Brasilia ( Fides) – Eine Gruppe von 152 brasilianischen Bischöfen -ungefähr ein Drittel der Mitglieder der brasilianischen Bischofskonferenz hat einen „Brief an das Volk Gottes“ veröffentlicht, in dem Staatspräsident Jair Bolsonaro scharf kritisiert wird sowohl für seinen Führungsstil bei der Covid-19 Pandemie als für die politische Orientierung der Regierung.
„Brasilien befindet sich in der schwierigsten Zeit seiner ganzen Geschichte, die sich mit einem „perfekten Sturm“ vergleichen lässt, der bedauerlicherweise nicht aufgehalten werden kann. Grund dafür ist die Kombination von einer beispiellosen Krise im Gesundheitsbereich, einem ungeheuren Zusammenbruch der Wirtschaft sowie der Spannung, die über den Grundlagen der Republik hängt, der wesentlich durch den Staatspräsidenten und anderen Kräften in der Gesellschaft ausgelöst wurde, was zu der tiefgehenden Krise in Politik und Regierungsvermögen geführt hat“, heißt es in dem Dokument.
Entsprechend der Fides überstellten Note sollte das Schreiben bereits Ende Juli veröffentlicht werden, wurde aber zunächst zur Überarbeitung an den Ständigen Rat der Brasilianischen Bischofskonferenz (CNBB) gegeben. Allerdings wurde die Note durch die sozialen Netzwerke bereits vor der Genehmigung der CNBB verbreitet. So verbleit die Verantwortung bei den Unterzeichnern.
„Wir sind Bischöfe der katholischen Kirche aus verschiedenen Regionen Brasiliens, in enger Verbindung mit Papst Franziskus und seinem Lehramt, sowie in völliger Übereinstimmung mit der brasilianischen Bischofskonferenz, die sich bei der Erfüllung ihrer Evangelisierungsmission stets für die Geringsten, für Recht und Frieden einsetzt“, heißt es in dem Brief.
„Vor eben diesem Horizont positionieren wir uns gegenüber der aktuellen Realität in Brasilien. Wir haben weder politische, noch Partei,- oder Wirtschaftsinteressen, ebenso wenig wie ideologische oder andere. Unser einziges Interesse ist das in unserer Geschichte präsente Reich Gottes mit dem Ziel, bei der Schaffung einer strukturell gerechten, brüderlichen und solidarischen Gesellschaft als einer Kultur der Liebe voranzukommen“.
Dieses Szenarium von gefährlichen Sackgassen, die unserem Land eine harte Probe auferlegen, verlangt von ihren Institutionen, den Leadern und Bürgerorganisationen ideologische Reden“ mehr Dialog als geschlossene ideologische Reden“.
Die Bischöfe sind der Ansicht, dass „ das System der derzeitigen Regierung nicht das menschliche
Wesen und das Wohl aller in den Mittelpunkt stellt, sondern die hartnäckige Erhaltung der Interessen einer „mörderischen Wirtschaft“:
Und in direkter Anspielung auf ein Thema, das Verantwortung der Kirche ist, aber auch direkt an Präsident Bolsonaro, wird in dem Dokument hinzugefügt, dass „auch die Religion zur Manipulation benutzt wird von Gefühlen und Überzeugungen, um Spaltungen herbeizuführen, Hass zu verbreiten, Spannungen zwischen den Kirchen und ihren Verantwortlichen zu schüren. Es schließt mit der Ermahnung, dass jegliche Verbindung zwischen Religion und Macht im laizistischen Staat verhängnisvoll ist, und vor allem die Verbindung zwischen fundamentalistischen religiösen Gruppen und der Aufrechterhaltung der totalitären Macht“.
(CE) (Fides 6/08/2020)