Pretoria (Fides) - Die bisher bestätigten Covid 19-Fälle sind etwas mehr als tausend und die Toten können an einer Hand gezählt werden, aber in Südafrika ist die Pandemie trotzdem besonders beängstigend. "Das Virus”, so Pater Pablo Velasquez von den Scalabrini Missionaren in Johannesburg “ist sehr besorgniserregend. Erschreckend ist vor allem die Ausbreitung der Epidemie, aber auch die möglichen soziale Folgen der Quarantäne".
Die Dekrete des südafrikanischen Präsident Cyril Ramaphosa sehen die Aussetzung der wirtschaftlichen Aktivitäten und eine Ausgangssperre vor. Für die Mittelschicht und die reichere Klasse ist dies kein Problem. "Die wohlhabenden Bevölkerungsgruppen”, so Pater Pablo weiter,”verfügen über wirtschaftliche Ressourcen und Beschäftigungsgarantien, die sie schützen und ihnen helfen, die Richtlinien einzuhalten. Dies gilt aber nicht für die ärmsten Bevölkerungsgruppen."
Die Slumbewohner südafrikanischer Großstädte leben von kleinen Geschäften oder arbeiten als Haushaltshilfen oder ähnliches und sie haben keinen Schutz. "Für sie“, fährt Pater Pablo fort, “bedeutet Arbeitstage zu verlieren, dass sie nichts verdienen und daher kein Einkommen haben, um Lebensmittel für die Familie zu kaufen. Deshalb wurden die Maßnahmen in den Townships nicht mit Begeisterung aufgenommen." Zudem begünstigt das enge Zusammenleben vieler Menschen die Verbreitung des Virus.
Besonders dramatisch ist der Zustand der Zuwanderer, die 7,5% der Bevölkerung ausmachen. "In dieser Zeit der Ausgangssperre“, so Pater Filippo Ferraro, ein Scalabrini Missionar aus Kapstadt, “haben Migranten Schwierigkeiten, die Aufenthaltserlaubnis zu erneuern, und riskieren daher, in der Illegalität zu enden. Darüber hinaus können sie nicht arbeiten und haben daher kein Geld für den Kauf von Lebensmitteln".
Während die Polizei durch die Wohnviertel patrouillierte, wurden Soldaten in Kriegsausrüstung in die großen Slums geschickt. "Das Schließen eines Slums”, so Pater Filippo, “ist wie das Schließen eines kochenden Kessels: es besteht Explosionsgefahr."
Vor diesem Hintergrund ist auch das Gesundheitssystem nicht in der Lage eine Epidemie zu bewältigen. "Das südafrikanische Gesundheitsystem” so Pater Filippo abschließend, „ähnelt dem amerikanischen, bei dem die beste Versorgung nur denjenigen garantiert wird, die es sich wirtschaftlich leisten können. Daher ist der größte Teil der armen Bevölkerung gezwungen, sich an die wenigen öffentlichen Strukturen zu wenden. Aber diese sind bereits überlastet. Das Risiko besteht darin, dass es nicht genügend Einrichtungen gibt, um die Ausbreitung des Virus zu bewältigen."
(EC) (Fides 3/4/2020)