ASIEN/PHILIPPINEN - Christen und Muslime erweisen dem “Bischof des Dialogs” die letzte Ehre

Montag, 15 Januar 2024 dialog   islam   bischöfe  

Davao (Fides) - Am 15. Januar hat die philippinische katholische Gemeinschaft in Davao, einer Stadt auf der philippinischen Insel Mindanao, mit zahlreichen Bischöfen, Priestern, geweihten Männern und Frauen sowie Laien dem am 6. Januar im Alter von 89 Jahren in der Stadt verstorbenen emeritierten Erzbischof von Davao, Fernando Capalla, die letzte Ehre erwiesen und an seiner Beerdigung teilgenommen. Die Tausenden von Gläubigen, die zusammen mit muslimischen Führern und Gläubigen die Kathedrale von Davao füllten, erinnerten an seine sorgfältige pastorale Arbeit, seine Nächstenliebe und seinen Einsatz für den islamisch-christlichen Dialog, für den er sich im Süden der Philippinen mit ganzer Kraft und unter persönlichem Engagement einsetzte.
Romulo Valles, der derzeitige Erzbischof von Davao, stand dem Trauergottesdienst vor, während Kardinal Orlando Quevedo, emeritierter Erzbischof von Cotabato, der Erzbischof Capalla gut kannte und lange mit ihm zusammenarbeitete, die Predigt hielt und mit folgenden Worten an ihn erinnerte: "Er war ein Mann des tiefen Friedens. Frieden und Dialog waren die Markenzeichen von Capallas Leben", der die Gemeinde in Davao von 1996 bis 2012 leitete. "Erzbischof Capallas Heiligkeit war von evangelischen Werten durchdrungen: Respekt und gegenseitiges Verständnis, Freundschaft mit Menschen anderen Glaubens, Einfühlungsvermögen und tiefe Akzeptanz von Unterschieden, Förderung der Konvergenz zwischen verschiedenen Glaubensrichtungen, insbesondere zwischen Islam und Christentum", sagte Quevedo.
Seine Mitarbeiter und auch muslimische Religionsvertreter erinnern sich an ihn als einen Mann, der sich durch Sanftmut und Bescheidenheit auszeichnete, Eigenschaften, die es ermöglichten, mit verschiedenen Krisen und Spannungsmomenten in einem Gebiet wie der Insel Mindanao umzugehen, das von interreligiösen Konflikten und sogar terroristischer Gewalt durchzogen war.
Capalla nutzte seine Qualitäten als Beziehungsgestalter und war einer der Initiatoren und Förderer der von ihm mitbegründeten "Bischofs-Ulama-Konferenz", einer Organisation, der es gelang, religiöse Führer aus verschiedenen Gemeinschaften zusammenzubringen, um einen echten interreligiösen Dialog und eine wirksame Zusammenarbeit zu initiieren. Die 1996 gegründete Bischofs-Ulama-Konferenz hat in den fast 30 Jahren ihrer Tätigkeit den Dialog im Süden der Philippinen gefördert, um das Zusammenleben zwischen Muslimen und Christen zu verbessern. Die führenden Vertreter der verschiedenen Glaubensgemeinschaften sind seither zu Konferenzen, Studiensitzungen, Gebetsmomenten und Seminaren zusammengekommen, in denen sie sich gemeinsam mit Themen wie Entwicklung, Menschenrechte, Menschenwürde, soziale Gerechtigkeit, Frieden und interreligiöses Verständnis befasst haben, wobei sie nach Gemeinsamkeiten gesucht und Initiativen zur gegenseitigen Zusammenarbeit im Interesse des Gemeinwohls gefördert haben. Die Konferenz hat auch wichtige institutionelle Partnerschaften aufgebaut und wurde vom Büro des Präsidentenberaters der philippinischen Regierung für den Friedensprozess sowie von der katholischen Bischofskonferenz der Philippinen als Berater hinzugezogen. Für dieses Engagement wurde Erzbischof Capalla mit dem 'San Lorenzo Ruiz Award for Peace and Unity' ausgezeichnet, der seinen wertvollen Beitrag würdigte.
Erzbischof Capalla war Präsident der philippinischen Bischofskonferenz (2003-2005), Mitglied des Zentralausschusses der Föderation der Asiatischen Bischofskonferenzen (FABC) und Mitglied des FABC-Büros für ökumenische und interreligiöse Angelegenheiten (2000-2005). Aufgrund seiner Fachkenntnisse und seines Engagements wurde er zum Mitglied des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog ernannt.
In einer Botschaft von Papst Franziskus, die während der Beerdigungszeremonie verlesen wurde, würdigte der Papst den "engagierten bischöflichen Dienst des Erzbischofs, insbesondere seine pastorale Nächstenliebe und sein Engagement für die Förderung des interreligiösen Dialogs".
So erinnert sich Pater Sebastiano D'Ambra (pime) Gründer der "Silsilah"-Dialogbewegung im Süden der Philippinen, der eng mit ihm zusammenarbeitete, an ihn: "Er war ein guter Freund, der viel zur Förderung des interreligiösen Dialogs in Mindanao, aber auch auf nationaler und internationaler Ebene beigetragen hat. Als ich 1984 die Silsilah-Bewegung gründete, war er glücklich über diesen Neuanfang und schätzte ihn. Ich denke, die meisten von uns können viel über die Güte und Großzügigkeit von Erzbischof Capalla sagen. Er war es, der der Leitung der Emmaus-Dialog-Gemeinschaft zustimmte, einer neuen Form des geweihten Lebens in der Ortskirche, und er unterstützte sehr gerne unsere Emmaus-Theologieschule, die sich auf den interreligiösen Dialog spezialisiert hat". "Zudem ist die Gründung der Bischofs-Ulama-Konferenz ein wertvolles Vermächtnis von ihm", so der Missionar weiter, "Über Bischof Capallas Leidenschaft und Entschlossenheit, vielfältige Formen des Dialogs auf allen Ebenen zu fördern, wie im Fall der Friedenswoche in Mindanao, lässt sich noch viel mehr sagen. Sein Engagement war auf nationaler Ebene ausschlaggebend für den Friedensprozess zwischen der Regierung und der Moro Nationalen Befreiungsfront (MNLF) sowie der Moro Islamischen Befreiungsfront (MILF), die nun ein offizielles Abkommen mit der Regierung in Manila geschlossen haben. Heute lädt uns die Kirche dazu ein, die Mission von Bischof Capalla fortzusetzen. Wir alle werden uns weiterhin an das Vermächtnis von Erzbischof Capalla erinnern und die Mission des Dialogs und des Friedens mit Mut und Entschlossenheit fortsetzen“.
(PA) (Fides 15/1/2024)


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