ASIEN/LIBANON - Erwartungen und Fragen im Hinblick auf das Treffen von Papst Franziskus mit Vertretern der christlichen Kirchen im Vatikan

Montag, 31 Mai 2021 mittlerer osten   ostkirchen   krisengebiete   sektierertum   papst franziskus   geopolitik  

Beirut (Fides) - Im Libanon lösen die Worte von Papst Franziskus beim Angelusgebet am gestrigen Sonntag, 30. Mai, zunächst Verwunderung, Hoffnungen und Erwartungen aus, werfen aber auch einige Fragen auf. „Am kommenden 1. Juli werde ich mich im Vatikan mit den Hauptverantwortlichen der christlichen Gemeinschaften im Libanon treffen, um einen Tag lang über die beunruhigende Situation des Landes sprechen und um gemeinsam für das Geschenk des Friedens und der Stabilität zu beten“, so Papst Franziskus. „Ich vertraue diese Gebetsintention der Fürsprache der Muttergottes an, die im Heiligtum von Harissa verehrt wird“, fuhr er fort. Schon jetzt sollten alle Menschen als Vorbereitung des Treffens im Vatikan für eine bessere Zukunft des Libanon beten, appellierte der Papst.
Unterdessen kämpft der Libanon seit langem mit einer systemische Krise, die die Existenz der libanesischen Gesellschaft zu untergraben scheint: Wie lokalen Quellen gegenüber Fides betonen, weckt die Ankündigung des Papstes in verschiedenen kirchlichen Gruppen auch Fragen und Überlegungen im Hinblick auf den Umfang und die Tragweite des bevorstehenden vom Papst einberufenen Gipfels auf. Zunächst frage man sich im Libanon, welche und wie viele „Vertreter der im Libanon anwesenden christlichen Gemeinschaften" an dem Treffen mit dem Papst am 1. Juli teilnehmen werden. Die libanesischen Medien halten unterdessen die des maronitischen Patriarchen Béchara Boutros Raï, des syrisch-katholischen Patriarchen Ignace Youssif III. und des apostolisch-armenischen Patriarchen Aram I. sowie des melkitisch-griechisch-katholische Patriarchen Youssef Absi für wahrscheinlich. Auch der griechisch-orthodoxe Patriarch Yohanna X. Yazigi oder ein Vertreter könnte zusammen mit Pastor Joseph Kassab, dem Präsidenten des Obersten Rates der Evangelischen Gemeinden im Libanon und in Syrien, an dem Treffen teilnehmen. Unwahrscheinlich, wenn nicht ausgeschlossen scheint hingegen die Teilnahme christlicher Politiker. Darüber hinaus bleibt abzuwarten, ob das Treffen Gelegenheit bietet, allgemeine Überlegungen zum aktuellen Zustand des Landes und der libanesischen christlichen Gemeinschaften auszutauschen oder ob sich die Aufmerksamkeit des Gipfels auf bestimmte Punkte konzentriert.
Indirekte Auswirkungen auf den Inhalt des im Vatikan einberufenen Treffens könnte auch die Beendigung des politischen Stillstands im Libanon haben, der seit Oktober letzten Jahres den designierten Premierminister, den sunnitischen Saad Hariri, an der Bildung einer neuen Regierung hindert. Darüber hinaus könnte das Treffen die Gelegenheit bieten, den bereits von Papst Franziskus geäußerten Wunsch nach einem Besuch im Libanon genauer zu erörtern.
(GV) (Fides 31/5/2021)


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