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von Gianluca Frinchillucci
Beirut (Fides) - Lea Akoury, Witwe eines Soldaten, der 2007 bei einem Einsatz gegen den Terrorismus ums Leben kam, hat ihre Trauer in ein Chorprojekt umgewandelt und einen Verein gegründet, der libanesische Waisenkinder, Kinder gefallener Soldaten, zusammenbringt, um eine Botschaft des Friedens und der Freundschaft zum Ausdruck zu bringen.
„Ich wurde in einem christlichen Dorf geboren, das von muslimischen Dörfern umgeben ist. Als ich meinen Mann, einen Offizier der libanesischen Armee, kennenlernte, entdeckte ich bei seinen Kollegen ein außergewöhnliche Verbundenheit: Was zählte, war der Mensch, nicht seine Religion“, sagt Lea.
Nach dem Tod ihres Mannes beschloss sie, die Familien dieser Soldaten, nicht nur die christlichen, zu helfen, indem sie eine auf Liebe und gegenseitiger Hilfe basierende Gemeinschaft schuf.
„Unsere Religion lehrt uns, alle Menschen zu lieben und ihnen zu helfen“, betont sie, und „das ist die Botschaft, die wir vermitteln wollen, das, was die Kirche uns gelehrt hat und was Papst Franziskus verkörpert: Glaube, Hoffnung, den anderen willkommen heißen. In dieser Zeit brauchen wir die Präsenz seiner Stimme für den Frieden“.
Seit 2015 leitet Lea einen Chor, der ursprünglich gegründet wurde, um am Vatertag im Libanon an die Väter der Kinder und Jugendlichen zu erinnern. Durch das Singen sollten diese Jugendlichen das Trauma des Verlusts überwinden und der Welt ihre Geschichte erzählen.
Das Chor-Projekt, das zunächst mit 80 auf Arabisch singenden Kindern und Jugendlichen begann, ist mit Unterstützung der Beobachtermission der Vereinten Nationen im Libanon (United Nations Interim Force in Lebanon, UNIFIL) gewachsen und der Chor absolvierte Auftritte auch in Frankreich und Italien. Der überkonfessionelle Chor vereint junge Menschen verschiedener Glaubensrichtungen und singt heute auf Arabisch, Italienisch, Englisch, Französisch und Spanisch.
In diesen Wochen bereitet sich der Chor auf eine Reise nach Italien vor, wo 15 Jugendliche aus verschiedenen Regionen des Libanon bei Konzerten in einem römischen Krankenhaus und in Forlì auftreten werden. Unterstützt wird der Chor dabei von Alessandro Salvi vom Malteserorden, der Leas Verein seit Jahren unterstützt und unter anderem libanesischen Waisenkindern ein Studium in Italien ermöglicht.
„Diese Reise ist ein Symbol für die Resilienz“, erklärt Lea. „Die Jungen werden auf gefährlichen Straßen unterwegs sein, um zum Flughafen zu gelangen, aber die Begeisterung derer, die in Italien auf uns warten, gibt uns Kraft.“
Mit Hilfe der italienischen Armee haben die Kinder und Jugendlichen ihr italienisches Repertoire erweitert, was für sie nicht nur eine künstlerische Herausforderung, sondern auch eine kulturelle Brücke darstellt. „Die italienischen Soldaten sind für die Jugendlichen zu Bezugspersonen geworden, ein bisschen wie die Väter, die sie verloren haben“, betont Lea.
„In dieser Zeit ist es wichtiger denn je, für den Frieden zu singen und zu sagen: Genug ist genug! Wir verdienen es, in Frieden zu leben. Wir haben so viele Opfer gebracht, Kriege und Leid erlebt. Jetzt ist es an der Zeit, unser Land mit einem starken Staat wiederaufzubauen, in dem alle vor dem Gesetz gleich sind“, betont sie.
Bei einem der letzten Konzerte sagte Lea: „Singen ist unser Gebet für den Frieden. Trotz des Schmerzes in unseren Herzen wollen wir zeigen, dass es möglich ist, eine positive Botschaft in die Welt zu tragen. Unsere Kinder und Jugendlichen singen nicht nur, sondern erzählen durch die Musik auch von ihrem Leben und den Opfern ihrer Väter“.
Der Libanon, der einst als „Juwel des Nahen Ostens“ bezeichnet wurde, befindet sich heute in einer tiefen Krise.
„Wir leben in Angst und Ungewissheit und verlassen uns auf die Vorsehung“, gesteht Lea. „Wir sind in einem dunklen Tunnel gefangen, aber wir bleiben in unserem Land mit Widerstandskraft.“
Lea hat die Tragödie des Verlustes selbst erlebt: Ihr Mann starb bei einem Zusammenstoß mit Terroristen in einem Flüchtlingslager, und hinterließ sie mit vier kleinen Kindern. „Das Singen half uns, den Schmerz zu überwinden und ihn in eine Botschaft an die Welt zu verwandeln: Wir wollen Frieden!“.
Wenn man singt, sagt sie, „ist das wie ein Gebet. Es ist unsere Art, unsere Stimme zu erheben und der Welt eine Botschaft zu übermitteln: Wir haben so viele Opfer gebracht, um in Frieden zu leben. Das ist unser Wunsch und unser Gebet“.
„Der Libanon ist ein kleines Land, aber voller Schönheit und Gastfreundschaft. Wir hoffen, dass unsere Freunde in der ganzen Welt unsere Stimme sein können, um diesem Land zu helfen, endlich in Frieden zu leben“, so Leas Wunsch.
Der Chor bringt legt mit seiner Musik auch ein starkes Zeugnis der Freundschaft, der Widerstandsfähigkeit und des Glaubens, das hoffentlich über die Grenzen hinaus ausstrahlt und Hoffnung für die Zukunft des Libanon und der Welt weckt.
(Fides 26/11/2024)
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