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Von Antonella Prenna
Rom (Fides) - „An dem Tag, an dem der Krieg in Khartum begann, dem 15. April 2023, hatten wir die letzten Prüfungen des Schuljahres. Gegen 11 Uhr stellten wir fest, dass am Schultor viele Eltern standen, die ihre Kinder abholen wollten. Es herrschte Panik. Wir wussten nicht, was ein paar Stunden zuvor passiert war. Wir sammelten schnell die Klassenarbeiten ein, und die Kinder wurden sofort abgeholt, ohne wie üblich ihr Frühstück zu essen. Viele blieben, weil niemand kam, um sie abzuholen. Also fuhren unsere beiden Lehrer (der Schulleiter und sein Stellvertreter) sie in ihren Autos nach Hause. An diesem Tag endete das Schuljahr 2023, und bis heute konnte keine Schule wieder eröffnet werden. Die Kinder sind überall verstreut, leider sind einige von ihnen tot, andere sind verletzt. Die Kämpfe haben alles zum Stillstand gebracht”.
Schwester Teresa Roszkowska ist eine der fünf Don-Bosco-Schwestern, die seit einem Jahr und vier Monaten zusammen mit einem Salesianerpater und zwanzig südsudanesischen Staatsbürgern in der Mission „Dar Mariam“ in Khartum festsitzen, in einem Gebiet, das von den sudanesischen Streitkräften kontrolliert wird und seit dem 15. April 2023, dem Tag des Staatsstreichs, von den RSF-Einheiten zur schnellen Unterstützung umzingelt ist (vgl. Fides 17/4/2023). Die Gruppe wurde am 5. August 2024, genau am Jahrestag der Gründung des Instituts der Don-Boso-Schwestern, von den sudanesischen Streitkräften in Sicherheit gebracht.
Die Missionsschwester, die sich auf der Durchreise durch Italien befand, bevor sie in ihr Heimatland Polen zurückkehrte, berichtete Fides von der Zeit des Leidens, die in Khartum noch immer andauert.
„Als der Krieg begann, dachten wir nicht, dass wir unsere Mission verlassen müssten. Wir waren fünf Schwestern, vier von uns aus Indien und ich aus Polen. Ende Mai kam ein Salesianerpriester aus Indien, der Direktor unserer sudanesischen Schule, zu uns. Die Kämpfe kamen immer näher“, erzählt Schwester Teresa. „Wegen der ständigen Aktionen der RSF wurden viele Menschen verletzt, viele starben. Viele arme, obdachlose Menschen und Mütter mit kleinen Kindern begannen, zu unserer Schule in der Mission Dar Mariam zu kommen. Wir hatten noch Lebensmittel aus der Schule, Säcke mit Bohnen, Linsen und Reis, und so konnten wir alle, die zu uns kamen, unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit versorgen. Viele Kinder blieben Tag und Nacht bei uns, und wir organisierten den Unterricht für sie alle zusammen“.
„Die Kinder, die bei uns waren, waren alle unter 15 Jahre alt, das jüngste war 5 Tage alt. Ich möchte klarstellen, dass wir als Gemeinschaft gearbeitet haben, nicht als Einzelpersonen, und diese Realität hat uns alle tief berührt“, betont Schwester Teresa. „Es ist schwierig, den Schmerz in unseren Herzen zu beschreiben, aber wir haben uns nicht entmutigen lassen und sind alle gemeinsam weitergegangen“.
„Am 3. November 2023 traf eine Bombe unser Haus und zerstörte es, und zwei Tage später, am 5. November, fiel eine weitere Bombe auf unsere Schule und zerstörte sie ebenfalls. Gott sei Dank kam niemand ums Leben, nur ein paar von uns wurden verletzt, aber nicht schwer. Gott und die Gottesmutter haben uns beschützt und gerettet. Wir können uns nicht vorstellen, welchen Schaden diese Explosion hätte anrichten können. Wir sind bis heute so dankbar, dass unsere Armee uns beschützt und für uns gesorgt hat. Sehr oft besuchten uns die Generäle und brachten uns Lebensmittel und Medikamente, und die Schwerkranken unter uns wurden in ihr Krankenhaus in Omdurman gebracht“, so die Ordensfrau weiter.
