Vatican Media
Von Pater Ibrahim Faltas (ofm)*
Jerusalem (Fides) - Papst Franziskus erinnerte mit einer einfachen Gebets- und Gedenkstunde an das Treffen zwischen dem Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde Abu Mazen und dem Präsidenten des Staates Israel Schimon Peres am 8. Juni 2014.
Im Jahr 2014 sprach Papst Franziskus ein Gebet, das die Friedensmission seines Pontifikats zutiefst widerspiegelt.
Papst Franziskus betete mit diesen Worten:
„Herr, Gott des Friedens, erhöre unser Flehen!
Viele Male und über viele Jahre hin haben wir versucht, unsere Konflikte mit unseren Kräften und auch mit unseren Waffen zu lösen; so viele Momente der Feindseligkeit und der Dunkelheit; so viel vergossenes Blut; so viele zerbrochene Leben; so viele begrabene Hoffnungen… Doch unsere Anstrengungen waren vergeblich. Nun, Herr, hilf Du uns! Schenke Du uns den Frieden, lehre Du uns den Frieden, führe Du uns zum Frieden!
Öffne unsere Augen und unsere Herzen, und gib uns den Mut zu sagen: „Nie wieder Krieg!“…
Und mögen diese Worte – Spaltung, Hass, Krieg – aus dem Herzen jedes Menschen verbannt werden! Herr, entwaffne die Zunge und die Hände, erneuere Herzen und Geist, damit das Wort, das uns einander begegnen lässt, immer „Bruder“ laute und unser Leben seinen Ausdruck finde in „Shalom, Frieden, Salam“! Amen“.
Papst Franziskus gelang es nicht, die beiden Präsidenten zusammenzubringen, als er als Pilger das Heilige Land besuchte, aber er lud sie zwei Wochen später zusammen mit dem Ökumenischen Patriarchen Bartholomäus I. zu einem historischen Treffen in den Vatikan ein.
Im Jahr 2014 wurde ein Olivenbaum gepflanzt, und im Jahr 2024 ist dieser Baum gewachsen und gediehen, aber er braucht immer noch und immer wieder Pflege und lebenswichtiges Wasser. Das kontinuierliche Engagement von Papst Franziskus und sein ständiges Zeugnis für den Frieden hat die ganze Welt erreicht, und hat der Menschheit Hoffnung gegeben, aber diejenigen, die die Waffen stoppen sollten und müssen, bleiben taub für jeden Appell.
Genau einen Monat später, am 8. Juni 2014, begann ein Konflikt, der fünfzig Tage andauerte. Nach einem Friedenstreffen waren wir wieder in der Hölle des Krieges. Auch in diesem Konflikt gab es viele Tote, mehr als zweitausend, darunter 500 Kinder. Während dieses Konflikts verloren auch ein italienischer Journalist, Simone Camilli, und andere ausländische Helfer und Freiwillige ihr Leben.
Ich besuchte den Gazastreifen im August 2014, kurz nachdem die endgültige Waffenruhe verkündet wurde. Die Zerstörung und das Leid waren nach 50 Tagen Krieg offensichtlich und schmerzhaft.
Ich kann mir Gaza jetzt, nach 250 Tagen Krieg, nicht vorstellen.
Es hat viele Versuche gegeben, das Heilige Land und den Nahen Osten wieder zu stabilisieren. Viele missachtete Friedensabkommen. Den Abkommen von Camp David und Oslo, den verschiedenen Protokollen und Memoranden folgte stets eine Zunahme von Gewalt und Hass.
Seit 76 Jahren und vor allem in den letzten Jahren konnten Konflikte und Spannungen nicht vermieden werden; im Gegenteil, das Heilige Land befindet sich immer noch im Krieg, und es sind acht schreckliche und verheerende Monate vergangen.
Ich frage mich: Wer stellt sich dem Frieden in den Weg? Warum sucht man nicht den Frieden?
Die Antwort lautet: Man will keinen Frieden, man sucht keine Lösungen, weil man ein Interesse daran hat, den Weg des Todes fortzusetzen, ohne Interesse an der Achtung des Lebens.
"Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes genannt werden". Jesus fordert uns in der Bergpredigt nicht auf, "friedlich" zu sein, er fordert uns auf, Friedensstifter zu sein. Jeder von uns ist verantwortlich, wenn er sich nicht dafür einsetzt. Diejenigen, die für den Krieg verantwortlich sind und weiterhin Hass und Gewalt ausüben, werden sich vor ihrem Gewissen, vor Gott und vor der Geschichte verantworten müssen.
(Fides 8/6/2024)
*Vikar der Kustodie im Heiligen Land