AFRIKA/NIGERIA - Konflikt im Nahen Osten: Sorge um möglichen Anstieg der Treibstoffpreise

Dienstag, 10 Oktober 2023 kriege   wirtschaft  

Abuja (Fides) - Die Angst vor einer möglichen Treibstoffknappheit machte sich gestern, am 9. Oktober, im Bundesdistrikt Abuja breit, wo Autofahrer Panikkäufe tätigten, als sie erfuhren, dass einige Tankstellen keinen Treibstoff ausgaben, und weil sie glaubten, dass das vorübergehende Fehlen von Benzin ein Hinweis auf eine bevorstehende Preiserhöhung an der Zapfsäule sei.
Zwei Tage zuvor hatte die Nigerian National Petroleum Company Limited (NNPCL) Berichte widerlegt, wonach sie eine erneute Erhöhung der Kraftstoffpreise plant.
Nach Angaben der nigerianischen Presse sind die Spekulationen vor allem aufgrund der Besorgnis über den andauernden Konflikt zwischen Israel und Palästina im Gazastreifen und nach Berichten über höhere Ölpreise auf dem internationalen Markt bereits im Gange, weil befürchtet wird, dass der Konflikt die Produktion im Nahen Osten stören könnte.
Nigeria befindet sich in der paradoxen Situation, dass es zwar einer der größten Rohölproduzenten der Welt ist, aber bei Erdölerzeugnissen vom Ausland abhängig ist, wodurch das Land den Preisschwankungen auf dem internationalen Markt ausgeliefert ist.
Bereits im August stieg der Dieselpreis um 57,18 % auf 1.272,40 Naira pro Liter. Dieser Treibstoff ist nicht nur für Kraftfahrzeuge bestimmt, sondern vor allem für den Betrieb von Dieselgeneratoren, die von Händlern und Haushalten verwendet werden, um die ständigen Stromausfälle des nationalen Netzes zu kompensieren.
Sollte der anhaltende Konflikt zwischen Israel und Palästina weiter eskalieren, könnte Nigeria, das sich von der Wirtschaftskrise nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine noch nicht erholt hat, eine weitere Energiekrise drohen, die wiederum die Regierung zwingen könnte, mehr Geld für Subventionen auszugeben.
Ein weiteres Paradoxon, mit dem das Land konfrontiert ist, besteht darin, dass, sollte es aufgrund der Ausweitung des Konflikts zu einer Unterbrechung der Produktion im Nahen Osten und damit zu einer Verknappung des Rohöls auf den internationalen Märkten kommen könnte, Nigeria aufgrund seiner Produktionsbeschränkungen kaum in der Lage wäre, von dieser Situation zu profitieren. Schon jetzt ist Nigeria nicht in der Lage, seine OPEC-Quote zu erfüllen.
Unter dem Druck steigender Schuldenkosten und hoher Treibstoffpreise versuchen Regierungen in ganz Afrika, die teuren Ölsubventionen abzubauen, doch diese Maßnahmen sind unpopulär und haben nicht nur in Nigeria, sondern auch in Angola Unzufriedenheit ausgelöst. Auch Angola exportiert Rohöl und importiert Erdölprodukte. Im Juni wurden dort mindestens fünf Menschen bei Protesten gegen die nahezu verdoppelten Benzinpreise getötet.
(L.M.) (Fides 10/10/2023)


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