Anm. d. Red.) und sind auf dem Weg nach Juba“.
„Im Sudan", erklärt der Priester abschließen, "gibt es die Christen des Nordens, die nubischen Ursprungs sind, und die Christen des Südsudans, die auch nach der Unabhängigkeit des Südsudans (2011, Anm. d. Red.) im Sudan geblieben sind. Beide befinden sich in einer schwierigen Situation, auch weil es keine Hilfe von außen gibt. Ansonsten ist es möglich, an sicheren und geschützten Orten, an denen es Priester gibt, zu beten und sich zur Messe zu versammeln. Oft sind die Priester allein, und wenn sie zu zweit sind, müssen sie in sehr großen Gebieten arbeiten".
(LA) (Fides 10/8/2024)


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