Algier (Fides) - Mit 94,65% der abgegebenen Stimmen wurde der scheidende Präsident Abdelmadjid Tebboune bei der Wahl am 7. September zum Staatsoberhaupt Algeriens wiedergewählt (vgl. Fides 6/9/2024).
Das Ergebnis wird jedoch von der Opposition und der unabhängigen Presse angefochten. Die algerische französischsprachige Tageszeitung „Le Matin“ spricht in einem gestern, 8. September, veröffentlichten Leitartikel von einem „sowjetischen Prozentsatz“, mit dem Tebboune wiedergewählt wurde.
Die beiden einzigen Herausforderer waren der Islamist Abdelali Hassani Cherif von der Bewegung für die Gesellschaft des Friedens (algerischer Ableger der Muslimbruderschaft) und Youssef Aouchiche, Sekretär der historischen Oppositionspartei Front der Sozialistischen Kräfte (Front des Forces socialistes, FFS), die 3,17 % bzw. 2,16 % der abgegebenen Stimmen erhielten.
Da die Wiederwahl von Tebboune als sicher galt, war die eigentliche Unbekannte der Wahl die Wahlbeteiligung. Der Präsident wollte von einer größeren Zahl von Wählern wiedergewählt werden als bei den Wahlen 2019. Dem Leiter der Unabhängigen Nationalen Wahlbehörde (ANIE), Mohamed Charfi, wird nun von allen drei Kandidaten, also auch von Präsident Tebboune, vorgeworfen widersprüchliche Angaben zur Wahlbeteiligung gemacht zu haben.
Charfi hatte am 7. September eine „durchschnittliche Wahlbeteiligung von 48 % bei Schließung der Wahllokale“ angegeben, ohne jedoch die Zahl der Wähler im Verhältnis zu den mehr als 24 Millionen registrierten Wählern zu nennen. Den Prozentsatz (und nicht den „Durchschnitt“) der Stimmen aus dem Ausland hatte Charfi mit 19,57 % angegeben (2019 waren es 8,69 %).
Im Gegensatz zur Wahlbeteiligung, die berechnet wird, indem die Zahl der Wähler durch die Gesamtzahl der registrierten Wähler geteilt wird, spiegelt die durchschnittliche Wahlbeteiligung, die berechnet wird, indem die Summe der Wahlbeteiligungen der „Wilayas“ (der insgesamt 58 algerische Provinzen) durch 58 geteilt wird, nicht die Realität vor Ort wider.
Der 78-jährige Tebboune versucht, sich als „populärer“ Präsident zu profilieren, indem er eine höhere Wahlbeteiligung als bei früheren Wahlen angibt. Die Statistiken der ANIE zwangen ihn jedoch, gemeinsam mit seinen beiden Herausforderern die Ergebnisse in Frage zu stellen. Die drei Kandidaten gaben gemeinsam eine Erklärung ab, in der sie den ANIE-Präsidenten beschuldigten, widersprüchliche Ergebnisse zu verkünden.
(L.M.) (Fides 9/9/2024)