„In diesen langen Monaten waren wir von allem und jedem isoliert. Um uns herum nur Zerstörung. Bis uns eines Tages Armeegeneral Nazruddin und sein Team WiFi zur Verfügung stellten, damit wir es nutzen konnten, solange wir hier waren“, so die Don-Bosco-Schwestern, „Doch seit Mai 2023 hatten wir keinen Strom mehr. Wir hatten einen Generator, den wir jeden zweiten Tag einschalteten, um Wasser für uns und all die bedürftigen Menschen um uns herum zu pumpen. Der Diesel war aufgebraucht, aber mit Hilfe der Armee konnten wir weitermachen. Die Situation wurde immer schwieriger, und zum Glück haben sie uns mit Solarzellen versorgt. Ich möchte darauf hinweisen, dass kein Mitglied der RSF jemals unser Gelände betreten hat, wir wurden von der Armee gut beschützt. Die Soldaten brachten oft Essen für unsere Kinder und für uns alle. Wir wissen, dass RSF-Kämpfer an anderen Orten in Khartum Kirchen zerstört und Razzien durchgeführt haben. Sie zerstörten große Statuen der Gottesmutter und Jesu und suchten darin nach Geld und Gold. Sie nahmen kircheneigene Autos, Laptops, Computer, Medikamente ... und zerstörten alles, was sie nicht mitnehmen konnten.“
„Als sich die Lage zuspitzte, bestanden unsere Ordensoberen darauf, dass wir das Land verlassen, aber das war unmöglich. Die Straßen waren von Rebellen blockiert. Wir waren in der Mission in Sicherheit und teilten mit, dass wir uns nicht fortbewegen würden, wenn unsere Leute nicht mit uns evakuiert würden. Sie stimmten zu, und der Evakuierungsplan wurde auf den Weg gebracht“, so die Missionarin, „Zuvor war eine Vereinbarung mit dem Internationalen Roten Kreuz getroffen worden, uns zusammen mit unseren 112 Mitgliedern am 10. Dezember 2023 zu evakuieren, aber sie kam nicht zustande. Später besuchten uns die führenden Vertreter der Armee, General Nuzrudin und General Omer al Noaman (der Anfang September verstarb), und sagten uns, wir sollten uns bereithalten, da sie uns nur zwei Stunden vor der Evakuierung Bescheid geben würden. Am 27. Juli 2024 kam die Nachricht, dass wir gegen neun Uhr abends evakuiert würden, zunächst nur wir Nonnen und Priester, als Ausländer. Am nächsten Tag kamen die anderen, aber nur wenige Menschen waren bereit, evakuiert zu werden. Die anderen, mehr als 50, blieben in Dar Mariam”.
„Es war ein schrecklicher Moment, als wir gehen mussten, ohne uns zu verabschieden, weil unsere Kinder schon schliefen, unsere armen Leute, mit denen wir 16 Monate lang gelebt hatten“, so die Ordensfrau. „Nur ein paar Mütter hatten mitbekommen, dass wir abreisen würden. Wir wurden in der Dunkelheit mit dem Auto zum Flussufer gebracht. Viele Soldaten waren bei uns, um uns zu helfen. Alles geschah im Geheimen. Es gab ein großes Boot, in das wir uns legten, um nicht gesehen zu werden. Es dauerte etwa 50 Minuten, um Omdurman zu erreichen. Bei unserer Ankunft spät in der Nacht standen Autos bereit, um uns zum Haus der Schwestern von Mutter Teresa zu bringen. In Omdurman kaufte ein Soldat, der für unsere Sicherheit zuständig war, Lebensmittel für alle ein, brachte einige von uns zur Untersuchung ins Krankenhaus, versorgte uns mit Medikamenten und allem, was wir brauchten. Am 6. August, brachte er uns nach Port Sudan, wo man uns die benötigten Dokumente ausstellte“.
„Die Comboni-Missionare im Sudan waren ebenfalls maßgeblich an unserer Evakuierung beteiligt. Und auch jetzt arbeiten sie noch mit uns für unsere armen Leute, die in der Mission Dar Mariam in Shajara (Khartum), zurückgeblieben sind, es sind etwa 70 bis 80 Erwachsene und fast 20 Kinder“, so Schwester Terese, die abschließend bekräftigt: „Kürzlich haben wir erfahren, dass die Zahl der in Dar Mariam in Shajara verbliebenen Menschen nicht mehr so hoch ist und dass General Nazrudin und andere sie regelmäßig besuchen und ihnen Moskitonetze und Lebensmittel gebracht haben. Wir bitten weiter um das Gebet für den Sudan, dass dieser sinnlose und tragische Krieg ein Ende hat und dass Gott dem ganzen Land dauerhaften Frieden schenkt“.
Die Don-Bosco-Schwestern am 24. Januar 1989 im Sudan an. Sie wurde von den Oberinnen der Kongregation der Salesianerinnen Don Boscos entsandt, um den Schwestern zu helfen, die bereits 1983 im Sudan waren, damals jedoch im Süden des Sudan. Sie betrieben dort einen Kindergarten und eine Grundschule in Shajara mit insgesamt 850 Schülern aus armen Familien, darunter auch eine Gruppe von fast 100 Kindern, die wegen des Krieges oder anderer Umstände nie zur Schule gegangen waren, Jungen und Mädchen, Muslime und Christen.
(Fides 5/12/2024)
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