AMERIKA/ARGENTINIEN - Zum Fest des heiligen Kajetan: Priester aus Arbeitervierteln schlagen Alarm in Sachen Arbeitslosigkeit

Mittwoch, 7 August 2024 ortskirchen   heilige   arbeit   arbeitslosigkeit   wirtschaft  

Tiempo Argentino

Buenos Aires (Fides) - Arbeit ist ein "Ordnungskriterium" für das individuelle und familiäre Leben. Aber heute fallen in Argentinien die Möglichkeiten der Arbeit "wie die Steine beim Domino-Spiel". Dies betonen die Priester der „Villas Miseria“ und der argentinischen Arbeiterviertel in einem Appell anlässlich des Festes des San Kajetan von Thiene, des "Heiligen des Brotes und der Arbeit", der den argentinischen Gläubigen sehr am Herzen liegt und dessen Fest am 7. August von zahlreichen Pilgern in der ihm geweihten Wallfahrtskirche im „Barrio Lieners“ am Stadtrand von Buenos Aires mit besonderer Hingabe gefeiert wird.
Das Heiligtum des im italienischen Vicenza geborenen heiligen Kajetan ist den argentinischen Arbeitern und dem Volk seit der Blütezeit der peronistischen Gewerkschaftsbewegung ans Herz gewachsen. Den Heiligen, dem Freund der Prostituierten und der von Wucherern bedrängten Elenden, haben die Argentinier immer um "pan y trabajo", Brot und Arbeit, gebeten.
Ohne direkt auf die Wirtschaftspolitik der Regierung einzugehen, umschreiben die Priester, die in der Arbeiterseelsorge tätig sind, mit besorgniserregenden Daten die Auswirkungen der wirtschaftlichen Maßnahmen auf das Leben immer größerer Teile der argentinischen Bevölkerung: "Staatsbedienstete", so heißt es in ihrer Botschaft, "wurden entlassen und finden keine Arbeit mehr. Viele Menschen in unseren Arbeitervierteln waren auf Baustellen oder in Gelegenheitsjobs beschäftigt, die es nicht mehr gibt. Viele Beschäftigte von Genossenschaften, deren Verträge gekündigt wurden, sind ins Elend gestürzt“. „In unserer pastoralen Mission", fügen die Priester hinzu, "sehen wir die dringende Notwendigkeit, uns als Gesellschaft zusammenzuschließen, um der Beschäftigung Priorität einzuräumen“. Der Niedergang der argentinischen Industrie, der lokalen Märkte und der Volkswirtschaft habe „eine Spur von Menschen am Straßenrand hinterlassen". Und die Wirtschaft, so betonen die Priester, "wird nicht wieder auf Kurs gebracht, indem man nur die großen Zahlen der Makroökonomie anpasst".
Die Priester der „Villas Miseria“ und der Arbeiterviertel appellieren an "die Regierenden der verschiedenen Gerichtsbarkeiten", an "die Unternehmer" und an "die verschiedenen sozialen Akteure", einen breiten Konsens zu suchen, "um positive Maßnahmen zugunsten unserer arbeitslosen Brüder und Schwestern zu ergreifen". Das Dokument der Priester schließt mit einer Anrufung von des heiligen Kajetan, dass der Heilige des "pan y trabajo" "die Dankbarkeit derjenigen annimmt, die eine anständige Arbeit haben, und Fürsprache für diejenigen einlegt, die keine haben".
Auch Papst Franziskus hat in den 15 Jahren seiner Amtszeit als Erzbischof von Buenos Aires am Fest des Heiligen Kajetan stets die heilige Messe im Heiligtum gefeiert. "Es gibt Schmerzen und Sorgen. Es gibt Schmerzen und Leiden, die nach Rache schreien: die des verweigerten Lohns, die des Mangels an Arbeit", sagte er am 7. August 2006 und fügte hinzu: "Die Schmerzen aufgrund von Ungerechtigkeit schreien nach Rache, weil sie Schmerzen sind, die vermieden werden können, indem man einfach gerecht ist, indem man den Bedürftigsten hilft, indem man Arbeit schafft, ohne zu stehlen, ohne zu lügen, ohne zu viel zu kassieren, ohne auszunutzen". Zwei Jahre später, im Jahr 2008, sagte er an die Gläubigen gewandt: "Nun, stelle ich euch eine Frage: Ist die Kirche ein Ort, der nur den Guten offensteht?" Und alle im Chor: "Nein!" "Wird hier jemand hinausgeworfen, weil er schlecht ist? Nein, im Gegenteil, wir nehmen sie mit mehr Zuneigung auf. Jesus hat uns das gelehrt. Stellt euch also vor, wie geduldig das Herz Gottes mit jedem von uns ist". Am Ende der Messe ging Kardinal Bergoglio jedes Mal die Schlange der Gläubigen - Hunderttausende - entlang, die seit Stunden geduldig warteten, um den Heiligen zu verehren. Soweit er sie erreichen konnte, umarmte er einen nach dem anderen, erzählte Witze, hörte sich Geschichten und Probleme an, segnete Kinder, Rosenkränze, Fotos kranker Angehöriger und die Bäuche schwangerer Frauen, die er stets sanft aufforderte, ihre ungeborenen Kinder bald taufen zu lassen.
(GV) (Fides 7/8/2024)


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