AFRIKA/ALGERIEN - Auf Anweisung der Behörden: Caritas Algerien beendet Tätigkeit

Dienstag, 27 September 2022 ortskirchen   caritas   migranten   islam   ngo  

Algier (Fides) - Die katholische Kirche in Algerien gibt mit Bedauern die Schließung aller karitativen Aktivitäten und Einrichtungen der Caritas Algerien ab dem 1. Oktober 2022 bekannt. Diese "vollständige und endgültige" Schließung wird in einem Kommuniqué des Erzbistums Algier bekannt gegeben, das von Erzbischof Paul Desfarges, dem Emeritus von Algier und Präsident des algerischen Diözesanverbandes, unterzeichnet wurde. In dem Kommuniqué, das in einem formellen Stil verfasst wurde, heißt es schlicht, dass die Maßnahme auf Wunsch der algerischen Behörden ergriffen wurde. „Selbstverständlich", so heißt es in dem Text, "bleibt die katholische Kirche ihrem karitativen Auftrag im Dienste der Geschwisterlichkeit treu", und zwar "in Verbindung mit allen Menschen guten Willens".
Das Kommuniqué zitiert aus dem Vorwort des „Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt“, das am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi von Papst Franziskus und dem sunnitischen Scheich Ahmed al Tayyeb, Großimam der Al Azhar-Universität, unterzeichnet wurde: "Der Glaube lässt den Gläubigen im anderen einen Bruder sehen, den man unterstützt und liebt. Aus dem Glauben an Gott, der das Universum, die Geschöpfe und alle Menschen – aufgrund seines Erbarmens – mit gleicher Würde erschaffen hat, ist der Gläubige gerufen, diese menschliche Brüderlichkeit zum Ausdruck zu bringen, indem er die Schöpfung und das ganze Universum bewahrt und jeden Menschen unterstützt, besonders die am meisten Bedürftigen und die Ärmsten“. „Die katholische Kirche", so schließt das vom emeritierten Erzbischof von Algier unterzeichnete Kommuniqué, "möchte all jenen danken, die im Laufe der Jahre und auf unterschiedliche Weise dazu beigetragen haben, dieses Werk im Dienste der Schwächsten und des algerischen Volkes zu unterstützen“.
Die Entscheidung, die Aktivitäten von Caritas Algerien einzustellen, wurde von den zuständigen algerischen Behörden getroffen, ohne den Bischöfen der katholischen Kirche Algeriens eine ausführliche offizielle Begründung zu geben. Lokale Quellen äußerten gegen Fides, dass die Caritas vermutlich Gegenstand dieser restriktiven Maßnahmen wurde, weil sie als ausländische Nichtregierungsorganisation betrachtet wird. Alle Mitteilungen des Innenministeriums enthielten allgemeine Hinweise auf die Tatsache, dass die katholische Kirche angeblich eine nicht zugelassene Organisation "deckt", die in „illegale“ Aktivitäten verwickelt ist, ohne jedoch konkrete Hinweise auf irgendwelche Gesetzesartikel zu geben, gegen die angeblich verstoßen wurde.
Vertreter der lokalen katholischen Gemeinde schließen hingegen aus, dass die von den algerischen Behörden auferlegten Maßnahmen durch Gefühle der Feindseligkeit gegenüber der katholischen Kirche und ihrer Präsenz im Land genährt werden. Vielmehr sehen sie einen Zusammenhang mit der allgemeinen Politik der Restriktionen, die in letzter Zeit gegen ausländische und multinationale NROs verhängt wurden. Die algerischen Behörden haben dabei die die Einzigartigkeit der Caritas als karitativer Arm der katholischen Kirche nicht in Betracht gezogen, eine Einzigartigkeit, die sie ihrem Wesen nach und "nach dem Gesetz" von Nichtregierungsorganisationen unterscheidet, einschließlich derjenigen, die im Bereich der humanitären Hilfe und Unterstützung tätig sind.
Die Initiativen der Caritas Algerien wurden zugunsten der schwächsten Teile der algerischen Bevölkerung, von denen sich 97 Prozent zum Islam bekennen, konzipiert und umgesetzt. Caritas Algerien hat sich dabei auch stetes mit dem Phänomen der Migranten befasst und vor allem kranken Menschen und Minderjährigen mit transparenten Hilfsprogrammen unterstützt.
(GV) (Fides 27/9/2022)


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