SyriacPress
Qamishli (Fides) - In der syrischen Stadt Amuda, nahe der Grenze zur Türkei und 30 Kilometer von Qamishli entfernt, fand vom 10. bis 11. Januar die Erste Internationale Konferenz der Religionen und Glaubensgemeinschaften in Mesopotamien statt, an der muslimische, christliche, jesidische und alawitische Gelehrte und Konferenzteilnehmer aus Syrien und anderen Ländern teilnahmen. „Auf der Grundlage der zweitägigen Reden und Debatten", so Abdul Rahman Badrakhan, Mitglied des Veranstaltungskomitees, gegenüber dem Fernsehsender Suroyo TV, "diskutierten die Teilnehmer der Konferenz über die Entscheidungen, die getroffen werden müssen, um den Weg des friedlichen Zusammenlebens zu beschreiten. Und sie erörterten den Beitrag, den die Glaubensgemeinschaften zu den Prozessen leisten können, die notwendig sind, um den Frieden zu sichern und die Grundsätze der Demokratie und des friedlichen Zusammenlebens in der Gesellschaft zu festigen".
Abgesehen von den positiven Absichtserklärungen der Teilnehmer sind auch der Ort, an dem die Veranstaltung stattfand und die Namen der lokalen und internationalen Vertreter, die an der Veranstaltung teilnahmen, von besonderer Bedeutung in einem syrischen Kontext, in dem die konkurrierenden Strategien sowohl regionaler Akteure als auch globaler Mächte aufeinanderprallen.
Die Stadt Qamischli befindet sich im Nordosten Syriens in einer Region, die der Kontrolle der Regierung in Damaskus entzogen wurde und der so genannten Autonomen Verwaltung Nordostsyriens untersteht, die von den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) regiert wird, einem während des Syrienkonflikts gebildeten Bündnis kurdisch geführter Kräfte und Milizen, das die Absicht bekundet, in der Region eine säkulare und demokratische Regierung mit föderalistischem Gepräge einzusetzen.
An der Konferenz nahmen auch Vertreter der Syrischen Unionspartei (SUP) teil, einer politischen Organisation, die sich als Vertreterin der lokalen syrisch-christlichen Gemeinschaften versteht und sich seit Beginn des Syrienkonflikts mit den kurdischen Kräften verbündet hat, die eine treibende Kraft bei der Entwicklung der Autonomie in dieser Region waren und sind.
Das gesamte Gebiet ist weiterhin schweren Übergriffen der türkischen Armee ausgesetzt. Die Regierung in Ankara will verhindern, dass in den grenznahen syrischen Gebieten eine von kurdischen politischen Kräften und Milizen kontrollierte autonome Einheit entsteht. In den letzten Monaten haben die türkischen Militäroperationen deshalb auch Städte und Dörfer im Khabur-Tal getroffen, die traditionell von Christen bewohnt werden. Während des interreligiösen Treffens in Amuda verurteilte Abdul Karim Sarukhan, Mitglied der Islamischen Demokratischen Konferenz, die jüngste türkische Bombardierung der Stadt Kobanê und erinnerte an die bei diesem Luftangriff getöteten Zivilisten.
Nadine Maenza, Präsidentin des US-amerikanischen Komitees für internationale Religionsfreiheit (USCIRF), nahm ebenfalls an der Konferenz teil und äußerte sich via Twitter zufrieden über den Erfolg der Initiative. Nach Angaben von SyriacPress bezeichnete der syrisch-katholischen Patriarchen Mor Ignace Youssif III. Younan, in seiner Botschaft an die Konferenzteilnehmer die Initiative als "eine Plattform zur Förderung der Liebe zwischen den Religionen".
In Syrien, das immer noch von einer Nachkriegszeit voller ungelöster Spannungen und dem Leid von Millionen schutzloser Menschen überschattet wird, bedauerten die Konferenz der Religionen im Zweistromland, dass die Fragen der Religionsfreiheit und des Schutzes der verschiedenen Glaubensgemeinschaften zu einem Terrain geworden sind, auf dem sich widersprüchliche Strategien und Propaganda regionaler und globaler politischer Akteure gegenüberstehen und miteinander konkurrieren.
(GV) (Fides 14/1/2022)