AFRIKA/ÄTHIOPIA - Untergraben ethnische Konflikte die Sabilität des Landes?

Montag, 1 Februar 2021 kriege   nationalismen  

Addis Abeba (Fides) – In der äthiopischen Provinz Tigray sind seit November letzten Jahres als 2 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen, nach dem die Region zu einem Kriegsschauplatz zwischen den regulären äthiopischen Streitkräften und den Milizsoldaten der Tigray People's Liberation Front (TPLF) geworden ist. Laut UNICEF ist Unterernährung die häufigste Todesursache in Kliniken in der Stadt Shire, wo die Situation besonders ernst ist. Darüber hinaus verschärft der Preisanstieg in Tigray die Situation: Laut dem jüngsten Bericht des Statistischen Zentralamtes des Landes liegt die Inflation in der Provinz bei 30,3%, und ist damit doppelt so hoch wie der nationale Durchschnitt, und bei einigen Grundprodukten wie Teffmehl sogar bei 140%. Der Leiter der Nationalen Kommission für Katastrophenrisikomanagement, Mitiku Kassa, erklärte, dass angemessene Vorbereitungen getroffen wurden, um 2,5 Millionen Bürgern in der Region Tigray zu helfen: "Die Regierung hat 311.526 Zentner Weizen, 60.000 Zentner Mehl und 1,7 Millionen Liter Öl zur Verfügung gestellt". Die humanitäre Situation könnte sich weiter verschärfen, wenn zutrieft, wass das eritreische Informationsportal „Arbi Harnet“ vermutet, nämlich dass Vorbereitungen für eine erneute Offensive in Tigray zur endgültigen Vernichtung der TPLF bereits im Gange sind.
An der Grenze zwischen Äthiopien und dem Sudan sieht es nicht besser aus. Der Sudan fordert Äthiopien nachdrücklich auf, seine Truppen so bald wie möglich von der sudanesischen Grenze abzuziehen, während Sprecher des sudanesischen Außenministeriums erklärte: "Der Sudan tut viel, aber wir werden nicht über unser Land verhandeln." Der Stabschef der Armee, General Birhanu Jula, erklärte unterdessen, dass "eine dritte Partei hinter der Verletzung der Souveränität Äthiopiens durch die sudanesische Armee steckt".
Schließlich könnten die Konflikte zwischen den drei wichtigsten Volksgruppen - Amhara, Oromo und Tigray - das ganze Land ins Chaos stürzen. Konkurrierende ethnische Gruppen dominieren seit den späten 1960er Jahren die politische Landschaft Äthiopiens und sind eine Folge der Idee von Äthiopien als "Museum der Völker", in dem jede Gruppe "ein abgegrenztes System und eine einzigartige Kultur" hat. Die von der TPLF in Auftrag gegebene äthiopische Verfassung war ein Beispiel dafür wie auf ethnischer Grundlage das Prinzip der Ethnizität und eine ethnische Identität geschaffen werden kann (die es vorher so nicht gab).
Ethnisch geprägte Politik ist eines der Probleme, die eine leistungsorientierte Führung effektiv untergraben. Es wird viel Zeit, viel Sorgfalt und intensive Aufmerksamkeit seitens der internationalen Gemeinschaft erfordern, dem entgegenzusteuern und sich entscheiden muss, welches Äthiopien sie in Zukunft will: Unschlüssigkeit ist dabei nicht erlaubt.
(F.F.) (Fides 1/2/2021)


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