AFRIKA/SUDAN - Fast 10 Millionen Vertriebene: Bischof von El Obeid beklagt mangelnde Dialogbereitschaft

Montag, 17 Juni 2024 bewaffnete konflikte   flüchtlinge   vertriebene  

El Obeid (Fides) – Die Schreckensnachrichten aus dem Sudan reißen nicht ab. Die Zahlen sind erschreckend: Laut „Reliefweb“ wurden seit April 2023, dem Beginn des Konflikts, 9,2 Millionen Menschen gewaltsam vertrieben, davon 7,1 Millionen innerhalb des Landes und 1,9 Millionen in den Nachbarländern. Eine tragische Situation, wenn man bedenkt, dass der Sudan selbst und mehrere Nachbarländer bereits vor dieser neuen Notsituation eine große Zahl von Flüchtlingen aufgenommen hatten (allein im Sudan waren etwa 1 Million Flüchtlinge aus anderen Krisengebieten auf der Flucht).
Der Südsudan und der Tschad, zwei Länder, die von den grenzüberschreitenden Flüchtlingen buchstäblich überflutet wurden, beherbergen 670.000 bzw. 758.000 Sudanesen und stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Die nun größtenteils zivilen Flüchtlinge benötigen Wasser, Nahrungsmittel, Unterkünfte, medizinische Versorgung und grundlegende Dinge. Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) hat Mühe, die Neuankömmlinge zu registrieren und sie an sicherere Orte zu bringen. Nichtregierungsorganisationen sind vor Ort immer weniger aktiv, da sie gezwungen sind, das Land zu verlassen oder aus Sicherheitsgründen ihren Standort zu verlagern (wie im Falle des medizinischen Hilfswerks „Ärzte ohne Grenzen“, das sein Tätigkeit im „South Hospital“ in El-Fasher, der Hauptstadt des Staates Nord-Darfur, nach wiederholten Angriffen zwischen Ende Mai und Anfang Juni einstellen mussten).
"Die Konfliktsituation in unserem Land", berichtet der Bischof von El-Obeid Tombe Trille Yunan gegenüber Fides, "ist immer noch sehr ernst, wir verzeichnen ständig neue Zusammenstöße in verschiedenen Gebieten des Sudan“. Der Konflikt dauert seit mehr als einem Jahr (seit dem 15. April 2023) an und betrifft die beiden Anführer der beiden Konfliktparteien, General Abdel Fattah Al Burhan, Chef der Regierung und der Streitkräfte (SAF) und Mohamed Hamdan Dagalo, genannt Hemedti, Chef der Miliz „Rapid Support Forces“ (RSF). "Der Krieg zwischen diesen beiden", so der Bischof weiter, "hat zur Zerstörung staatlicher und privater Einrichtungen geführt, die Menschen leiden unter Hunger, mangelnder medizinischer Versorgung und fehlenden Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern, einschließlich Wasser. Der Internetzugang ist zu einem Privileg für einige wenige geworden, und selbst für diese wenigen ist die Zugangsdauer sehr begrenzt".
El-Obeid ist die Hauptstadt des Bundesstaates Nord-Kordofan im Sudan.
Bischof Tombe Trille forderte kürzlich die beiden Konfliktparteien auf, niederzuknien und zu beten, um einen ebenso sinnlosen wie grausamen Konflikt zu beenden. "Ich rufe die Verantwortlichen auf, sich zum Gebet niederzuknien", sagte der Prälat, "und auf die Stimme Gottes und die Stimme des Volkes, der Kinder und der Frauen zu hören, die nach Frieden schreien, und auch auf das Blut, das aus unserem Land fließt, von absolut unschuldigen Menschen, die im Kreuzfeuer gestorben sind.

Appelle blieben bisher ungehört
"Inzwischen", so räumt der Bischof ein, "hört niemand mehr auf irgendjemanden, die Anführer setzen das Kämpfen und Töten fort und sind überzeugt, dass sie die Oberhand haben, und niemand ist bereit, einen Schritt zurückzutreten und vor allem den Dialog zu suchen. Die Kriegsparteien sprechen eher darüber, wie sie den anderen loswerden können, als über Dialog. Unsere Führer sind noch nicht zu einem Treffen bereit. Ihr Mantra lautet: 'Die andere Gruppe will die Waffen nicht niederlegen, also bleibt nur der Weg, sie auf dem Feld zu besiegen'".
In einem solchen Kontext sei es auch schwierig, die alltäglichen Tätigkeiten im Zusammenhang mit der eigenen pastoralen Arbeit zu verrichten. Sich in der Diözese oder darüber hinaus zu bewegen, Gemeinden zu begegnen, Messen zu feiern und die Sakramente zu spenden. "Ich bewege mich für meine pastorale Arbeit auf eigenes Risiko, manchmal durch die Wüste“ erzählt Bischof Tombe Trille, „Für eine Strecke von nur zwei Stunden brauche ich jetzt zwei Wochen oder mindestens zehn Tage". "Trotzdem", fügt er hinzu, "führe ich die Mission weiter aus, auch wenn alles zur Vorsicht mahnt. Aber die Lage ist so ernst, dass es nirgendwo sicher ist, nicht einmal in dem Zimmer, in dem ich wohne. Deshalb ist es besser, dass ich meine Mission fortsetze, ich bin gerade aus dem Südsudan, aus dem Grenzgebiet, für die Weihe eines Diakons zurückgekommen. Wir bitten die Mitglieder unserer Gemeinschaften immer, sich gegenseitig zu trösten, im Gebet, in der Mission und in der Spendung der Sakramente nicht nachzulassen, auch wenn einige Pfarreien ohne unsere Dienste sind, weil sie evakuiert worden sind. Vor allem die Katecheten halten die Gemeinschaften in diesen schwierigen Zeiten zusammen".
(LA) (Fides 17/6/2024)


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