ASIEN/PAKISTAN - “In Pakistan nehmen religiöse Intoleranz und Extremismus zu”

Dienstag, 25 August 2020 religiöse minderheiten   religionsfreiheit   verfolgung   christentum   islam   hinduismus   menschenrechte   zivilgesellschaft   ngo  

Karatschi (Fides) - „Extremismus und Unsicherheit sind die Hauptprobleme für in Pakistan lebende religiöse Minderheiten. Tag für Tag sind die religiösen Minderheiten Pakistans Aggressionen ausgesetzt, während die Auswirkungen von religiösem Extremismus und Fundamentalismus zu spüren sind, die zu verschiedenen Formen der Verfolgung führen, einschließlich der erzwungenen Bekehrung von Frauen aus religiösen Minderheiten", so Christian Sabir Michael, Präsident des "Research Advocacy and Social Training Institute" in Karatschi und Dozent für Menschenrechte und den Schutz religiöser Minderheiten gegenüber Fides. Wie Professor Michael betont, standen diese Themen im Mittelpunkt des "Nationalen Tages der religiösen Minderheiten“, der am 11. August in Pakistan gefeiert wird, um an die bekannte Rede zu erinnern, die Ali Jinnah, der Gründer Pakistans, am 11. August 1947 vor der verfassunggebenden Versammlung hielt, in der er religiösen Minderheiten bei der Gründung Pakistans ihre legitimen Rechte garantierte.
Michael erinnert an einige der jüngsten Episoden: die brutale Ermordung des Christen Nadeem Joseph (vgl. Fides 02/07/2020) und die Ermordung eines Mannes aus der Ahmadia-Gemeinde, der in einem Gericht in Peshāwar vor dem Richter getötet wurde: Tahir Ahmed Naseem (57) war aufgrund des Blasphemiegesetzes vor Gericht gestellt worden, als ein junger Mann den Gerichtssaal betrat und ihn tötete. In diesem Zusammenhang verweist er auch auf die Unterbrechung des Baus eines Hindu-Tempels in der Hauptstadt Pakistans (vgl. Fides 01/08/2020) durch islamische Fundamentalisten, die sich gegen den Bau nicht-islamischer Kultstätten wehrten. Darüber hinaus stellt er fest, dass "Anschläge auf zwei Kirchen in der Provinz Punjab verübt wurden“ und betont „Alle diese Episoden sind ein Zeichen für wachsenden religiösen Extremismus und Intoleranz in Pakistan".
Laut Sabir Michael "muss noch viel getan werden, um das hasserfüllte Narrativ in den Lehrbüchern der pakistanischen Schulen zu beseitigen: Sie vermitteln den Kindern Hass und Verachtung und definieren Hindus und Christen als Ungläubige". "Diese Bücher lehren auch, dass Christen 'Agenten der westlichen Welt' und Hindus 'Spione für Indien' sind“, betont er, „und damit Menschen, denen man nicht trauen kann."
"Die Entführung und erzwungene Bekehrung hinduistischer und christlicher Mädchen im Teenageralter, nimmt in den Provinzen Sindh und Punjab ebenfalls zu“, beklagt er. „Dieses Phänomen ist eine Bedrohung für die Sicherheit und den Wohlstand religiöser Minderheiten“, so der Aktivist, der daran erinnert, dass „laut dem jüngsten Bericht der Menschenrechtskommission Pakistans (HRCP), der im April 2019 veröffentlicht wurde, durchschnittlich 1.000 nichtmuslimische Mädchen jedes Jahr entführt und vergewaltigt werden, wobei man sie schließlich dazu zwingt, einen viel älteren Mann zu heiraten. Viele der Mädchen, die zu diesen Ehen gezwungen wurden, sind jünger als 18 Jahre“. „Es wäre dringend erforderlich, dass die Institutionen sicherstellen, dass diese Angriffe auf religiöse Minderheiten abnehmen. Während der Blockade aufgrund von Covid-19 haben sie jedoch rasch zugenommen: Es liegt in der Verantwortung der Regierung, ihre Pläne und Strategien zum Schutz und zur Gewährleistung der legitimen Rechte der in Pakistan lebenden religiösen Minderheiten zu überarbeiten“, so Michael abschließend.
Wie die NGO "Minority Rights Group International" (MRG) berichtet, "setzt sich die religiöse Diskriminierung im privaten und öffentlichen Bereich fort und manifestiert sich auch in einigen Sektoren der Regierung, selbst während Covid-19". Es gebe Hinweise darauf, "dass die soziale Diskriminierung aufgrund von Religion und Weltanschauung fortbesteht, was einen starken Einfluss auf das tägliche Leben der Betroffenen hat". "Die wiederholte Veröffentlichung von Stellenanzeigen, die bestimmte schlecht bezahlte und gering qualifizierte Arbeitsplätze auf religiöse Minderheiten beschränken, ist nur ein Beispiel für diese alltägliche Realität", heißt es in dem Bericht. MRG ist besorgt über“ Hassreden aufgrund von Religion oder Weltanschauung, die auch im Internet veröffentlicht werden, sowie über die Art und Weise, in der Diskriminierung die Chancengleichheit in Bildung, Arbeit, Wirtschaft untergräbt und letztendlich für viele wieder zu Armut führt".
"In Anerkennung der in der Verfassung Pakistans verankerten Grundrechte, einschließlich der Religionsfreiheit und der Gleichheit der Bürger, die durch die Artikel 20 und 25 der Verfassung garantiert werden“, fordert die Nichtregierungsorganisation die pakistanische Regierung auf, „Schritte in Richtung Gleichstellung und Inklusion für alle Bürger Pakistans zu unternehmen".
(AG-PA) (Fides 25/8/2020)





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