AFRIKA/NIGERIA - An den Ufern des Tschadsees: Dutzende Tote bei Gefechten zwischen Boko Haram und dem Islamischen Staat

Mittwoch, 17 Januar 2024 terrorismus   dschihadisten   vertriebene   bischöfe  

Abuja (Fides) – Am vergangenen 15. Januar kam es zu gewaltsamen Zusammenstöße zwischen Boko Haram und Milizionären der Provinz Westafrika des Islamischen Staates (Islamic State - West Africa Province, ISWAP) an den Ufern des Tschadsees an der Grenze zwischen Nigeria und Kamerun.
Die Kämpfe brachen am 15. Januar auf den Inseln Kandahar und Kaduna Ruwa vor den Ufern des Tschadsees in Kukawa, nahe der nigerianischen Grenze zu Kamerun, aus, als die Milizen der ISWAP einen Angriff auf das Lager von Abou Hurayra, dem Anführer des Buduma-Flügels von Boko Haram, startete.
Die Milizionärd der ISWAP kamen in sieben Kanus an und lieferten sich ein etwa einstündiges Gefecht, bei dem Dutzende von Kämpfern auf beiden Seiten ums Leben kamen.
Die ISWAP erlitt die schwersten Verluste, da nach Angaben der nigerianischen Presse nur zwei der sieben Kanus zur Basis zurückkehrten.
Die ISWAP entstand 2015, als der damalige Boko-Haram-Anführer Abubakar Shekau dem Islamischen Staat die Treue schwor und Boko Haram in ISWAP umbenannt wurde. In der Folge kam es zu Spaltungen an der Spitze und Shekau wurde von der Führung der Organisation abgesetzt. Shekau übernahm die Führung seiner eigenen Gruppierung, die den Namen Boko Haram wieder annahm und in Konflikt mit dem Islamischen Staat geriet. Im Mai 2021 gelang es ISWAP-Kämpfern, Shekau aufzuspüren und zu umzingeln, der es vorzog, durch Zünden seiner Sprengstoffweste Selbstmord zu begehen, anstatt sich der rivalisierenden Gruppe zu ergeben.
Ebenfalls im Jahr 2021 schlug die zentrale Führung des Islamischen Staates (in Syrien und im Irak) der ISWAP vor, vier Kalifate in Borno, im Nordosten Nigerias, zu schaffen, um ihre Aktivitäten im und um das Tschadseebecken zu überwachen. Die vorgeschlagenen Kalifate waren der Tschadsee, Sambisa (der Wald in Borno, in dem sich die Boko-Haram-Kämpfer traditionell verstecken), Timbuktu (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Stadt in Mali, sondern der lokale Spitzname für den Alagarno-Wald) und Tumbuma, die jeweils von einem Gouverneur (wali) verwaltet werden sollten. Diese vier Kalifate hätten um das Kalifat am Tschadsee herum vereint und von einem Schura-Rat (beratende Versammlung) und einem Amirul Jaish (militärischer Führer) verwaltet werden sollen.
Das Becken des Tschadsees ist somit zum Epizentrum der ISWAP-Aktionen und der Zusammenstöße mit den Rivalen der Boko-Haram geworden, die nicht nur den Nordosten Nigerias, sondern auch die nördliche Region Kameruns betreffen. Am 13. Januar prangerten die Bischöfe Kameruns zum Abschluss ihrer 47. Vollversammlung die "schrecklichen Taten der Sekte Boko Haram in der nördlichsten Region“ an und drückten „ihr tiefes Mitgefühl für die Opfer“ aus. Die Gewalt der Terrorgruppe hat mindestens 320.000 Menschen aus der Region vertrieben.
(L.M.) (Fides 17/1/2024)


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