EUROPA/FRANKREICH - Weltweite Tendenz: Zahl der Rüstungsmessen nimmt seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine zu

Freitag, 23 Juni 2023 waffen   papst franziskus  

Paris (Fides) - Diese Woche wurde auf dem Pariser Flughafen Le Bourget der weltweit prestigeträchtigste Luftfahrt-Salon zusammen mit dem britischen in Fanborough eröffnet. Die beiden alle zwei Jahre stattfindenden Veranstaltungen werden im Wechsel abgehalten. Obwohl beide Messen einen großen Bereich für die zivile Luftfahrt haben, sind sie auch ein Schaufenster für die Rüstungsindustrie aus aller Welt, insbesondere für die Luft- und Raumfahrt und die Raketenindustrie.
Neben diesen beiden Großveranstaltungen, deren Ursprünge mehrere Jahrzehnte zurückliegen (die Geschichte der Pariser Messe reicht bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts zurück), finden jedes Jahr in verschiedenen Teilen der Welt Messen statt, die ausschließlich der Rüstungsindustrie gewidmet sind. Dabei handelt es sich um sehr viel jüngere Veranstaltungen in Staaten, die erst in den letzten Jahren eine Rüstungsindustrie aufgebaut haben, deren Produkte durch solche Messen gefördert werden sollen.
Seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine am 24. Februar 2022 bis zum heutigen Tag (23. Juni 2023) wurden nach einer von uns durchgeführten Berechnung mindestens 43 Veranstaltungen dieser Art abgehalten (davon 32 im Jahr 2022, 11 bereits im Jahr 2023 und weitere sind geplant). Von Südafrika bis Tunesien, von Chile bis Brasilien, von Bulgarien bis zur Tschechischen Republik, von den Vereinigten Arabischen Emiraten bis Japan finden Waffenmessen statt, nicht zuletzt auch angeregt durch internationale Spannungen.
Neben dem kommerziellen Interesse, die neuesten Produkte ihrer Rüstungsindustrie zu präsentieren, verfolgen die Gastgeberländer auch ein strategisches Interesse, indem sie versuchen, sich als Referenzpunkt für ihre Region unter den weltweiten Waffenherstellern zu etablieren. Dies wiederum kann multinationale Rüstungsunternehmen dazu veranlassen, in einigen dieser Länder eigene Tochtergesellschaften zu gründen, wodurch der Technologietransfer in die lokale Industrie schrittweise gefördert wird.
Dies ist der Fall in den Vereinigten Arabischen Emiraten, wo seit Jahren die IDEX stattfindet, die größte Waffenmesse im gesamten Nahen Osten und ein Treffpunkt für große und kleine Waffenhersteller aus fast allen Teilen der Welt. Im Laufe der Zeit haben die Emirate dank der Zusammenarbeit mit multinationalen und ausländischen Unternehmen einen bedeutenden militärischen Industriesektor aufgebaut, der in der Lage ist, immer anspruchsvollere Systeme zu liefern. Ziel ist es, nicht nur die nationale Wirtschaft zu diversifizieren, sondern sich auch eine strategische Interventionsfähigkeit zu verschaffen, vor allem im Nahen Osten und in Nordafrika, durch den Verkauf (oder in einigen Fällen die Schenkung) von Rüstungsgütern an Freunde und Verbündete (oder stellvertretend handelnde Kräfte).
Nicht alle Ausstellungen werden von großen internationalen Waffenherstellern besucht: auf kleineren Ausstellungen bieten meist lokaler Hersteller ihre Produkte an, was die fortschreitende Ausweitung der Waffenproduktion zeigt, bei der die Zahl der Länder, die in der Lage sind, immer ausgefeiltere Systeme herzustellen, steigt. Während in den westlichen Ländern eine Zentralisierung der Rüstungsproduktion in großen multinationalen Konzernen stattgefunden hat, haben Staaten, die bis vor einigen Jahrzehnten noch Importeure von Waffen waren, ihre eigenen Industrien entwickelt, die nicht nur (zumindest teilweise) in der Lage sind, den heimischen Markt zu bedienen, sondern auch in weit entfernte Länder zu exportieren
Kurz gesagt, während Papst Franziskus uns daran erinnert, dass "einen großen Teil der Ausgaben für Waffen zu verwenden, bedeutet, sie von etwas anderem wegzunehmen, was wiederum bedeutet, sie jenen wegzunehmen, denen es am Nötigsten fehlt" (Grußwort an die Mitglieder der Hilfsorganisation "Ho avuto sete", 21. März 2022), erhält der weltweite Waffenhandel durch die verschärften internationalen Spannungen neuen Auftrieb.
(L.M.) (Fides 23/6/2023)


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