AMERIKA/CHILE - Katholiken und Volksentschied: “Wir können Quelle des Friedes, der Geschwisterlichkeit und der Einheit sein”

Freitag, 2 Oktober 2020 wahlen   bischöfe   coronavirus  

Concepción (Fides) - Am 25. Oktober findet in Chile eine Volksabstimmung statt, bei der die Bürger darüber entscheiden, ob die Verfassung geändert werden soll und welcher Mechanismus für ihre Ausarbeitung angewandt werden sollen, falls ihre Änderung genehmigt wird (vgl. Fides 29/08/2020). Der Erzbischof Fernando Chomali Garib von Concepción, wendet sich dazu in einen Brief an die Gläubigen der Erzdiözese, um sie bei ihrer Reflexion über die Entscheidung zu begleiten, die "von größter Bedeutung ist und mit einer breiten Vision angegangen werden muss, die an das Gemeinwohl denkt und die Würde der menschlichen Person im Blick hat", wobei er daran erinnert, dass die Verfassung eines Landes "die Mutter aller Gesetze" ist.
Der Erzbischof bittet die Katholiken des Landes und alle Männer und Frauen guten Willens, "wählen zu gehen, ihre Stimmen zu Gehör zu bringen, sich ohne Angst, mit Hoffnung und Vertrauen auszudrücken. „Wenn es eine große Teilnahme an der Volksabstimmung gibt wird die Demokratie gestärkt", so der Bischof, der daran erinnert, dass das Interesse an öffentlichen Angelegenheiten bereits bei den Kirchenvätern sehr groß war, und zitiert in diesem Zusammenhang den heiligen Don Bosco, der daran erinnert, dass Glaubende berufen sind, "gute Christen und ehrliche Bürger" zu sein.
"Viele Leute haben mich gefragt, welche Option sie wählen sollen, um mit dem erklärten Glauben übereinzustimmen“, so der Erzbischof. In diesem Zusammenhang sei es wichtig zu klarzustellen, dass es nicht Angelegenheit der Kirche ist, zu sagen, welche Option man wählen soll. Dies wäre ein klarer Gewissensmissbrauch. „Politik und Kirche sind auf ihrem Gebiet unabhängig und autonom, obwohl beide auf unterschiedliche Weise im Dienst der persönlichen und sozialen Berufung des Menschen stehen“, so der Erzbischof, der alle einlädt, eine Wahl zu treffen, die mit dem "Gemeinwohl" vereinbar ist und die möglichen Optionen im Lichte all dessen zu prüfen, „was die Würde des Menschen und die Stärkung der Demokratie fördert und auf die tiefsten Wünsche von Männern und Frauen eingeht und der Familie und der Gemeinschaft dient“, betont er „Die Abstimmung muss frei und bewisst sein, und die gewählte Alternative muss das Ergebnis der Unterscheidung in bestem Wissen und Gewissen sein“.
Der Erzbischof bittet diesbezüglich alle, "sich gut zu informieren, zu studieren, zu diskutieren, das Gewissen angemessen zu bilden", und dafür sei es wichtig, die Verfassung, ihre Entstehung und ihre Geschichte zu kennen und auf die gleiche Weise über die möglichen zukünftigen Folgen der getroffenen Wahl nachzudenken. Er erinnerte daran, dass "die Bischöfe von Chile bekräftigt haben, dass Frieden die Frucht der Gerechtigkeit ist und ein gerechtes Land nicht durch rechtswidrigen Druck oder Gewalt aufgebaut werden kann".
Die Wahl findet trotz der Covid-19-Pandemie statt, weshalb Erzbischof Chomali abschließend bemerkt: "Es ist jedermanns Aufgabe, absolut geschützt zu sein, um nicht zu infizieren und nicht infiziert zu werden" und „Es ist die Aufgabe des Staates, die hygienischen Bedingungen zu schaffen, damit die Abstimmung keine Quelle einer möglichen Ansteckung ist“. Der Volksentscheid sei für Katholiken "eine großartige Gelegenheit, ein Zeichen für Kultur und bürgerliche Freundschaft zu setzen. Das Zeugnis eines jeden von uns in dieser Zeit, die das Land erlebt, kann eine Quelle des Friedens, der Geschwisterlichkeit und der Einheit sein. Mit einer vorbildlichen Haltung werden wir zeigen, dass Dialog, friedliches Zusammenleben und Vereinbarungen möglich sind".
(SL) (Fides 2/10/2020)


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