ASIEN/NAHER OSTEN - Ökumenischer Kirchenrat: Internationale Gemeinschaft muss „armenische Seele“ von Bergkarabach schützen

Dienstag, 24 November 2020 mittlerer osten   ostkirchen   Ökumene   kriege   krisengebiete   nationalismen  

Beirut (Fides) - Die Vereinbarung, die am 10. November den bewaffneten Konflikt in Berg-Karabach beendet, "gewährleistet keinen klaren, nachhaltigen und dauerhaften Frieden für die Region". Die internationale Gemeinschaft müsse auch das Schicksal von Kirchen und Klöstern garanieren die "die steinerne Seele" dieser Region darstellten, die ein historisches Siedlungsgebiet für armenische Christen sei, das jetzt zu den Grenzen Aserbaidschans gehöre. Dies betont Rat der Kirchen im Nahen Osten (MECC) in einer Botschaft mit dem Titel "Gerechtigkeit für Artsakh", die damit den armenischen Namen oberen Karabach aufgreift. Laut MECC ist die erzielte Einigung fragil und gewährleistet nur, ein "angespanntes Zusammenleben" ohne "verlässliche Grundlagen" für "einen dauerhafteren Frieden". In dem Aufruf spricht der Ökumenische Rat der Kirchen des Nahen Ostens die "beteiligten Parteien" und internationale Institutionen an, die gebeten werden, sicherzustellen, dass zunächst ein Waffenstillstand garantiert wird, um das Leben von Tausenden von Menschen vor Gefahren zu retten. Darüber hinaus äußert sich das MECC, zu dessen Gründungsmitgliedern auch die armenischen Kirchen gehören, besorgt über das Schicksal und die Glaubenspraktiken der Bevölkerung, die jetzt in Berg-Karabach "allen Arten von Vergeltungsmaßnahmen ausgesetzt sein könnten". Die Befürchtungen des ökumenischen Körpers der Kirchen im Nahen Osten erstrecken sich auch auf das immense christliche Erbe der in dieser Region verstreuten Kirchen und Klöster, die nun "zerstört und sogar von der Landkarte gestrichen werden könnten". In diesem Zusammenhang fordert das MECC alle internationalen Organisationen auf, "die steinerne Seele in Artsakh zu schützen, wo die Gläubigen das Recht auf Selbstbestimmung haben wie jede andere Nation und jedes andere Volk auf der Welt". Der MECC hofft, dass Prozesse eingeleitet werden, die darauf abzielen, in diesem geopolitisch schwierigen Gebiet "eine neue regionale Ordnung zu entwerfen, von der alle am aktuellen Konflikt beteiligten Parteien profitieren können".
Nach der Einigung über den Waffenstillstand, die mit der entscheidenden Vermittlung Russlands erzielt wurde, wurden ausdrücklich die Achtung der christlichen Kultstätten und die Notwendigkeit, das "normale kirchliche Leben" in den Gebieten zu bewahren, die unter direkter aserbaidschanischer Kontrolle stehen sollen, garantiert. Dazu fordert der russische Präsidenten Wladimir Putin den aserbaidschanischen Präsidenten Ilham Aliyev im Rahmen eines Telefongesprächs auf: Der aserbaidschanische Präsident seinerseits garantierte Schutz und freien Zugang zu allen Kirchen und Klöstern von Berg-Karabach (vgl. Fides 18/11/2020). Russische Soldaten, die als "Friedenstruppen" in der Region stationiert wurden, richteten Ersuchen der lokalen Bevölkerung eine militärische Garnison in der Nähe des berühmten Dadivank-Kloste in Kelbecer ein (siehe Foto).
Der 1974 in Nikosia gegründete und derzeit in Beirut ansässige Kirchenrat des Nahen Ostens hat das Ziel, das Zusammenwirken der christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten in Fragen von gemeinsamem Interesse zu fördern und will zur Überwindung konfessioneller Konflikte beitragen. Ungefähr dreißig Kirchen und kirchliche Gemeinschaften der katholischen, der orthodoxen, der ostorthodoxen (zu der auch die armenisch-apostolische Kirche gehört) und der evangelischen Kirche gehören dem ökumenischen Rat an.
(GV) (Fides 24/11/2020)


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