ASIEN/HEILIGES LAND - Ölberg soll in Nationalpark aufgenommen werden: Kirchenvertreter fordern Stopp des Projekts

Montag, 21 Februar 2022 mittlerer osten   ortskirchen   ostkirchen   heilige stätten   jerusalem   krisengebiete  

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Jerusalem (Fides) - Der Ölberg in Jerusalem soll nach einer von der israelischen Regierung geplanten Erweiterung zukünftig innerhalb der Grenzen des Nationalparks liegen. Dabei handelt es sich um Land, das der christlichen Kirchen im Heiligen Land gehört, das sich in diesem Gebiet befindet, das den Christen in aller Welt sehr am Herzen liegt. Die zur Umsetzung des Projekts unternommenen Schritte haben die Kirchen des Heiligen Landes dazu veranlasst, den israelischen Umweltminister in einem Brief zu bitten, das Projekt zu stoppen.
Das bisher nicht veröffentlichte Erweiterungs-Projekt trägt die Nummer 101-674788 und würde nach seiner Umsetzung die Grenzen des Nationalparks um einen großen Teil des Ölbergs und weitere Teile des Cedron- und Hinnom-Tals erweitern. Das von der israelischen Behörde für Parks und Natur (Inpa) auf den Weg gebracht Projekt wird voraussichtlich am 2. März dem Planungsausschuss der Stadt Jerusalem zur vorläufigen Genehmigung vorgelegt.
In der Zwischenzeit hat der griechisch-orthodoxe Patriarch von Jerusalem Theophilos III. zusammen mit Pater Francis Patton, Kustos der Franziskaner im Heiligen Land, und Nourhan Manougian, armenischer Patriarch von Jerusalem, in einem gemeinsamen Schreiben vom Freitag, den 18. Februar, den israelische Umweltminister Tamar Zandberg gerichtet und gebeten, sich für einen Stopp des Projekts einzusetzen. „Obwohl der Plan offiziell von der Inpa vorgelegt wird", heißt es in Auszügen aus dem Brief, der von der Online-Zeitung „The Times of Israel“ zitiert wurde, "hat es den Anschein, dass er von Einrichtungen vorgeschlagen, entwickelt und gefördert wird, deren einziges offensichtliches Ziel darin besteht, eine der heiligsten Stätten des Christentums zu verstaatlichen und ihren Charakter zu verändern". In dem Schreiben hochrangiger Kirchenvertreter wird das Projekt als "brutal" bezeichnet: "Unter dem Vorwand, Grünflächen zu schützen", heißt es in dem Brief unter anderem, "scheint der Plan einer ideologischen Agenda zu dienen, die den Status und die Rechte der Christen in Jerusalem leugnet".
Das von den drei Vertretern der Jerusalemer Kirchen unterzeichnete Schreiben wurde auch den Generalkonsuln von Frankreich, der Türkei, Italien, Griechenland, Spanien, dem Vereinigten Königreich, Belgien und Schweden zur Kenntnisnahme übermittelt.
Nach Angaben von Inpa-Sprechern dient das Projekt lediglich dem Schutz des natürlichen und historischen Erbes des Gebiets unter Umweltgesichtspunkten und würde die Eigentumsrechte von Privatpersonen oder kirchlichen Einrichtungen, denen das Land gehört ist, nicht formal berühren.
Der Nationalpark „Jerusalemer Mauern“ - so die „Times of Israel“ - wurde in den 1970er Jahren eröffnet. Bei dem damaligen Projekt wurde vermieden, einen großen Teil des Gebiets um den Ölberg einzubeziehen, dem Ort, an dem die Passion Christi ihren Anfang nahm und an dem sich heute mehr als ein Dutzend christlicher Kirchen und Stätten befinden. Schon damals hatten die Behörden eine "zweite Phase" des Projekts in Erwägung gezogen, die auf eine Erweiterung des Nationalparks abzielte, aber diese Option wurde damals angesichts der Besonderheit des Gebiets auf Eis gelegt. Mehr als fünf Jahrzehnte später wird das Expansionsprojekt nun wieder aufgegriffen, während Mitglieder regierungskritischer Gruppen in Israel vermuten, dass damit die palästinensische Präsenz in den umstrittenen Gebieten Ost-Jerusalems schrittweise verringert werden soll. Diesen Analysten zufolge ist der Plan, den Nationalpark zu erweitern, auch Teil einer umfassenderen nationalistischen Strategie zur "Einkreisung" der Altstadt von Jerusalem.
(GV) (Fides 21/2/2022)


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