Desde la Fe
Mexiko-Stadt (Fides) - Drei von zehn Mexikanern arbeiten laut der „Encuesta Nacional de Ocupación y Empleo“ in einem informellen Beschäftigungsverhältnis, d.h. ohne Arbeitsvertrag und damit ohne Zugang zu Sozialleistungen. Die Arbeitsplatzunsicherheit ist in den am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen besonders ausgeprägt. 85 % der indigenen Bevölkerung arbeiten ohne Arbeitsvertrag. Nach Angaben des INEGI (Instituto Nacional de Estadística y Geografía) verdienen Frauen 15 % weniger als Männer in vergleichbaren Positionen und haben Zugang zu weniger Sozialleistungen.
Auf die Ergebnisse der Untersuchung bezieht sich ein Leitartikel, der in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitschrift "Desde la Fe" der Erzdiözese Mexiko veröffentlicht wurde und damit das Thema auf greift, das die mexikanische Bischofskonferenz auch in den Mittelpunkt eines Gebetstag am gestrigen Sonntag, den 16. April, gestellt hatte. "In einer Welt, in der die Preise für grundlegende Produkte und Dienstleistungen aufgrund der Inflation in die Höhe schießen, sind immer mehr Menschen gezwungen, prekäre Arbeitsbedingungen zu akzeptieren, um zu überleben", so „Desde la Fe“.
Unter Berufung auf die Soziallehre der Kirche, wonach Arbeit dem Menschen Würde verleiht, lädt der Leitartikel dazu ein, darüber nachzudenken, was geschieht, wenn die Arbeitsbedingungen gegen die Grundrechte verstoßen. "Die Arbeit aller Bevölkerungsschichten muss ein existenzsicherndes Einkommen ermöglichen, die Möglichkeit bieten, Ersparnisse zurückzulegen, und freie Zeit für kulturelle und Freizeitaktivitäten garantieren. Solange dieses Recht nicht für alle Mexikaner Realität ist, können wir nicht von einem echten Kampf gegen die Ungleichheit oder für ein ganzheitliches Wohlergehen sprechen", heißt es dort.
Die katholische Wochenzeitung schließt sich daher dem Anliegen der mexikanischen Bischofskonferenz an, die die Gläubigen zur Teilnahme am monatlichen Gebetstag am Sonntag, den 16. April, aufgerufen hatte, um Gott zu bitten, "die prekären Verhältnisse und Ungerechtigkeit dieser Art von Arbeit zu ändern und dabei die Rechte der Arbeitnehmer und die Bemühungen der Arbeitgeber anzuerkennen". Die Bischöfe erinnern daran, dass nach Angaben der Organisation „Oxfam“ der Mindestlohn in Mexiko der niedrigste unter den 38 OECD-Ländern ist. Die Covid-19-Pandemie habe die Unsicherheit und Ungerechtigkeit auf dem Arbeitsmarkt weiter verschärft, betonen die Bischöfe und weisen darauf hin, dass Mexiko nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) mit einem Beschäftigungsrückgang von 3,5 % eines der Länder in der Region mit dem größten Verlust an formellen Arbeitsplätzen war.
Die katholische Wochenzeitung ruft daher ebenfalls zur Solidarität im Gebet auf. Die Unternehmen hingegen werden aufgefordert, dem Wohlergehen der Arbeitnehmer im Rahmen ihres Geschäftssystems Priorität einzuräumen, während die Regierung, die Durchsetzung der Arbeitnehmerrechte gewährleisten soll. Schließlich zitiert die katholische Wochenzeitschrift die Worte von Papst Franziskus und bittet um Gebete, "dass es niemandem an Arbeit mangelt und jeder gerecht entlohnt wird und die Würde der Arbeit und die Schönheit der Freizeit genießen kann".
Nach Angaben des INEGI lagen die monatliche Inflationsrate im März 2023 bei 0,27 % und die jährliche Rate bei 6,85 %. Die Arbeitslosenquote der erwerbstätigen Bevölkerung lag bei 2,8% (Februar 2023).
(SL) (Fides 17/4/2023)